Frankens Winzer rechnen mit gutem Jahrgang

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Franz Kram (19), Winzerlehrling im Weingut Juliusspital bei der Weinlese. Foto: Tobias Köpplinger
Franz Kram (19), Winzerlehrling im Weingut Juliusspital bei der Weinlese.  Foto: Tobias Köpplinger
Franz Kram (19), Winzerlehrling im Weingut Juliusspital bei der Weinlese. Foto: Tobias Köpplinger
Franz Kram (19), Winzerlehrling im Weingut Juliusspital bei der Weinlese.  Foto: Tobias Köpplinger
 
Weintrauben der Sorte Sauvignon Blanc. Foto: Tobias Köpplinger
Weintrauben der Sorte Sauvignon Blanc.  Foto: Tobias Köpplinger
 
Eine Lesehelferin des Weingut Juliusspital bei der Weinlese. Foto: Tobias Köpplinger
Eine Lesehelferin des Weingut Juliusspital bei der Weinlese.  Foto: Tobias Köpplinger
 
Die Kellermeister Nicolas Frauer und Helmut Klüpfel analysieren Traubensaft. Foto: Tobias Köpplinger
Die Kellermeister Nicolas Frauer und Helmut Klüpfel analysieren Traubensaft. Foto: Tobias Köpplinger
 
Die Trauben kommen im Keller an. Foto: Tobias Köpplinger
Die Trauben kommen im Keller an. Foto: Tobias Köpplinger
 

Erst Starkregen, dann Frost: Das Wetter zerstörte in den vergangenen Jahren große Teile der fränkischen Weinernte. Diese Jahr wird alles besser - wenn nicht noch in letzter Sekunde der Regen dazwischen kommt.

Da unten, sagt Peter Rudloff, und meint die Scheurebe-Trauben wenige Meter entfernt. "Die waren letztes Jahr alle platt." Peter Rudloff ist Winzermeister des Weingutes Juliusspital in Würzburg. An diesem Vormittag steht er in der Lage Neuenberg über der unterfränkischen Gemeinde Retzstadt. Vor ihm hängen pralle Trauben, goldgelb, reif. Er schneidet die Trauben mit dem Taschenmesser auseinander, pult den Kern heraus. Reif. Hochreif, sagt Rudloff. Vier Hektar Weinberg bewirtschaftet das Juliusspital hier oben, halb Scheurebe, halb Sauvignon Blanc. Hinter Rudloff klappert es zwischen den Reben, Scheren zwicken, Menschen reden. Knapp 30 Erntehelfer sind unterwegs. Weinlese. Winzermeister Rudloff und Kellermeister Nicolas Frauer haben entschieden: Lesen und sichern. Das Wetter könnte sonst wieder alles kaputt machen.



So wie 2010. Damals regnete es im August fast 200 Liter pro Quadratmeter, normal sind 55 Liter. Die Trauben verfaulten am Stock. 2011 kam der Frost im Mai, in manchen Lagen an der Tauber und am Main gingen 90 Prozent der Reben ein.

Wenn die Winzer über 2010 und 2011 sprechen, reden sie von Katastrophe.

Peter Rudloff zuckt mittlerweile mit der Schulter. Machen kann man nichts. Niemand. "Das macht den Beruf so spannend", sagt Rudloff.

Hermann Kolesch, Weinbauexperte an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim, sagt: "Die Probleme der letzten Jahre sind Auswirkungen des uns bevor stehenden Klimawandels." Hagel, Frost oder Vegetationsschübe. So wie 2012. Auch ein Extrem. Es war ein sehr warmes, trockenes Jahr bis jetzt, die Trauben waren relativ reif im August. "Mit dem großen Zittern, ob jetzt zu viel Regen in der Lese fällt."
Deshalb sind der Winzer- und Kellermeister des Juliusspitals täglich unterwegs. Lesestrategie sagen die beiden, jede Lage der 174 Hektar Weinberge hat ihre eigene. Früher haben die Winzer in ihre Refraktometer geschaut. Röhren, in denen sich das Licht im Zucker des Traubensaftes brach. Der Oechslewert wird so gemessen, das Mostgewicht der Trauben. "Jetzt schauen wir auf die physiologische Reife". Beerenhaut, Kern, Geschmack. Nicolas Frauer, der Kellermeister sagt: "Die Qualität muss aus dem Weinberg kommen. Wir im Keller können nicht zaubern, nur erhalten." Deshalb fahren sie in die Lagen und besprechen sich im Keller.

Nicolas Frauer steht vor einem Stahltank und lässt aus einem Hahn Saft in zwei Gläser.

Weißburgunder. Astheimer Karthause. Ein Sekt soll der Saft werden. Ein Glas ist für Helmut Klüpfel, den anderen Kellermeister. Die beiden schwenken, schauen, schlürfen, spuken. Klüpfel nickt. Frauer wiegt den Kopf. Dann sprechen sie über Säure, Struktur, Linie. Nicolas Frauer sagt: "Wir haben eine Vorstellung, wie die Lage schmecken muss." Frauer sagt, er erwarte einen durchschnittlichen Jahrgang. Etwa eine Million Liter. Und die braucht das Juliusspital. Am Stein, der berühmten Würzburger Weinlage baut das Juliusspital fünf Lagenweine Silvaner an. Vier sind längst ausverkauft.
Auch bei den kleineren Weingütern sind die Keller leer. Artur Steinmann, der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, sagt, die Winzer brauchen endlich wieder einen durchschnittlichen Jahrgang. Durchschnitt heißt 8000 Liter Wein pro Hektar Weinberg, nicht 2000 wie letztes Jahr. "Dann kann man wieder voll in die Vermarktung gehen." Trotzdem werden die Winzer zwei bis drei gute Jahre brauchen, um die Verluste auszugleichen, sagt Steinmann. Winzer, die der Frost 90 Prozent ihrer Trauben kostete, noch länger. Und deshalb seien die staatlichen Hilfen wichtig gewesen, sagt Steinmann. 2,16 Millionen Euro stellte der Freistaat Bayern als Soforthilfe zur Verfügung. Von den knapp 5000 fränkischen Winzern gingen 207 Anträge auf Unterstützung ein. Unterstützung für Dünger, Löhne, Pflanzenschutz, alles streng mit Nachweis, sagt Steinmann. Das ist ihm wichtig. Weil aufgegeben habe trotz der Krisenjahre kein Winzer.