Aufstiegspflicht, Etatdeckelung, Punktesystem und die Eingliederung der Teams der Deutschen Ringerliga: Diese Themen sorgen derzeit für Unmut im deutschen R...
Aufstiegspflicht, Etatdeckelung, Punktesystem und die Eingliederung der Teams der Deutschen Ringerliga: Diese Themen sorgen derzeit für Unmut im deutschen Ringersport. Auch Oliver Dürr, Vorsitzender des AC Lichtenfels, kritisiert einen Großteil der Pläne des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) und sorgt sich im Fall eines Aufstiegs um die Zukunft seines Vereins.
Was fällt Ihnen spontan zum Stichwort "DRB" ein?Oliver Dürr: Nicht viel. Katastrophe.
Der DRB ist verantwortlich für die Aufstiegspflicht in die Bundesliga. Wie sehen Sie den personellen und finanziellen Unterschied zwischen Oberliga und Bundesliga?Das sind Welten. Das ist schlimmer als der Unterschied in der Fußball-Bundesliga zwischen Bayern München und dem SC Freiburg. Beim Ringen lässt sich fehlende individuelle Klasse nicht über eine geschlossene Mannschaftsleistung ausgleichen, denn am Ende heißt es auf der Matte immer Eins-gegen-Eins. Da entscheidet dann eben die Qualität der Athleten. Und diese Qualität wird durch den Preis bestimmt, den der Verein dem Ringer zahlt.
Was würde ein Aufstieg in die Bundesliga für den AC Lichtenfels bedeuten?Das wäre das Ende unseres Vereins. Dazu wären wir weder finanziell noch personell in der Lage. Wir sprechen von sechsstelligen Summen, die da fehlen. Wir müssten 100 000 bis 150 000 Euro investieren, um einigermaßen mithalten zu können.
Bei dieser Summe reden wir also noch nicht von einem gesicherten Mittelfeldplatz in der Bundesliga?Nein, wenn man eine solche Summe investiert, bedeutet das, dass man nicht Woche für Woche abgeschlachtet wird. Die Logisitik und Manpower die erforderlich wäre, ist unglaublich. Ringer auf diesem Niveau müssen für die Kämpfe eingeflogen oder mit dem Auto abgeholt werden. Diese Koordination ist mit einem extremen personellen Aufwand verbunden. Deren Gehälter müssen abgerechnet werden, die Sozialversicherungsbeiträge korrekt abgeführt werden. Dazu kommen die weiten Fahrten. Von Westendorf nach Lübtheen sind es etwa 800 Kilometer. Das ist Wahnsinn.
Wie lässt sich der Aufstieg verhindern?Aktuell läuft in der Oberliga folgender Wettkampf: Wie verliere ich am besten? Die Tabelle ist dicht zusammengedrängt, aber keiner will am Ende auf dem Aufstiegsplatz stehen.
Und wie verliert man am besten?Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Die unsicherste Variante ist, eine schwache Mannschaft aufzustellen. Besser ist, zu spät zur Waage zu kommen - das bedeutet automatisch ein 40:0 für den Gegner. Oder ich schicke bewusst ein unvollständiges Team zum Kampf. Freising ist beispielsweise nur mit acht Mann in Hof angetreten.
Das neue Punktesystem soll die Deckelung des Etats ablösen. Eine sinnvolle Idee?Die Etatdeckelung ist ein Witz. Dann wird der Ringer eben in der Firma eines Sponsors angestellt und kassiert so sein Gehalt, umgeht aber die Budgetgrenze. Das Punktesystem ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Wie gut die Verteilung der Punkte die Stärke der Ringer widerspiegelt, wird man nach einer Saison sehen. Es ist aber definitiv ein guter Ansatz.
Was wäre ein sinnvolle Änderung der Ligastruktur?Eine zweite Liga wäre zu begrüßen. Dann fehlen aber vielleicht wieder Mannschaften in der Bundesliga, weil es insgesamt zu wenig Vereine gibt.
Was halten Sie von der Aufstockung der Bundesligastaffeln von sieben auf zehn Vereine?Mehr Vereine bedeuten mehr Kampftage. Das ist ein Nachteil für finanzschwache Vereine, weil die dann ihre Ringer öfter bezahlen müssen. Sinnvoll wären weniger Teams, dafür anschließende Play-Offs. Da können sich jene Teams duellieren, die um den Titel kämpfen.
Bei der Tagung des Bayerischen Ringerverbands soll ein Antrag auf die Aussetzung der Aufstiegspflicht gestellt werden. Ist das sinnvoll?Es ist ein guter Versuch, den wir als AC Lichtenfels auch unterstützen. Es wird aber nicht funktionieren. Der DRB entscheidet. Und der DRB hat bereits deutlich gemacht, dass ein Verein aus der bayerischen Oberliga aufsteigen soll.
Das Gespräch führte
Felix Mock