Elke Klemenz und ihre Mitstreiterinnen sind in Fürth angetreten, faire Mode marktfähig zu machen. Im dortigen Welthaus bieten sie ausgesuchte Kleidung an, machen Bildungsarbeit und haben ein Projekt in Indien angestoßen, das junge Schneiderinnen unterstützt.
Elke Klemenz kennt die Textilindustrie. Seit rund 30 Jahren arbeitet die Fürtherin in der Branche, deren ausbeuterische und ungerechte Produktionsbedingungen in Fernost allgemein bekannt sind, aber vom Endverbraucher in der Regel hingenommen werden. Ändern könne man ja doch nichts, denkt so mancher Konsument.
"Doch", entgegnet Klemenz. "Man kann sich von Kopf bis Fuß mit fairen Standards kleiden."
Die 53-Jährige gründete im Frühjahr 2013 in Fürth die Firma FARCAP, ein Fachgeschäft für öko-faire Mode. "Ich möchte einfach faire Mode marktfähig machen", sagt sie. Schon damals hatte sie Kontakte zur Eine-Welt-Bewegung.
Wer heute den Laden in der Gustavstraße betritt, stößt auf eine fließende Kombination und Kooperation: das Angebot des Weltladens zusammen mit der FARCAP-Mode. Eine kleine, aber feine Auswahl von Kleidungsstücken für Damen und Herren, aber auch für Kinder.
Siegel ist nicht gleich Siegel
Modisch, zum Teil elegant, gut tragbar - rein äußerlich unterscheidet sich das FARCAP-Angebot nicht von einer herkömmlichen Boutique. Wer genau hinsieht, entdeckt aber einen entscheidenden Unterschied - auf dem Etikett. Die angebotene Kleidung trägt Siegel für Ökologie oder Faire Arbeitsbedingungen. Klemenz stellt klar, dass Siegel nicht gleich Siegel ist. "Man kann in der Textilbranche 90 Prozent der Siegel beiseite legen, weil sie sich nur selber prüfen." Schließlich könne man viel behaupten.
Zu den Siegeln, auf die Klemenz setzt, gehören GOTS, Bluesign, Fair Wear, Fair Trade und WFTO. Ein Siegel allein genüge kaum. "Die einen konzentrieren sich auf die Ökostandards, die anderen auf die Arbeitsbedingungen", erklärt die Firmengründerin. Ein allumfassendes Siegel scheitere daran, dass der Kontrolleur zugleich Agraringenieur, Textilchemiker und Sozialarbeiter sein müsste. Für das im Herbst von Entwicklungshilfeminister Gerd Müller eingeführte staatliche Siegel "Grüner Knopf" ist es laut Klemenz zu früh, dieses zu beurteilen. "Ein Schritt in die richtige Richtung, aber leider nicht verbindlich."
"Wir haben Kriterien, nach denen wir auswählen, wo wir einkaufen", berichtet Klemenz. Als erstes werde bewertet, welche Zertifikate der Lieferant habe. Die Auswahl sei zuletzt größer geworden. "Wir können es uns mittlerweile sogar leisten, kritischer zu sein", sagt die Modeanbieterin. Bei den rund 20 Lieferanten, auf die FARCAP setzt, seien Sozialstandards höher bewertet als ökologische.