Blaue Flecken und Co.: Mutter erhebt schwere Vorwürfe gegen Kita - Einrichtung wehrt sich

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Fürth: Kita kündigt Mutter und Sohn (4,5) nach mehreren Beanstandungen - und wehrt sich
Seit ihr Sohn in einem neuen Kindergarten sei, gehe es ihm wieder gut, sagt seine Mutter.
Fürth: Kita kündigt Mutter und Sohn (4,5) nach mehreren Beanstandungen - und wehrt sich
Privat; Engin_Akyurt/pixabay (Symbolbild); Collage: inFranken.de

Zwischen Claudia Steifensand und der ehemaligen Fürther Kindertagesstätte ihres Sohnes sind die Fronten verhärtet. "Zum Schluss war es inakzeptabel", sagt sie. Die Kita wehrt sich dagegen vehement.

Die in Fürth lebende Claudia Steifensand, bekannt als Maklerin aus der Vox-Sendung "mieten, kaufen, wohnen", sieht das zurückliegende Jahr ihres viereinhalb-jährigen Sohnes in der Kita "Little Friends" als ärgerliche Zeitverschwendung, die noch dazu eine Aussage bei der Polizei nach sich gezogen habe. Im Mittelpunkt stehen vor allem Verletzungen, die ihrem Sohn im Kindergarten von anderen Kindern angetan worden seien, wie sie inFranken.de berichtet. Dabei sei das Team seiner Aufsichtspflicht wegen "chronischen Personalmangels" nicht nachgekommen. Dazu kämen unter anderem "unhaltbare hygienische Zustände".

Mehrmals habe die 45-Jährige sachlich auf ihre Beobachtungen aufmerksam gemacht und um Verbesserung gebeten, doch diese sei nicht eingetroffen. Im Sommer 2024 sei dann der "Eklat" gefolgt: Im Kita-Büro habe man ihr unvermittelt gekündigt. Unterdessen spricht das BRK als Träger von "ständigen haltlosen Vorwürfen und Drohungen".

Kind in Fürther Kita mehrfach verletzt und von Personal vernachlässigt? Träger entgegnet Kritik

Im September 2023 habe der Junge seine Zeit bei dem deutsch-englischen Kindergarten begonnen. Im November habe er hier laut seiner Mutter Verletzungen im Genitalbereich durch zwei Mädchen erlitten. Sie habe das Personal mit diesem Vorfall konfrontiert, doch dieses habe diesen nur geleugnet, wie sie erklärt. In einer öffentlichen Gegendarstellung des Trägers BRK heißt es: "Wir haben hier umgehend eine erfahrene Fachkraft des 'KoKi - Netzwerk frühe Kindheit' als auch den Bezirkssozialdienst des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien (Jugendamt) zur Bearbeitung des Falles hinzugezogen."

Die Stellen hätten die Vorwürfe überprüft. "Nach den amtlichen Untersuchungsergebnissen kann keinesfalls davon ausgegangen werden, dass die Verletzung des Jungen von den von ihm beschuldigten Kindern herbeigeführt wurden." Claudia Steifensand erinnert sich an weitere Vorfälle: "Einmal wurde ich in die Kita gerufen, weil er gestolpert war und Verdacht auf eine Gehirnerschütterung bestand. Ich habe eine Zeugin mitgenommen. Er lag am Boden inmitten schreiender Kinder. Es war erbärmlich." Letztlich habe er seine Schuhe verkehrt angehabt, was auch ihre Mutter ein anderes Mal beobachtet habe. "Wir mussten danach mit ihm in die Klinik", führt sie fort.

Auch habe ein anderer Junge ihrem Sohn das Leben schwer gemacht und ihn mehrfach geschlagen und getreten. Als sie das Kind abholte, habe sie etwa einmal beobachtet, wie der Junge ihren Sohn auf einem Kletterhaus "massiv in den Rücken getreten" habe. "Dabei wäre er einmal fast vom Kletterhaus gefallen." Auch blaue Flecken am Rücken habe sie bei ihrem Sohn beobachtet. "Ich habe dem Personal Bilder davon gezeigt und ihnen erzählt, dass er immer sagt, er würde von einem Jungen geschlagen. Ich habe sie gebeten, aufzupassen. Wenn mal die Wirbelsäule getroffen wird, kann das auch ernst ausgehen. Sie haben nur 'ja, ja' gesagt und es abgetan", so ihre Schilderung. 

