Eher funktional, stilvoll oder gar trist? Wir haben unsere Leser nach den schönsten Bahnhöfen in der Region gefragt. Zwei stachen dabei besonders hervor.
Franken verfügt über ein gut ausgebautes Bahnnetz, das sowohl den Regional- als auch den Fernverkehr zuverlässig verbindet. Die Bahnhöfe in der Region zeigen sich dabei in ganz unterschiedlichem Gewand, mal stilvoll und komfortabel saniert, mal eher schlicht, funktional oder trist. In einer großen Umfrage haben wir unsere Leserinnen und Leser gebeten, ihren Favoriten unter Frankens Bahnhöfen zu nennen.
Insgesamt haben uns über 300 Rückmeldungen erreicht, nicht selten versehen mit einem augenzwinkernden Unterton. Der Ruf der Deutschen Bahn bekam dabei natürlich sein Fett weg. Dennoch wurden zwei Bahnhöfe besonders häufig positiv erwähnt und heben sich klar vom Rest ab. Einer von ihnen trägt sogar offiziell den Titel "Bahnhof des Jahres 2022". Aktuelle Neuigkeiten, spannende Hintergründe und wichtige Updates zur Deutschen Bahn findest du hier.
Design, Geschichte und Service: Das Erfolgsrezept des Coburger Bahnhofs
Der Coburger Hauptbahnhof zählt zu den meistgenannten Favoriten unserer Leserinnen und Leser und das mit gutem Grund. Im Jahr 2022 wurde der Bahnhof vom Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene zum "Bahnhof des Jahres" gekürt. Besonders hervorgehoben wurden dabei die hohe Aufenthaltsqualität und die konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der Reisenden. Die historische Bahnhofshalle mit ihrem markanten Schachbrettboden und modernen Sitzinseln schafft ein Ambiente, das sowohl stilvoll als auch funktional ist.
Auch gestalterisch setzt der Bahnhof Maßstäbe. Sitznischen in ehemaligen Schaufenstern, USB-Anschlüsse, eine helle Bahnsteigunterführung mit zeitgemäßen Grafiken sowie ein Selfiepoint mit Blick auf die Veste Coburg verleihen dem Ort Charakter. Ergänzt wird das Angebot durch eine digitale Infostelle der Stadt, die Reisenden zusätzliche Orientierung bietet. Der Coburger Bahnhof zeigt eindrucksvoll, wie sich Tradition und moderne Ansprüche harmonisch verbinden lassen.
Verkehrlich ist der Bahnhof ein bedeutender Knotenpunkt in Oberfranken. Täglich halten hier rund 75 Regionalzüge, etwa 5000 Menschen steigen ein oder aus. Seit 2019 wird Coburg zudem regelmäßig von bis zu sechs ICE-Zügen angefahren. Flankiert wurde die Entwicklung durch umfassende Investitionen in Infrastruktur, darunter der Zentrale Omnibusbahnhof, zusätzliche Parkflächen und ein neues Gestaltungskonzept im Rahmen des Projekts Zukunftsbahnhof.
Neubau am Hauptbahnhof stärkt Aschaffenburg als Bahnstadt
Neben dem Coburger Bahnhof wurde in unserer Leserumfrage auch der Aschaffenburger Hauptbahnhof häufig genannt. Seit über 150 Jahren prägt er die Stadtentwicklung und ist heute weit mehr als nur ein Verkehrsknotenpunkt. Früher trennten die Bahnanlagen die Stadt durch breite Schneisen, doch mit Grünbrücken und neuen Verbindungen wurden diese Barrieren überwunden. Das rund zehn Hektar große Umfeld des Bahnhofs wurde neu gestaltet und beherbergt nun Dienstleistungsbetriebe, den regionalen Omnibusbahnhof, ein Parkhaus sowie Bildungseinrichtungen wie die berufliche Oberschule FOSBOS Aschaffenburg.
Der neue Hauptbahnhof verbindet Mobilität und urbanes Leben auf gelungene Weise. Mit mehreren hundert Arbeitsplätzen, vor allem im Gesundheitsbereich, ist er ein wichtiger Wirtschaftsstandort. Die barrierefreie Unterführung macht den Stadtteil Damm seit 2012 leicht erreichbar und stärkt die Verbindung zur Innenstadt. So fungiert der Bahnhof als zentrale Drehscheibe für Nah- und Fernverkehr sowie als einladendes Tor zur Stadt.
Nach Jahrzehnten mit dem in die Jahre gekommenen Bahnhof aus den 50er Jahren entstand auf Initiative von Deutscher Bahn, der Firma Fäth und der Stadt ein moderner Neubau mit barrierefreier Unterführung. Architektonisch ansprechend prägt er das Bahnhofsviertel und schafft mit dem neuen Vorplatz einen einladenden Ort, der weit mehr als Parkraum bietet. Die deutlich erweiterten, überdachten Fahrradstellplätze mit modernen Doppelstockparkern unterstreichen zudem das Bekenntnis zu umweltfreundlicher Mobilität.
Leser kritisieren Zustand der Bahnhöfe: mehr als nur ein ästhetisches Problem
In unserer Leserumfrage zu den schönsten Bahnhöfen Frankens wurden neben den zwei oft genannten Positivbeispielen Coburg und Aschaffenburg vor allem viele Negativbeispiele genannt. So schrieb eine Leserin treffend: "Der schönste wäre wohl der Hofer, wenn ihn die Helden der DB nicht so heruntergerockt hätten." Die Mehrheit der Kommentare fiel deutlich kritisch aus, viele davon waren sarkastisch oder ironisch formuliert. Diese Reaktionen zeigen, dass der Zustand vieler Bahnhöfe in Franken alles andere als gut bewertet wird.
Besonders häufig bemängelt wurden der schlechte Zustand, die alte Bausubstanz und die fehlende Sauberkeit. Die Kommentare lassen erkennen, dass dieses Thema bei vielen Menschen offenbar einen wunden Punkt trifft. Unsere Umfrage scheint damit weniger ein Bild der schönsten, als vielmehr eines der enttäuschendsten Bahnhöfe gezeichnet zu haben.
Dabei zeigt sich in vielen Beiträgen eine tiefe Frustration mit der Deutschen Bahn. "Der Bahnhof kann noch so schön sein, am Ende bleibt der bittere Beigeschmack der DB ausgeliefert zu sein. Meine letzten Bahnreisen waren alle durch Unsicherheiten, Unzuverlässigkeit und Ausfälle geprägt, da hilft auch die schönste Fassade nicht", fasst ein Leser zusammen. Dieses Zitat verdeutlicht, dass neben dem äußeren Erscheinungsbild vor allem der Service entscheidend für das Gesamterlebnis ist.
Bahnhöfe als Orte großer Gefühle: Eine Liebesgeschichte aus Kronach
Neben der überwiegend kritischen und sarkastischen Resonanz gab es in unserer Leserumfrage auch eine sehr persönliche und positive Reaktion, die von vielen Lesern geliked wurde. Sie zeigt, dass Bahnhöfe nicht nur Orte des Wartens oder Ärgers sind, sondern auch emotionale Erinnerungen tragen können.
Ein Leser schrieb auf die Frage, was seiner Meinung nach der schönste Bahnhof Frankens sei: "Kronach. Da holte ich damals die Liebe meines Lebens zum ersten Mal ab und nun sind wir verheiratet."