"Keine einfachen Zeiten": Fränkische Winzer mit Appell an Weinliebhaber

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Mit herausfordernden Zeiten sehen sich die Winzer in Franken derzeit konfrontiert. Das habe vor allem mit den Weintrinkern zu tun.

Die rund 3.400 Winzer in Franken sehen sich laut ihrem Branchenverband mit wirtschaftlich herausfordernden Zeiten konfrontiert. Der Preisdruck, insbesondere durch internationale Produzenten, sei immens; die Verbraucher achteten stark auf ihre Ausgaben und sparten auch beim Weinkauf, teilte der Fränkische Weinbauverband mit.

Es werde nicht weniger Alkohol konsumiert, sondern lediglich weniger regionaler. Auf nationaler Ebene stammten sechs von zehn Flaschen des konsumierten Weins aus dem Ausland, erklärte Matthias Mend von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim bei Würzburg.

Fränkische Winzer mit steigenden Kosten konfrontiert: "Müssten die Preise erhöhen"

"Es sind sicher keine einfachen Zeiten derzeit", sagte Verbandspräsident Artur Steinmann. "Wir wollen, dass regionaler Patriotismus entsteht." Dazu seien eine andere Kommunikationsstrategie und finanzielle Mittel erforderlich, denn die Werbebudgets ausländischer Hersteller seien um ein Vielfaches höher als die inländischer.

Über dieses Thema wolle er mit Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) sprechen. "Wir wollen nicht, dass mehr getrunken wird", stellte Steinmann klar. Wenn aber Wein getrunken werde, dann möglichst deutscher. "Wir müssten eigentlich die Preise erhöhen", sagte Mend mit Blick auf den steigenden Mindestlohn und die Energiekosten. "Es ist aber schwierig, das Erforderliche durchzusetzen." Die Kosten der Winzerinnen und Winzer seien zuletzt um 30 bis 40 Prozent gestiegen, sagte Steinmann. Dies an die Kunden weiterzugeben, gebe der Markt aber nicht her.

Der Preisdruck im Einzelhandel mache laut Verband vielen Winzern zu schaffen, daher seien sie mit Investitionen vorsichtig. Gut stünden die Produzenten dar, die auch Gäste betreuten. Der Tourismus spült nach Verbandsangaben jährlich rund 3,9 Milliarden Euro nach Franken, mit Weinverkauf würden 300 Millionen Euro erzielt.

Winzer in Franken besorgt - trotz "unkomplizierter Saison"

"Es hat Freude gemacht in diesem Jahr, weil es eine relativ unkomplizierte Saison aus weinbaulicher Perspektive war", sagte Beate Leopold vom Weinbauring Franken, einer Art Selbsthilfeorganisation der Winzer. "Allerdings treibt uns der Klimawandel etwas voran." Von der Blüte bis zur Lese waren es im Mittel von 1971 bis ins Jahr 2000 etwa 102 Tage, mittlerweile seien es in den vergangenen 25 Jahren im Schnitt nur noch 96 Tage gewesen.

Zugleich müssten die Trauben in sehr kurzer Zeit eingebracht werden. "Was einige Winzer lernen müssen, ist rechtzeitig anzufangen", sagte LWG-Experte Mend. "Die Jahre werden unberechenbarer." Waren früher vier Wochen üblich, seien es mittlerweile zwei. Frankenweit gebe es heuer einen durchschnittlichen Ertrag - im Schnitt 72 Hektoliter je Hektar und 2 Bocksbeutel je Rebe.

Insgesamt habe Franken eine Ertragsrebfläche von rund 6.000 Hektar. "Die Mostgewichte liegen etwas höher als im letzten Jahr." Mend sprach von etwa 87 Grad Oechsle im Schnitt. Grad Oechsle ist eine Maßeinheit für das Gewicht des unvergorenen Traubenmostes. Das Mostgewicht gibt den Anteil der gelösten Stoffe (vor allem Zucker) im Traubensaft an, ein Hinweis auf den möglichen Alkoholgehalt des späteren Weines.

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