Gestörtes Vertrauensverhältnis führt zu Kündigung

Hierzu erklärt das BRK in seiner Stellungnahme: "Wie diese Verletzung oder die [...] blauen Flecken des Jungen entstanden sind und ob er sich diese in unserer Einrichtung oder anderswo zugezogen hat, ist nach wie vor fraglich." In einer schriftlichen Antwort an Frau Steifensand wies die Fachberatung des Fürther Amts für Kindertagesbetreuung und Ganztagsschule am 9. Juli 2024 unter anderem darauf hin, dass "kleine Verletzungen in Kindergärten nicht nur unvermeidlich, sondern auch wichtiger Teil der Entwicklung" seien. Jedoch dürften Kinder "natürlich nicht vorsätzlich" von anderen Kindern verletzt werden.

Wie die Fürtherin ebenfalls beobachtet habe, habe sich eine Fachkraft zwischenzeitlich um 50 Kinder in einer Turnhalle kümmern müssen. inFranken.de hat das BRK nach einer etwaigen Unterbesetzung befragt. "Die Personalsituation in der Kita entspricht dem Personalschlüssel und den geltenden Betreuungsstandards", entgegnet der Träger. Die Fachberatung schrieb hierzu, dass der Kindergarten im Januar 2024 zwei Tage gemeldet habe, bei denen die regulären Öffnungszeiten nicht möglich gewesen seien und eine Notbetreuung erfolgt sei.

Weiter habe es mit Claudia Steifensand eine Einigung über weitere Beobachtungen ihres Sohnes im Kita-Alltag und eine Patenschaft, damit er nicht alleine spielen müsse, gegeben. Doch laut der Mutter handle es sich in diesem Schreiben nur um "Floskeln". Ihr Sohn habe bereits die Gruppe gewechselt, doch es habe weiter Handlungsbedarf bestanden: "Mitte Juli bat ich darum, im Gespräch mit der Kitaleitung eine Lösung zu finden, doch da saßen schon der Kreisgeschäftsführer Thomas Leipold und die stellvertretende Kreisgeschäftsführerin Katrin Rohm im Büro." 

Polizei bittet Mutter um Aussage - Situation in Kita nach Kündigung "deutlich beruhigt"

Wegen eines gestörten Vertrauensverhältnisses habe man ihr gekündigt. "Er hat mich dann noch mit dem Wort 'Ab' und einer Handbewegung raus verwiesen. Ich sagte, dass jemand mit Herz und Verstand besser in seiner Position geeignet wäre", schildert sie die Szene aus ihrer Sicht. "Wir bedauern sehr, dass es uns unter diesen Umständen nicht möglich war, den Jungen weiter zu betreuen. Wir können dem Jungen nur wünschen, dass seine Eltern ihm die notwendige Erziehungs- und Betreuungspartnerschaft und das Ankommen in einer neuen Einrichtung erleichtern", schreibt das BRK inFranken.de.

Der Junge befinde sich nun in einem neuen Kindergarten, wie seine Mutter berichtet. "Er geht jetzt jeden Tag gerne hin." Die Staatsanwaltschaft sei auf ihre Geschichte aufmerksam geworden und die Polizei habe sie bereits für eine Zeugenaussage geladen. Weitere Eltern hätten ihr signalisiert, dass sie mit den Beobachtungen nicht alleine sei. Sie wollten aus verschiedenen Gründen ihre Beanstandungen jedoch nicht so offen äußern.

Das BRK schreibt an inFranken.de zum Schluss: "In der Kita gab es keine ähnlichen Beschwerden oder Vorwürfe von anderen Eltern. Es ist vielmehr festzustellen, dass sich seit der Kündigung des Betreuungsvertrages die Situation in der Kita für alle Beteiligten, auch für andere Eltern und Kinder, deutlich beruhigt hat." Weitere Nachrichten aus Fürth und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.