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Prügel, Busendorf, Opferbaum: 10 skurrile Orte in Franken und wo sie liegen


Autor: Yannick Stein

Franken, Freitag, 04. August 2023

Franken hat für jeden etwas zu bieten - kulinarische Besonderheiten, kulturelle Attraktionen und wunderschöne Landschaften. Und darüber hinaus eine Vielzahl skurriler Ortsnamen.
10 skurrile Ortsnamen aus Franken und ihre Geschichten, lernt ihr hier kennen.


In Bayern gibt es eine Vielzahl kurioser Ortsnamen zu entdecken. In Franken ist das nicht anders. Grund genug für einen genaueren Blick auf 10 skurrile Ortsnamen in unserer Region. Geht es in "Prügel" wirklich besonders rau zu? Ist die "Hölle" tatsächlich in unserem schönen Frankenland zu Hause?

Diesen und weiteren Namen gehen wir hier auf die Spur und schauen genau nach, was es mit ihrer Geschichte der Ortsnamen auf sich hat:

10 skurrile Ortsnamen in Franken - was versteckt sich hinter Kotzendorf, Ludersheim und Opferbaum?

#1 Prügel

Was erwartet einen im Dörfchen Prügel? Massig Schlägereien oder Bewohner, die nur darauf warten, über uneingeweihte Besucher mit hölzernen Prügeln herzufallen? Beides dürfte wohl nicht der Fall sein. Über Jahrhunderte war der Ort in der oberfränkischen Gemeinde Altenkunstadt (Landkreis Lichtenfels) vornehmlich mit der Geschichte des dortigen Gutes "Prügel" verbunden, dessen Gründung auf das frühe Mittelalter zurückgeht. Eigentlich bezieht sich der Ortsname Prügel auf die Wörter "Brühl, Brül oder Bruel" und bezeichnet damit eine sumpfige Talaue, die sich gut für Jagd und Fischerei eignet. Noch heute weist ein verbliebener Weiher in der Ortschaft auf diese Vergangenheit hin. Erstmals wurde das ursprünglich aus drei Einzelhöfen bestehende Gut Prügel, 1352 urkundlich erwähnt. Damals gehörte es noch zum Kloster Langheim und wechselte um 1406 in den Besitz des Grafen Dietz von Giech. Im Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelte sich um das Gut herum ein kleines Dorf, das mit ihm eng verbunden blieb.

#2 Kotzendorf

Sprichwörtlich "zum Kotzen" ... ist Kotzendorf nicht. Der Name des kleinen Dörfchens im Landkreis Bamberg hat nichts mit dem Synonym für Erbrechen am Hut. In der Ortschronik von Kotzendorf steht, dass der frühere Ortsname "Chozendorf" aus dem Slawischen stammt. Der Namensteil "Cho" bedeutet in alt-slawischer Sprache so viel wie Grenzdorf oder Grenzwächter. Mit diesem Grenzdorf war ursprünglich auch nur eine Fliehburg auf dem Gehaiberg und einige Häuser in ihrer unmittelbaren Umgebung gemeint. Geschützt wurde diese "Burg" nach Süden hin durch einen circa acht Meter breiten und bis zu vier Meter hohen Steinwall. Im Norden übernahmen den Schutz steile Felswände, die auch "Warsteine" genannt werden. Die Reste der ehemaligen Schutzanlage können noch heute bei Kotzendorf besichtigt werden.

#3 Hunger

Hunger - ein Ortsname, der etwas trostlos klingt, aber mutmaßlich einen realen Bezug besitzt, ist ein Gemeindeteil der Stadt Betzenstein im Landkreis Bayreuth und wurde ab 1316 das erste Mal schriftlich erwähnt. Er leitet sich entweder von einer Familie her, die eben Hunger hieß oder bezieht sich auf eine reale Umgebung, die wenig fruchtbar war. Der stets ländlich geprägte Ort kam mit Betzenstein um 1504 zur Reichsstadt Nürnberg dazu und gehörte zu ihr bis zur Annexion durch das Königreich Bayern im Jahr 1806. 

Wusstet ihr übrigens, warum man Bayern mit "y" schreibt? Hier klären wir euch auf! 

#4 Ludersheim

"Du Luder!", ist oft eine weniger schmeichelhafte Bezeichnung für Frauen. Besonders Ende des 20. Jahrhunderts benutzten viele Medien das Wort, um damit Frauen zu bezeichnen, denen nachgesagt wurde, ihre körperlichen Reize zum Erhalten von Aufmerksamkeit und zur Verführung prominenter Männer einzusetzen. Nun sollte auch klar sein, woher das Dorf Ludersheim im Nürnberger Land seinen Namen hat - oder? Auch in diesem Fall muss die Antwort lauten: nein. Seine Herkunft ist zwar nicht gesichert, aber von einem besonders prominenten Luder, welches dem Ort seinen Stempel aufdrückte, kann nicht die Rede sein. Als wahrscheinlich gilt, dass sich die Namensgebung von einer nicht näher fassbaren Person namens "Ludolfis" ableitet und dass die Ortsgründung im Zuge des fränkischen Landesausbaus im 9. und 10. Jahrhundert stattfand.

