Über 300 neue Kfz-Kennzeichen für Deutschland? Zwei fränkische Orte dürfen hoffen

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B steht für Berlin, M für München - und HZA bald für Herzogenaurach? So wünscht es sich zumindest ein Professor aus Heilbronn. Er möchte über 300 Städten eigene Kfz-Kennzeichen ermöglichen. Und die Chancen stehen gar nicht mal so schlecht.

Prof. Dr. Ralf Bochert hat es schon einmal getan: Seit 2012 fanden im Rahmen der Kennzeichenliberalisierung zahlreiche Orte ihren Weg zurück auf deutsche Nummernschilder. Im Jahr 2010 hatte der Professor für VWL und Destinationsmanagement der Universität Heilbronn mit einem Forschungsprojekt die Grundlagen für die Rückkehr der Altkennzeichen gelegt. 

Ähnliches schwebt Bochert auch in seinem neuen Projekt vor: Demnach soll es allen Orten mit mehr als 20.000 Einwohnern ermöglicht werden, eigene Kennzeichen bzw. Nummernschilder auszugeben. 

In Franken könnten Zirndorf und Herzogenaurach eigene Autokennzeichen bekommen

In Franken kämen so auch Zirndorf (ZIR) und Herzogenaurach (HZA) in den Genuss eines eigenen Kennzeichens. Insgesamt 320 Mittelstädte sollen wären laut Forschungsskizze betroffen. Dort finden sich auch alle betroffenen Städte mit den jeweils vorgeschlagenen Kennzeichen. Insgesamt leben in den betroffenen Städten und Gemeinden 10,5 Mio. Einwohner.

Doch warum sollte man überhaupt neue Autokennzeichen freigeben? "Es gibt in der Bevölkerung, das hat die Wiedereinführung der Altkennzeichen eindrucksvoll gezeigt, einen großen Wunsch nach mehr lokaler Verortung über die Ortskennung auf den Nummernschildern. Diesem Wunsch kann die Politik unbürokratisch und ohne jeden Mehraufwand entsprechen", so Bochert im September 2024. 

Tatsächlich hätte Umfragen ergeben, dass etwa zweidrittel aller Deutschen Kfz-Kennzeichen für ihre Identifikation und Verortung als relevant einschätzen.  Und auch die Rückkehr der Altkennzeichen seien durchweg positiv: "Ca. 5 Mio. Altkennzeichen-Fahrzeuge auf den deutschen Straßen beweisen das", heißt es in der Projektskizze. 

"Kleines, nettes Thema" mit viel Wirkung

Tatsächlich hätte ein solcher Schritt laut Bochert auch positive Konsequenzen für die Städte: Die Wahrnehmung über ein eigenes Kennzeichen mache eine Stadt relevanter. Sie wirke größer als vergleichbare Städte ohne Kennzeichen und könnte so in einem gewissen Maße attraktiver für potenzielle Zuwanderer und Unternehmen wirken. 

Das Thema sei nicht zentral, es sei eben "ein kleines, aber nettes Thema. Natürlich haben die Kommunen größere Sorgen. Aber hier geht es ausnahmsweise mal ums Herz, um Identifikation und Heimat, ohne dass Kosten entstehen", so der Volkswirtschaftler, der einer Einführung der neuen Kennzeichen optimistisch entgegenblickt. 

Und auch einen Weg, wie die neuen Nummernschilder tatsächlich ihren Weg auf deutsche Straßen finden könnten, hat Bochert bereits skizziert: Demnach müsste der Anstoß wohl von den jeweiligen Kommunen ausgehen. Diese müssten zunächst bei der Landesregierung ihren Wunsch hinterlegen und die neuen Kennungen beantragen. 

Daraufhin könnte die Landesregierung beim Bund vorstellig werden. Dieser müsste schließlich zusammen mit dem Bundesrat eine Änderung der Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) beschließen und so den Weg für die neuen Wunschkennzeichen freimachen. Zwar gäbe es auch eine weniger bürokratische Lösung durch eine Anpassung der Zulassungsbestimmungen. Doch dass sich die Behörden auf diesen Weg einlassen, glaubt Bochert nicht  - so optimistisch ist der Heilbronner Professor dann doch nicht. 

Wie stehen die Chancen dafür?

Zahlreiche Bürgermeister und Oberbürgermeister haben sich in den vergangenen Tagen in verschiedenen Medien für eigene Kfz-Kennzeichen ausgesprochen. So sagte zum Beispiel der OB von Dormagen, Erik Lierenfeld (SPD), der "Bild"-Zeitung: "Es sind zwar nur zwei oder drei Buchstaben. Doch diese Buchstaben zeigen an, wo man herkommt, wo man hingehört." 

Aussichtsreiche Signale kommen auch von der Bundesregierung: Man stehe dem Wunsch nach noch mehr lokaler Verortung durch entsprechende Kennzeichen positiv gegenüber, teilte der Parlamentarische Staatssekretär im FDP-geführten Bundesverkehrsministerium, Oliver Luksic, auf Anfrage mit. Man werde das Anliegen der Initiative wohlwollend prüfen.

Darüber, ob eine Landesregierung auch einen entsprechenden Antrag stellen will, ist aktuell nichts bekannt. Die Verkehrsministerkonferenz der Länder ist nach eigenen Angaben bislang nicht mit dem Thema befasst. Ob bereits ein solcher Antrag beim Bund gestellt worden sei, entziehe sich ebenfalls der Kenntnis der Verkehrsministerkonferenz, hieß es. rowa/mit dpa

Vorschaubild: © Rainer Jensen/dpa/Universität Heilbronn