Unwetter-Schwerpunkte in Franken: Diese Orte wurden besonders hart getroffen

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Nach dem schweren Unwetter in Franken am Donnerstag (1. August 2024) ziehen Polizei und Feuerwehr Bilanz. Es gab zum Teil massive Überschwemmungen, Stromausfälle und Unfälle - aber auch Heldentaten.

Starkregen hat in der Region erneut viele Menschen auf Trab gehalten: Ein Unwetter fegte am Donnerstagnachmittag (1. August 2024) über Franken und traf dabei unter anderem den Raum Nürnberg. Erste Aufnahmen von dort zeigten schwarze Wolken. Wassermassen strömten aus Gullydeckeln und überfluteten die Straßen. In Nürnberg wurden ein Mann und eine Frau kurzerhand zu Helden. Sie eilten einem Autofahrer zur Hilfe, der sich infolge der extremen Niederschläge in einer akuten Notsituation befand. "30 Sekunden später wäre der Mann wahrscheinlich ertrunken und wir hätten ihn auch nicht mehr rausbekommen", berichtete die Retterin.

Auch im benachbarten Fürth musste ein Mensch aus seinem Fahrzeug gerettet werden. Die Polizei Mittelfranken berichtete am Nachmittag auf Anfrage von inFranken.de, dass die Einsatzkräfte "gut ausgebucht" seien. "Wasser im Keller" und "umgestürzte Bäume" waren demnach die häufigsten Gründe der Notrufe. Die Stadt mahnte Bürger, Unterführungen sowie Keller zu vermeiden und vorsichtig zu sein. 

Unwetter trifft Franken: Stromausfall im Nürnberger Land - mehreren Gemeinden betroffen

Bis zum Abend hatte sich die Lage in Mittelfranken laut Polizei wieder beruhigt. Die Aufräumarbeiten hatten zwischenzeitlich angefangen. Insgesamt seien die Beamten 75 Mal unwetterbedingt ausgerückt - darunter Unfälle, Pannen, weil Fahrzeuge in offene Gullyschächte oder überschwemmte Unterführungen fuhren, und umgestürzte Bäume. Wie ein Sprecher der Polizei Mittelfranken berichtet, gab es auch einen ungewöhnlicheren Einsatz: Als ein frisch zugelassenes Elektrofahrzeug ins Wasser gefahren sei, sei der Motor dabei explodiert. Verletzt wurde laut Polizei niemand. 

Gleich mehrere Gemeinden im Nürnberger Land waren am Donnerstagnachmittag durch das Unwetter von einem Stromausfall betroffen. Wie der Energieversorger N-Ergie Netz GmbH schildert, waren neben Burgthann auch Ezelsdorf, Lindelburg, Oberferrieden, Unterferrieden und Schwarzenbach betroffen, nachdem ein Baum auf eine Freileitung gefallen war. Der Stromausfall hatte sich demnach gegen 15.10 Uhr ereignet. Etwa eine Stunde später sei "der überwiegende Großteil der betroffenen Haushalte wieder mit Strom versorgt" gewesen.

Am Donnerstagnachmittag hätten sich dann Techniker um die Behebung der Störung gekümmert. Zu dieser Zeit waren laut N-Ergie beispielsweise die Autobahnraststätte Feucht noch vom Stromausfall betroffen. Laut den Feuchter Gemeindewerken hatte sich ein Stromkomplettausfall in Schwarzenbruck ereignet, der inzwischen wieder behoben ist. Ob er in Zusammenhang mit dem Unwetter steht, wisse die Mitarbeiterin nicht. Laut Polizei Mittelfranken sei auch hier ein Baum auf die Leitungen gestürzt.

Feuerwehr muss Frau aus Auto retten - etliche Unwetter-Einsätze im Raum Neustadt an der Aisch

Auch im Landkreis Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim beschäftigte ab dem Nachmittag eine "Vielzahl von Unwetter-Einsätzen rund 20 Feuerwehren", wie die Feuerwehr berichtet. Zur Koordinierung der Einsätze wurden die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung und mehrere Feuerwehr-Führungskräfte des Landkreises alarmiert. In der Gegend um Markt Bibart musste eine Autofahrerin gerettet werden.

Die Frau war bei Altmannshausen in eine überflutete Bahnunterführung gefahren und dort nach einer Drehung zum Stillstand gekommen. Mit einer Feuerwehrleine gesichert, befreite ein Mitglied der Markt Bibarter Feuerwehr die Fahrerin aus dem Wagen. Sie wurde anschließend dem Rettungsdienst übergeben.

Die Schwerpunkte, der weit über 50 Einsätze im Raum Neustadt an der Aisch - Bad Windsheim lagen in Burgbernheim, Uffenheim, Neustadt/Aisch und Diespeck (Stand 17.45 Uhr). Die Feuerwehren wurden zu überschwemmten Straßen und Unterführungen, aufgeschwemmten Gullydeckeln, vollgelaufenen Kellern und Bäumen, die über Straßen gefallen waren, alarmiert. Auch in Simmershofen (Landkreis Neustadt an der Aisch) hatte das Unwetter Auswirkungen: Es kam zu tragischen Todesfällen innerhalb einer Schafsherde, die durch die Wassermassen getrennt wurde. 

