Weitere Bauern-Proteste in Franken: Würzburg und weitere Kreise warnen vor Verkehrschaos
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Franken, Sonntag, 14. Januar 2024
Kommende Woche wollen Landwirte gegen die Politik der Bundesregierung protestieren, inklusive möglicher Verkehrsblockaden. Die SPD wirft die Frage auf, ob die Staatsregierung mit zweierlei Maß misst: Klimademonstranten von der Straße räumen, bei Bauern Milde walten lassen.
Update vom 04.01.2024, 20.28 Uhr: SPD fordert - Polizei muss protestierende Bauern behandeln wie Klimaaktivisten
Ungeachtet der Zugeständnisse des Bundes wird es in der kommenden Woche voraussichtlich zu flächendeckenden Bauernprotesten in Bayern kommen, inklusive möglicher Verkehrsblockaden. Der Bayerische Bauernverband (BBV) und der Verein "Landwirtschaft verbindet Bayern" lehnten die Berliner Zugeständnisse am Donnerstag (4. Januar 2024) übereinstimmend ab. Beide Organisationen wollen die geplanten Demonstrationen daher nicht stoppen. In mehreren Kommunen herrscht Sorge, dass der Verkehr zusammenbrechen könnte. Von Bauern beantragt sind zahlreiche Kundgebungen an Verkehrsknotenpunkten und Autobahnauffahrten.
Die Ampel-Koalition wollte ursprünglich sowohl die Steuervergünstigung für Agrardiesel als auch die Befreiung landwirtschaftlicher Fahrzeuge von der Kfz-Steuer abschaffen. Diese Steuerbefreiung soll nun bleiben, doch an der Abschaffung der Agrardiesel-Vergünstigung hält der Bund fest - nicht in einem Schritt wie zunächst geplant, aber über drei Jahre gestreckt.
"Der Erhalt der Befreiung von der Kfz-Steuer für Traktoren und Erntemaschinen ist nicht ausreichend, der Bundestag muss auch die Streichung der Rückerstattung der Energiesteuer auf Agrardiesel zurücknehmen", sagte BBV-Präsident Günther Felßner dazu. Das fordert auch "Landwirtschaft verbindet Bayern". "Unsere Demonstrationspläne werden wir nicht stoppen", sagte Vorstandsmitglied Christoph Huber und kritisierte die Streckung über drei Jahre. "Aus unserer Sicht ist das ein fauler Kompromiss."
Bundesweite Aktionswoche gegen Kürzungspläne geplant
Erster Tag der geplanten Protestwoche ist der kommende Montag. In den Kommunen wird befürchtet, dass die Situation aus dem Ruder laufen und ein einigermaßen geregelter Verkehr unmöglich werden könnte. Ein Beispiel: Stadt und Landkreis Schweinfurt. "Da insbesondere neuralgische Verkehrsknotenpunkte mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen blockiert werden sollen, kann es zu spürbaren Verkehrsbeeinträchtigungen in der ganzen Region kommen", teilten die beiden Kommunen mit. "Es ist auch davon auszugehen, dass die Auffahrt auf Autobahnen (insbesondere die A70) stark eingeschränkt ist und teilweise nicht möglich sein wird."
Andere fränkische Regionen sind ebenfalls betroffen. In Pressemitteilungen warnen auch die Landratsämter aus Ansbach, Aschaffenburg, Forchheim, Main-Spessart und Würzburg vor Verkehrsbehinderungen. Zusätzlich könnte der mögliche Streikbeginn der Lokführergewerkschaft für weiteres Chaos sorgen. Der Würzburger Landrat Thomas Eberth hofft, dass die Demonstranten kein Verkehrschaos in der kommenden Woche verursachen. "Vor allem in Hinblick auf Verkehrswege für Rettungskräfte, Patientenfahrdienste und den öffentlichen Personennahverkehr appelliere ich daran, dies bei den derzeitigen Überlegungen der beteiligten Protestler zu berücksichtigen", so Eberth.
Im Allgäu erließ die Stadt Memmingen vorbeugend eine Allgemeinverfügung: "Die Not- und Rettungswege sind zu jeder Zeit freizuhalten und gegebenenfalls auf Anweisung der Polizeibeamten frei zu räumen", heißt es in der Anordnung. Verboten hat die schwäbische Kommune zudem Protestfahrten auf der Autobahn und deren Auf- und Abfahrten. Besorgte Wortmeldungen und Appelle an die protestierenden Bauern gab es auch aus mehreren anderen Kommunen.
Innenministerium erwartet 5000 Teilnehmer zu Kundgebung
Der Bauernverband plant im Rahmen einer bundesweiten Protestwoche mehrere Traktor-Kundgebungen in Bayern. Zum Auftakt am kommenden Montag (8. Januar 2024) ist eine Kundgebung in München geplant, wie der Bayerische Bauernverband auf seiner Webseite mitteilte. Laut Innenministerium werden dazu 5000 Teilnehmer erwartet. Am 10. Januar solle dann in Augsburg protestiert werden, am 12. in Nürnberg.