#5 Busendorf

Bleiben wir doch gleich in seichteren Gewässern und blicken nach Busendorf, einen Gemeindeteil von Rattelsdorf im Landkreis Bamberg. Auch hier könnte die Realität den Ein oder Anderen enttäuschen. Denn in Busendorf laufen sicherlich nicht mehr Frauen mit einer stattlichen Oberweite herum als im restlichen Franken. Busendorf erscheint als "Bunselesdorf" erstmals um das Jahr 800 in den Traditionen des Klosters Fulda. Für seine Namensherkunft gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder hieß der erste Siedler Bouzzo und von ihm leitet er sich her oder er stammt von der eigentlichen Lage des Ortes ab. Busendorf liegt nämlich an einem weit in das Itztal vorgeschobenen Landbusen.

#6 Opferbaum

Opferbaum ist wohl einer der etwas gruseligeren Ortsnamen auf unserer Liste der skurrilen Orte in Franken. Der Ort gehört heute zur Gemeinde Bergtheim im Landkreis Würzburg. Vermutlich rührt sein Name tatsächlich von einer Bedeutung als Opferstätte her. Es wird angenommen, dass Opferbaum von "Opferbann" herstammt, welches auf einen ehemaligen germanischen Opferbezirk in der Gegend hinweisen soll. Möglicherweise lag dieser Kultplatz auf dem nahen Eichelberg. Dass Opferbaum eine weit zurückreichende Geschichte besitzt, belegen zahlreiche mittelalterliche Urkunden. So wird bereits 1176 in einer Würzburger Urkunde ein "Sefried de Oppherbein" als Zeuge genannt - spätestens um 1259 ist diese Familie allerdings erst sicher nachweisbar.

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#7 Leichendorf

Leicht schaurig geht es auch mit diesem Ortsnamen weiter. Was kann hier nur passiert sein, damit der Ort bis heute mit dem Tod in Verbindung steht? Nichts allzu Aufregendes in diesem Sinne. Vielmehr zeigt auch Leichendorf, wie andere Orte in der Liste, dass sein Name eine Beziehung in vormoderne Zeiten besitzt. Archäologische Funde um die Ortschaft herum belegen eine Besiedlung der Gegend bereits um 1000 vor Christus. Als Bestimmungswort des Ortsnamens wird der slawische Personenname Lúchov oder der indogermanische Stamm "leug, lug" ("schwärzlich, Sumpf") angenommen. 1225 wurde Leichendorf als "Lechendorf" das erste Mal urkundlich erwähnt.

#8 Strullendorf

Mit Strullendorf hat man wieder einen etwas tendenziöser und lustiger klingenden Name aus dem schönen Franken. Sorgen vor hemmungslosen Wildpinklern braucht man in Strullendorf im Landkreis Bamberg aber nicht zu haben. Die Verantwortung für die Entstehung des kuriosen Namens wird wieder einmal bei einer Person gesehen, und zwar bei einem "fränkischen Edelfreien namens Strollo". Interessant ist aber der Grund für Strullendorfs erste urkundliche Erwähnung:  Diese ist nämlich der Geldnot des Bamberg Bischofs Heinrich I. von Bilversheim geschuldet. Er entlieh am 4. Januar 1274 aus dem Bamberger Domschatz drei goldene Kreuze und verpfändete sie. Als Sicherheit für die wertvollen Schätze übertrug er dem damaligen Domkapitel seinen Gutshof in, genau, Strullendorf.

#9 Aha

Aha! Das kann erstmal so wirken... Ein Ausruf findet in Franken als Ortsname sein Zuhause. Seit 1978 ist Aha ein Stadtteil von Gunzenhausen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Alt ist auch der Ursprung dieses Ortes. Seine erste urkundliche Erwähnung fällt in die Jahre 1222/23. Im Codex Moel taucht die Ortschaft wegen eines Rechtsstreits um das Patronatsrecht an der Kapelle Pflaumfeld auf. Einmal wäre Aha beinahe sogar in der Geschichte verloren gegangen, denn während des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) wurde Aha häufig Opfer von Soldatendurchzügen und der immer wiederkehrenden Pest. So lebten im Jahre 1637 lediglich nur noch neun Einwohner in der Ortschaft. Zum Glück konnte Aha sich aber von allen Widrigkeiten erholen und ist heute nicht nur über die Schriften bekannt.

#10 Hölle

Eine ganz besondere Namensperle gibt es noch zum Schluss unserer Top 10: Die einzig wahre "Hölle" auf dieser Erde liegt bei uns in Franken, und zwar als Stadteil von Naila im Landkreis Hof, direkt am Eingang zum Höllental. Wie es auf dem Reiseblog "landlinse" heißt, gehen die Bewohner mit dem Namen aber humorvoll um: "Das Ortsschild trägt Teufelshörner, an der Ecke Höllentalstraße wird man von einer über fünf Meter hohen, blutrot angepinselten Teufelsstatue aus Holz begrüßt und das bekannteste Produkt der Ortschaft ist der Höllen Sprudel des Kohlensäurewerks Hölle", schreiben die beiden Autoren über die Ortschaft. Es lohnt sich also, den Ort zu besuchen und vielleicht schleicht sich dabei einem doch so manch ein Schauer über den Rücken, wenn man die Hölle betritt.

Wenn ihr nun Lust auf Urlaub in (der eigenen Heimat) Franken bekommen habt, dann findet ihr hier die schönsten Landstriche, Städte und Seen - unsere 10 Reise-Tipps für die Region. Zudem findet ihr hier noch ein Quiz: Welche Ortsnamen gibt es in Franken wirklich?

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