Eggolsheim — Als am 3. August 1963 der Grundstein für die neue evangelische Kirche in Eggolsheim gelegt wurde, stand ihr Name schon fest: Eine "Friedenskirche" sollte es werden.
Der Name wurde offenbar mit Bedacht gewählt - und das hat auch etwas mit der Geschichte und der Herkunft der Menschen zu tun, für die sie bestimmt war. Viele von ihnen waren während und nach dem zweiten Weltkrieg als Flüchtlinge in die Gegend gekommen.
Sie hatten ihre Erfahrungen von Krieg und Leid, von Flucht und Vertreibung mitgebracht, mussten ihren Platz in der rein katholisch geprägten neuen Heimat erst einmal finden. Ihre Sehnsucht nach Frieden kommt im Namen dieser Kirche zum Ausdruck.
Der Name "Friedenskirche" hatte in Schlesien, der Heimat vieler Gemeindeglieder, einen ganz besonderen Klang, denn exakt drei "Friedenskirchen" wurden den "Protestanten" dort nach dem Ende des 30-jährigen Krieges im Westfälischen Frieden von 1648 zugestanden, als die Gegend im Zuge der Gegenreformation wieder katholisch wurde. Die beiden noch existierenden Kirchen gehören heute zum Unesco-Weltkulturerbe.
Im Gottesdienst zur Weihe der neuen Kirche am 19. Juli 1964 wurde - so ist der Chronik zu entnehmen - die Vision vom neuen Jerusalem aus der Offenbarung des Johannes verlesen: "Gott wird bei den Menschen wohnen, sie werden sein Volk sein; Tod, Leid, Schmerz werden nicht mehr sein." Der Text mündet in die große Verheißung "Siehe, ich mache alles neu!"
In den 50 Jahren seit ihrem Bau wurde die Eggolsheimer Friedenskirche vielen Menschen zur Heimat, als Ort gelebten Glaubens, der Gemeinschaft, des ehrenamtlichen Engagements, an
Wendepunkten des Lebens: Taufe, Trauung, Konfirmation, als Ort des Abschieds von geliebten Menschen.
Vieles hat seitdem die Welt verändert, angefangen vom Vietnamkrieg, bis zur Perestroika und dem Fall des eisernen Vorhanges.
Im Wunsch nach Frieden seien die Menschen in Franken vereint mit jenen, die Friedenskirchen in Schlesien, Oberfranken oder an anderen Orten bauten. "Möge die kleine Eggolsheimer Friedenskirche auch für zukünftige Generationen ein einladender Ort sein, an dem die Sehnsucht nach Gottes neuer Schöpfung wach gehalten und an dem einen oder anderen Punkt schon Realität wird", unterstrich Ulrich Bahr in einer kleinen Gedenkfeier.