Der Mindestlohn steigt ab Januar um 35 Cent auf jetzt 9,19 Euro pro Stunde - und mit ihm der Verdienst von 2270 Menschen in Bamberg. So viele Beschäftigte arbeiten hier derzeit zum gesetzlichen Lohn-M...
Der Mindestlohn steigt ab Januar um 35 Cent auf jetzt 9,19 Euro pro Stunde - und mit ihm der Verdienst von 2270 Menschen in Bamberg. So viele Beschäftigte arbeiten hier derzeit zum gesetzlichen Lohn-Minimum. Auch die Wirtschaft in der Stadt profitiert: Die Kaufkraft wächst durch das Mindestlohn-Plus in diesem Jahr um rund 540 000 Euro. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit und beruft sich auf eine aktuelle Analyse des Pestel-Instituts aus Hannover, das die Auswirkungen der Mindestlohn-Entwicklung regional untersucht hat.
"Mal ins Kino oder essen gehen. Und auch mal etwas Neues für den Haushalt anschaffen - fast jeder Euro, den Mindestlohn-Beschäftigte am Monatsende extra haben, fließt in den Konsum. Und einen Großteil davon geben sie vor Ort aus", berichtet Michael Grundl von der NGG-Region Oberfranken in der Pressemitteilung. Denn wer zum untersten Lohn arbeite, könne nichts auf die hohe Kante legen.
Für den Gewerkschafter ist der gesetzliche Mindestlohn aber auch nach der aktuellen Erhöhung zu niedrig: "Selbst für eine Vollzeitkraft ist es extrem schwer, mit dem Mindestlohn klarzukommen. Gerade dann, wenn auch noch Kinder im Haushalt leben. Und bei steigenden Mieten sowieso", so Grundl. Die NGG fordere deshalb ein deutlich stärkeres Mindestlohn-Plus. Erst in einer Größenordnung von mehr als zwölf Euro pro Stunde werde die Lohnuntergrenze "langsam armutsfest".
Grundl sieht bei den Löhnen "Luft nach oben" und die Arbeitgeber in der Pflicht: "In Branchen wie dem Gastgewerbe und dem Bäckerhandwerk gehen trotz guter Wirtschaftslage selbst Fachkräfte oft nur mit dem gesetzlichen Minimum nach Hause." Messlatte sei aber nicht der Mindestlohn, sondern der Tariflohn. Grundl prangert die zunehmende Tarifflucht als Hauptgrund dafür an, "dass seit Jahren viel zu viele Menschen im Niedriglohnsektor gefangen sind". red