Nachdem Galeria Kaufhof Karstadt die Schließung zahlreicher Warenhäuser in Deutschland angekündigt hat, stellt sich nun die Frage, wie es mit den Ladenflächen weitergeht. Wo manche Städte bereits Alternativen umgesetzt haben, wird andernorts noch danach gesucht.
Mitte März 2023 hat Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof angekündigt, 52 von 129 Warenhäusern zu schließen. 5000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden ihren Job verlieren. "Dies ist ein rabenschwarzer Tag", betonte der Betriebsrat. In Franken sind sechs Filialen davon betroffen: in Coburg, Erlangen, Nürnberg-Königsstraße, Nürnberg-Langwasser, Schweinfurt und Bayreuth.
Die Oberbürgermeister von Nürnberg und Erlangen äußerten sich zu den Schließungen in ihren Städten: sie haben dafür kein Verständnis. Nur wenige Tage später konnte Florian Janik (SPD), Erlangens OB, gute Nachrichten verkünden: Die Filiale in der Nürnberger Straße bleibt nun doch erhalten. "Es wäre nicht nachvollziehbar gewesen, wenn diese wirtschaftlich gut laufende Filiale geschlossen worden wäre. Ich freue mich, dass die vielen Gespräche in den letzten Tagen etwas in Bewegung gebracht haben", so Janik.
Galeria Karstadt Kaufhof: Filialen in Nürnberg und Coburg werden übernommen
Auch in Nürnberg-Langwasser und Coburg kann aufgeatmet werden. Die Modekette Aachener kündigte an, vier Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof zu übernehmen - darunter eben diese. Die Warenhäuser in Nürnberg und Coburg sollen ab Juli 2023 als "Aachener Departement Stores" betrieben werden. "Mit der Übernahme der Galeria-Standorte wird das aktuelle Konzept, das sich auf Textilien, Accessoires und Schuhe konzentriert, um weitere Sortimentsbestandteile erweitert, um den Kundinnen und Kunden ein attraktives 'Department Store' Einkaufserlebnis zu ermöglichen", so das Unternehmen. Doch was passiert mit den restlichen Standorten? Leerstand, Hotel, Grünfläche, Gastronomie oder doch Handel?
In Hof schloss die Kaufhof-Filiale bereits 2019. Dort, wo seit 1964 Kunden von der Wollweste bis zur Teetasse alles kaufen konnten, steht heute ein Hotel. Zudem sind im Erdgeschoss des Hauses drei Bekleidungsläden eingezogen.
Durch die Schließung der Filiale sei eine attraktive Einkaufsmöglichkeit weggefallen. Die Innenstadt habe sich dadurch verändert, sagte eine Sprecherin der Kommune. "Da kein Leerstand entstanden ist, ist die Innenstadt lediglich anders belebt als zuvor." Das Hotel beherberge Gäste, die in der Stadt zum Essen oder Einkaufen unterwegs seien. Auch für internationale Veranstaltungen wie die Hofer Filmtage sei ein Hotel in zentraler Lage von Vorteil. Die Innenstadt sei auch ohne das klassische Warenhaus lebendig.
Handelsverband Bayern: Ausführliche Analysen nötig, um Innenstädte zu retten
Die Entwicklung bei Galeria habe den Handlungsdruck für die betroffenen Kommunen erhöht, sagte Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern. Grundsätzlich gelte: "Es gibt da keine Patentrezepte." Man brauche - unabhängig vom Thema Galeria - Maßanzüge für die Innenstädte und nichts von der Stange. Dazu seien ausführliche Analysen notwendig.
2021 startete der Freistaat das Programm "Starke Zentren". In fünf Modellkommunen wurden dabei individuelle Konzepte entwickelt, deren Ziel die Stärkung der Innenstädte war. Teil des Projekts war auch die Stadt Coburg, die ebenfalls von den Galeria-Schließungen betroffen ist. Eine Idee hier war das Ladenlabor "Show-Room 14", bei dem die Vorteile von stationärem Handel, mit denen eines Onlineshops kombiniert werden sollten. Kunden können sich die Waren im Laden ansehen und sie anprobieren. Bei einem Kauf wird die Ware per Post zum Kunden geliefert.