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Fahrradklima-Test des ADFC: So schneiden die Städte in Franken ab


Autor: Redaktion, Agentur dpa

Franken, Freitag, 12. April 2019

170.000 Menschen haben sich am großen Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs beteiligt. Das Ergebnis ernüchtert, positive Beispiele gibt es nur wenige in Franken. Zwei Schlusslichter des Rankings kommen aus Oberfranken.
Der Fahrradklima-Test stellt den meisten Städten in Franken keine guten Ergebnisse aus. Foto: Bernd Wüstneck/dpa


Die Radfahrer in Franken und Bayern haben ihren Kommunen ein überwiegend schlechtes Zeugnis ausgestellt.

Einzig und allein das mittelfränkische Erlangen schaffte es beim aktuellen Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in die bundesweite Spitzengruppe, wie der ADFC-Landesverband in München mitteilte. Bei der Familienfreundlichkeit (Kategorie Radfahren durch Alt und Jung) führen die Mittelfranken sogar die Rangliste in ihrer Größenklasse - 100.000 bis 200.000 Einwohner - an. Ebenfalls starke Noten erzielt Erlangen bei der Erreichbarkeit des Stadtzentrums sowie der Möglichkeit des zügigen Radfahrens. In der Gesamtbewertung erzielt Erlangen die Schulnote 3,4.

Würzburg schneidet bei Radlern schlecht ab, Nürnberg nur im Mittelfeld

Demgegenüber belegt Würzburg in derselben Größenklasse nur Platz 31 (Gesamtnote 4,3). Nur was Fahrraddiebstähle und Leihmöglichkeiten öffentlicher Räder anbelangt, schneidet Würzburg bei den 660 Befragten besser ab als Erlangen. Besonders schlecht wurden in Würzburg das Sicherheitsgefühl beim Radeln und die Breite der Fahrradwege bewertet.

Nürnberg taucht als einzige fränkische Stadt in der Kategorie mit mehr als 500.000 Einwohnern auf. Die Frankenmetropole befindet sich mit Platz sieben von 14 im Mittelfeld - einen Platz hinter München. Bei den 2524 Befragten wurden die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Rad sowie die Möglichkeit, sich öffentlich Fahrräder zu leihen, vergleichsweise gut bewertet. Besonders negativ stachen hier die Falschparkerkontrollen auf Radwegen und deren Breite sowie die Ampelschaltung für Radfahrer hervor.

So schneiden weitere Städte in Franken ab

Bamberg: Platz 37 von 106 in der Stadtgrößenklasse 50.000 bis 100.000 Einwohner, Gesamtnote 3,9. In Bamberg sorgen vor allem Baustellen und zugeparkte Radwege für Ärger unter den Radfahrern.

Bayreuth: Platz 36 von 106 in derselben Klasse wie Bamberg, Gesamtnote ebenfalls 3,9.

Forchheim: Platz 172 von 311 in der Stadtgrößenklasse 20.000 bis 50.000 Einwohner, Gesamtnote 3,9. Ein gemischtes Zeugnis also für die Königsstadt, doch es gibt bereits Ideen und Pläne, um das Radfahren in und um Forchheim zu verbessern.

Coburg: Platz 283 von 311 in der Stadtgrößenklasse 20.000 bis 50.000 Einwohner, Gesamtnote 4,3.

Kulmbach: Platz 310 (Vorletzter) von 311 in der Stadtgrößenklasse 20.000 bis 50.000 Einwohner, Gesamtnote 4,7. Das sind die Hintergründe der schlechten Noten für die Stadt Kulmbach.

Kronach: Platz 145 von 186 in der Stadtgrößenklasse unter 20.000 Einwohner, Gesamtnote: 4,1. Warum Kronach beim Fahrradklima nicht gut abschneidet lesen Sie hier.

Schweinfurt: Platz 68 von 106 in der Stadtgrößenklasse 50.000 bis 100.000 Einwohner, Gesamtnote 4,1.

Hof: Platz 311 von 311 und damit Schlusslicht in der Stadtgrößenklasse 20.000 bis 50.000 Einwohner, Gesamtnote 4,8.

Alle Test-Ergebnisse der deutschlandweit 683 bewerteten Städte hat der ADFC in einer interaktiven Karte zusammengestellt. Übrigens: Nur 15 Städte schneiden mehr besser als 3,0 ab. Nur eine davon liegt in Franken, nämlich Gunzenhausen im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Die Stadt kommt auf eine Gesamtnote von 2,8.

Insgesamt sind Fahrradfahrer unzufrieden

Insgesamt habe sich Bayern nicht weiterentwickelt, sondern folge dem bundesweiten Trend sinkender Zufriedenheitswerte, sagte die Landesvorsitzende Bernadette Felsch. "Im Regelfall reicht es nur für eine befriedigende oder gar ausreichende Bewertung - vor allem in puncto Sicherheit."

Aus Sicht der Radler sind vor allem Falschparker, die mit ihren Autos oder Lastern auf den Radwegen stehen, ein besonders großes Problem. Auch die Wegführung in Baustellen sowie die Ampelschaltungen für Radler bekommen schlechte Noten, ebenso wie die fehlende Breite der Radwege. "Die alarmierende Botschaft ist, dass sich die Radfahrenden nicht sicher fühlen", erläuterte Felsch. Auch fehlende Mitnahmemöglichkeiten für Fahrräder im öffentlichen Nahverkehr würden allerorts bemängelt.

Ohne konkreten Maßnahmenplan werde der Freistaat sein Ziel, den Anteil des Radverkehrs bis 2025 von derzeit 11 auf dann 20 Prozent zu steigern, verfehlen, betonte Felsch.

Bei der bundesweiten Online-Umfrage hatten vergangenen Herbst mehr als 19.000 Menschen aus dem Freistaat mitgemacht und die Fahrradfreundlichkeit ihrer jeweiligen Städte und Gemeinden in zahlreichen Kategorien bewertet.