Nur eine knappe Vier für die Fahrradstadt: Schon zum vierten Mal muss sich Bamberg mit mittelmäßigen Noten begnügen.
Häufiger Fahrraddiebstahl, geringes Sicherheitsgefühl und häufige Konflikte mit Kraftfahrzeugen machen den Fahrradfahrern in der Stadt Bamberg das Leben schwer.
Das ist das Ergebnis des neuen Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Die Untersuchung, die auf der Befragung von über 400 Fahrradfahrern aus Bamberg basiert, kommt zu dem Ergebnis, dass Bamberg beim Niveau seiner Radinfrastruktur allenfalls Mittelmaß ist.
Gut werden nach einer 27 Punkte umfassenden Stärken- und Schwächen-Analyse die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und die Möglichkeiten für "zügiges Radfahren" gewertet; kritisiert wurden dagegen die Führung an Baustellen, die Breite der Radwege, ebenso wie die fehlenden Falschparkerkontrollen auf Radwegen.
Freilich: Unter Blinden ist die Stadt Bamberg dennoch die Einäugige. Im neuen ADFC-Test schnitt die Mehrheit der gleich großen Städte mit 4,0 noch schlechter als Bamberg ab.
Auch in der Region ist kein Radlerparadies bekannt. Zum Vergleich: Hallstadt erhielt 4,2 Punkte, Kulmbach 4,7, und selbst das für seine Infrastruktur gewöhnlich gelobte Erlangen kann auch nicht mit guten Zensuren glänzen - es landete bei Note 3,4.
Die eher schlechte Bewertung Bambergs führte am Donnerstag zu einer Kontroverse auf der politischen Bühne. Fahrradaktivist und ADFC-Vorstandsmitglied Christian Hader fühlte sich durch das Ergebnis in seiner Kritik an der Stadt bestätigt. Hader wirft Bamberg Verzögerungstaktik bei bereits beschlossenen Maßnahmen für den Fahrradverkehr vor. Statt konkreter Verbesserungen auf den Straßen bleibe es bei vollmundigen Ankündigungen.
Was sagt die Stadt zu den Vorwürfen, wie beurteilt sie die schlechten Noten des Fahrradklimatests und wo sieht sie mögliche Aufwertungen? Das erfahren Sie hierim Premiumbereich von infranken.de
" Unter Blinden ist die Stadt Bamberg dennoch die Einäugige"
Darf ich den Satz ergänzen?
Unter Blinden ist die Stadt Bamberg dennoch die taube Einäugige mit der beratungsresistenten, rigiden Persönlichkeit, die ihre vermeintlichen Erfolge mit einem rausgeplärrten "Saludos Amigos!" zelebriert.
Bei allem Respekt vor Herrn Wehner, der häufig zu Recht den Finger in schmerzende Wunden legt, ist dieses Mal einige Kritik an mir unverständlichen Beschönigungen im Hauptbeitrag (Premiumbereich und Druckausgabe) erforderlich. Und der Vollständigkeit halber: Den Fahrradklimatest gibt es bereits seit den 1980er Jahren, nicht erst seit 2012.
Schon der Versuch, Bamberg durch Vergleich mit den insgesamt schlechten Radfahrbedingungen in Deutschland besser dastehen zu lassen, ist ein Fehlschlag. Denn die Bistumsstadt ist nicht gut nur, weil andere schlechter sind. Vielmehr wird aufgedeckt, daß das Verkehrsmittel Fahrrad im (nahezu) ganzen Land bei der Politik noch immer nicht angekommen ist.
Wie die Teilnoten 2,7 (also 3+) und 2,9 (annähernd glatte 3) als gut betitelt werden können (Schulnote wäre befriedigend), bleibt schleierhaft.
Die Selbstzufriedenheit der Vertreter des Baureferats läßt erschaudern. Nur, weil andere Städte sich verschlechtert haben, sieht man sich selbst beim Verharren auf schlechtem Niveau auf dem richtigen Weg. Wer soll da noch Hoffnung auf Besserung haben?
Auch der Kommentar Herrn Wehners wirft Fragezeichen auf. Bambergs Radinfrastruktur ist mitnichten besser als der Fahrradklimatest aussagt. Nicht eine Radverkehrsanlage, schon gar nicht die in den letzten Jahren geschaffenen, entspricht auch nur annähernd den rechtlichen und bautechnischen Vorgaben sowie sicherheitstechnischen Erkenntissen. Sie alle lassen ihren eigentlichen Zweck überdeutlich erkennen: Fahrräder zur Seite, auch unter Inkaufnahme erheblicher Risiken, um Platz für ungehinderten Autoverkehr zu schaffen.
Die Wege entlang des Main-Donau-Kanals sind keine "Autobahn" für Fahrräder. Sie werden intensiv von Fußgängern, zeitweise spielenden Kindern und Hunden genutzt, was vollkommen in Ordnung ist. Doch dies erfordert aufmerksame und rücksichtsvolle Fahrweise. Mit einem Radschnellweg sind sie nicht zu vergleichen.
Fazit: Radfahren in Bamberg ist möglich, aber schwierig.
Die Glosse Herrn Wehners in der Druckausgabe vom 12. April setzt allem die Krone auf: Einen derart plumpen Versuch, den Fahrradklimatest ins Lächerliche zu ziehen, hätte ich von einem renommierten Journalisten nun wirklich nicht erwartet.
Doch einen Kern Wahrheit hat dieser Beitrag: Die Fußgängerinnen und -gänger sollten tatsächlich befragt werden. Denn ihre verkehrlichen Bedingungen sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, gleichfalls unter aller Kanone. Schon das nahezu flächendeckend teils großzügig geduldete, teils sogar unter Mißachtung aller rechtlichen Vorgaben (freizuhaltender Querschnitt: mindestens 2,5 m) angeordnete Gehwegparken vermiest nicht nur die Lust an der natürlichen Fortbewegung. Es stellt auch ein erhebliches Unfallrisiko vor allem für Kinder dar.
Da entsprechende polemische Leserkommentare sicher folgen werden, sei vorsorglich erwähnt: Natürlich gibt es rücksichtslose Radfahrer, welche Gehwege unsicher machen. Der weitaus größte Teil der Gehwegradler aber sind Menschen, die aus Angst vor rücksichtslosen Autofahrern von der Fahrbahn flüchten. Leider dürfen sie, werden sie dort bedrängt, nicht auf Hilfe der Behörden (Polizei, Justiz) hoffen (siehe auch www.cycleride.de/aktuelles/brennpunkte/100-selbst-die-polizei-ist-machtlos-kein-verfahren-gegen-aggressive-autofahrer-mangels-oeffentlichem-interesse.html!). Zudem hat der Verordnungsgeber, weil er nicht bereit ist, für sichere Fahrbahnen zu sorgen, zu Kindern unter acht bzw. 10 Jahren noch radelnde Begleitpersonen auf Gehwegen zugelassen.
Daß (nicht nur) in Bamberg hierfür ungeeignete Gehwege ausdrücklich für Radfahrer freigegeben sind bzw. als gemeinsame Geh- und Radwege mit Benutzungspflicht beschildert, macht es zudem für manche schwer verständlich, weshalb Gehwegradeln an anderer Stelle verboten ist.
Und mit mittelmäßiger Note 4 scheint mir Bamberg noch gut bedient.Waren wohl gnädige Juroren.