Stockheim — Otto Heinleins Stimme wird unruhig, fast zitternd, als er von den Toten an der Grenze bei Heinersdorf berichtet. Seiner Zählung nach müssen es mindestens 15 gewesen sei...
Stockheim — Otto Heinleins Stimme wird unruhig, fast zitternd, als er von den Toten an der Grenze bei Heinersdorf berichtet. Seiner Zählung nach müssen es mindestens 15 gewesen sein, von einigen kennt er die Namen. Als er auf die Killer zu sprechen kommt, die die Flüchtenden mit Gewehrsalven umbrachten, wird sein Tonfall vorwurfsvoll und anklagend: "Das waren die Stalin-Schüler. Die wollten sich besonders hervortun und haben auf alles geschossen, was sich bewegt hat", beschreibt er die Grausamkeit besonders der Sowjetsoldaten in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg.
Drei schlimme Schicksale Otto Heinlein erinnert an drei besonders grausame Schicksale:
1. Da gab es einen schwerhörigen alten Bauern, der mit seinem Pferdegespann Mist fahren wollte.
Eine Streife der sowjetischen Besatzungsarmee rief von hinten, er solle anhalten, was der Mann aber wegen seiner Schwerhörigkeit nicht verstehen konnte. Kurzerhand mähten ihn die Soldaten mit einer MP-Salve vom Kutschbock.
2. Ein Mann wurde bei einem Fluchtversuch nahe Heinersdorf angeschossen und fiel in den Tettaubau. Die Soldaten fischten ihn raus und legten den Schwerverletzten auf eine Bahre. Da sie ihn für tot hielten, trugen sie ihn zum Heinersdorfer Leichenhaus. Am nächsten Morgen war der Mann wirklich tot, aber er hatte sich auf der Bahre umgedreht, was zeigte, dass er noch am Leben war, als er im Leichenhaus abgestellt wurde.
3. Ein Bräutigam wollte zusammen mit Freunden in der Nacht vor der Hochzeit in Welitsch Lebensmittel holen. Die Rucksäcke vollgepackt, traten sie den Rückweg an. Der Grenzübertritt in Richtung Heinersdorf wurde von Soldaten bemerkt und der Bräutigam erschossen. Am Tag seiner Hochzeit lag er auf der Bahre im Leichenhaus.
fs