Fränkische Behörde verrät: So viele Prostituierte arbeiten aktuell in Bayern

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Sollte Prostitution ein legales Gewerbe sein? Und was bringt die Meldepflicht? Das Thema polarisiert wie eh und je. Eine gute Datenbasis für die Debatte gibt es zwar nicht, trotzdem hat das Fürther Landesamt für Statistik nun neue Zahlen veröffentlicht.

Die Zahl der offiziell registrierten Prostituierten in Bayern ist zum Jahresende 2022 auf rund 4500 gestiegen. Das seien etwa 12 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilte das Fürther Landesamt für Statistik am Montag (18. September 2023) mit. Damit lag die Zahl der gemeldeten Sexarbeiterinnen aber immer noch deutlich unter dem Niveau vor Corona: Zum Jahresende 2019 waren es demnach mehr als 8100.

Seit der Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes 2017 sind Prostituierte verpflichtet, ihre Tätigkeit anzumelden. Bordelle benötigen eine Betriebserlaubnis. Seitdem erhebt das Landesamt Daten zum Prostitutionsgewerbe. Demnach ging die Zahl der Prostitutionsgewerbe zum Jahresende 2022 im Vergleich zum Vorjahr weiter zurück - um rund 6 Prozent auf mehr als 420. Vor der Corona-Pandemie waren es noch fast 100 Bordelle mehr.

Wieder mehr gemeldete Prostituierte in Bayern - Streit um Sexarbeit entfacht

Von den gemeldeten Prostituierten Ende 2022 war mehr als ein Drittel in München tätig. Fast 87 Prozent aller in Bayern registrierten Sexarbeiterinnen stammte aus dem Ausland, am häufigsten aus Rumänien. Der Großteil war von 21 und bis unter 45 Jahre alt. Wie viele Sexarbeiterinnen es wirklich sind, steht aber auf einem anderen Blatt: Viele sind illegal tätig. Über die Meldepflicht - und über Prostitution an sich - wird jetzt wieder verstärkt gestritten.

Unionsfraktionsvize Dorothee Bär nannte in der Bild-Zeitung die Zahl 250.000. Die Organisation Doña Carmen, die sich für die Rechte von Sexarbeiterinnen einsetzt, geht realistisch von 90.000 aus. Der Verband deutscher Laufhäuser schätzt die Zahl auf maximal 60.000. Die weitaus meisten Prostituierten arbeiteten seit Corona in illegalen Wohnungen, Hotels und dem unerlaubten Straßenstrich.

Doña Carmen findet die Statistik "völlig unbrauchbar": Schon allein wegen der erheblichen Fluktuation im Gewebe sei die Zahl an einem Stichtag stets zu niedrig. Die systematisch zu niedrigen Zahlen provozierten "wild ins Kraut schießende Spekulationen über angeblich Hunderttausende illegal anschaffender Frauen".

Tatsächlich ist die Debatte über Prostitution neu entflammt. Unionspolitikerin Bär plädierte dafür, den Kauf von Sex in Deutschland zu verbieten, um betroffene Frauen besser zu schützen. "Die Situation von Prostituierten in Deutschland ist dramatisch. Wir brauchen dringend einen Paradigmen-Wechsel: ein Sexkauf-Verbot in Deutschland", sagte die CSU-Politikerin.

Dorothee Bär fordert Verbot von Sexkauf und will "Nordisches Modell"

"Deutschland hat sich zum Bordell Europas entwickelt", sagte Bär. Die meisten kämen aus dem Ausland. Laut Bundesamt hatten zum Stichtag 18 Prozent der Prostituierten die deutsche Staatsangehörigkeit. Die drei häufigsten ausländischen Nationalitäten waren rumänisch (35 Prozent), bulgarisch (11 Prozent) und spanisch (6 Prozent). Deutlich gestiegen ist die Zahl der gemeldeten Prostituierten aus der Ukraine: von 180 Ende 2021 auf 470 Ende 2022. Bär spricht sich für die Einführung des "Nordischen Modells" aus. Dabei werden - wie in Schweden und Norwegen, aber auch in Frankreich - Käufer von Sexdiensten bestraft werden. Und nicht die Prostituierten.

Der Verband deutscher Laufhäuser widerspricht: "In keinem einzigen Land, in welchem ein generelles Prostitutionsverbot umgesetzt wurde, wurde gleichzeitig die Prostitution selbst ausgerottet", sagt Vorstand John Heer. Ein Verbot treibe Frauen in die Illegalität - es sei wissenschaftlich belegt, dass es den Frauen in diesen Ländern "wesentlich schlechter geht als in Ländern, in denen die Prostitution legal und kontrollierbar ist".

Auch der Bundesverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen lehnt Bärs Vorschlag ab. Ein Sexkauf-Verbot führe für Sexarbeitende in prekären Situationen zu noch schlechteren Arbeitsbedingungen, sagte ein Sprecher am Mittwoch den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Im Klartext: Gerade diejenigen, die eigentlich gerettet werden sollen, müssen in der Sexarbeit verbleiben."

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