Starkregen führt in Oberfranken zu Überschwemmungen und Stromausfällen - Frau von Schild getroffen

In Oberfranken hatten zwei Stromausfälle Folgen für fast 2000 Haushalte. Betroffen waren insgesamt vier Orte im Landkreis Bamberg und im Landkreis Lichtenfels. In Bayreuth kam das Unwetter laut Polizei Oberfranken erst am späten Nachmittag an. In Mainleus im Kreis Kulmbach gab es einem Polizeisprecher zufolge erste Überschwemmungen. Überflutungen hielten die Einsatzkräfte auch im Raum Bamberg auf Trab. In Burgwindheim musste die Feuerwehr für die Dämmung von Grundstücken sorgen.

Am Donnerstagnachmittag kam es durch das Unwetter auch im Raum Forchheim zu Einsätzen von Polizei, Feuerwehr und Co.: In Gräfenberg lagen drei Baumstämme quer über dem Auto einer 33 Jahre alten Frau. Es war jedoch noch fahrbereit. In Gößweinstein musste die Feuerwehr die Fahrbahn von Stempfermühle in Fahrtrichtung Muggendorf halbseitig sperren, um einen Baum zu beseitigen. "Währenddessen stürzte ein weiterer Baum um und fiel mit seinem Stamm zwischen Pkw und den angehängten Anhänger des Gespanns", schildert die Polizeiinspektion Ebermannstadt. Das Gespann musste demnach abgeschleppt werden. 

In Ebermannstadt wurde ein Baustellenschild durch den Sturm umgeweht. Zu Schaden kam dabei der parkende Wagen eines 23-Jährigen. "Ein weiteres Verkehrsschild traf eine 67-Jährige, die sich während des aufkommenden Sturms auf einer Radtour mit ihrem Ehemann befand", berichtet die Polizei. Kurz vor der Brücke eines Biergartens wurde das scharfkantige Schild demnach durch eine Sturmböe umgeweht und traf die Frau. Die E-Bike-Fahrerin stürzte daraufhin und erlitt mittelschwere Verletzungen und Schnittwunden, die sie durch einen Arzt behandeln lassen musste.

Schweres Gewitter in Unterfranken: Lagerhalle mit 60 Autos abgebrannt

Währenddessen blieb Unterfranken laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums am Donnerstagnachmittag vom Unwetter vergleichsweise verschont.

In Untermerzbach im Kreis Haßberge brannte allerdings bei einem heftigen Gewitter eine Lagerhalle ab. Ursächlich könnte ein Blitzeinschlag gewesen sein. Gut 60 Autos sollen in Flammen aufgegangen sein. Der Schaden beträgt nach Angaben des Eigentümers rund fünf Millionen Euro.

Infolge von Regenfällen ereigneten sich im Regierungsbezirk Unterfranken außerdem mehrere Verkehrsunfälle. Eine Anwohnerin in Untermerzbach (Landkreis Haßberge) sah zudem ihren ehemaligen Arbeitsplatz in Flammen aufgehen. Ein Blitz schlug vermutlich in eine große Lagerhalle ein und setzte diese in Brand. 

A7/A71: Aquaplaning führt zu Unfällen auf unterfränkischen Autobahnen

Zu einem Unfall aufgrund von Aquaplaning kam es gegen 17.15 Uhr auf der A71 bei Niederwerrn (Landkreis Schweinfurt). "Aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit brach bei dem Fahrzeug auf regennasser Fahrbahn das Heck aus", berichtet die Verkehrspolizei Schweinfurt-Werneck. Der Wagen kollidierte zuerst mit der Außen- und circa 100 Meter weiter mit der Mittelschutzplanke. Dort blieb das Fahrzeug liegen. Der 23 Jahre alte Fahrer blieb laut Polizeibericht unverletzt und konnte seinen Wagen eigenständig verlassen. Der Sachschaden wird auf etwa 20.000 Euro geschätzt.

Vergleichbare Autobahnunfälle ereigneten sich auch auf der A7. In der Nähe von Elfershausen (Landkreis Bad Kissingen) verlor eine 35-Jährige die Kontrolle über ihr Auto. Schaden hier: rund 30.000 Euro. Bei Schondra (ebenfalls Landkreis Bad Kissingen) führten abgefahrene Reifen bei Regen zu einem Unfall. Der Sachschaden beläuft sich in diesem Fall auf etwa 20.000 Euro. In allen drei beschrieben Fällen erwarten die Unfallverursacher der Polizei zufolge ein Bußgeld zwischen 145 und 175 Euro sowie ein Punkt in der Verkehrssünderdatei in Flensburg.

Die aktuellen Unwetterwarnungen sind in unserem Überblick zu finden.

Vorschaubild: © NEWS5 / David Oßwald