Der gebürtige Ebermannstadter Michael Müller, Chef des gleichnamigen Reiseführer-Verlages, hat die Geschäftsführung an seine Frau abgegeben. Dennoch begleitet er den Umbau seines Unternehmens.
Reisen ist die große Leidenschaft des gebürtigen Ebermannstadters Michael Müller, der im Januar 67 Jahre alt wird. Sein Elternhaus ist die ehemalige Sägmühle im Osten der Stadt, direkt an der Wiesent. Doch wurde es dem gelernten Automechaniker, der in Bamberg beim ehemaligen Autohaus Wagner seine Lehre absolviert hat, bald zu eng. Mit 21 zog es den Weltenbummler nach Südamerika.
"Mit wenig Geld in der Tasche - ich glaube es waren um die 2000 Mark - flog ich damals nach Barbados. Von da ging es per Schiff weiter nach Venezuela und dann per Autostopp nach Kolumbien und Ecuador", lacht der "Reise-Müller", dessen Markenzeichen seine mittlerweile etwas ausgedünnte Wuschelfrisur ist.
Eine Mark pro Tag
"Ich habe damals versucht, mit einer Mark am Tag auszukommen, aber nur zu bald waren meine finanziellen Vorräte aufgebraucht", erinnert sich der Rucksack-Tourist von einst, der sich in Südamerika bei der Landmaschinenfirma Claas einen Job suchte, um seine Reisekasse aufzubessern. Da lernte der Mann aus der Fränkischen Schweiz Martin Velbinger kennen, einen Globetrotter, der seine Erfahrungen in Reiseführern zusammenfassen und unter die Leute bringen wollte. "Wir freundeten uns an und haben gemeinsam recherchiert. Mit ihm und seiner Frau bin ich in deren Auto quer durch Argentinien gefahren, habe nach günstigen Übernachtungsmöglichkeiten, Bus- und Zugverbindungen sowie guten und nicht teuren Hotels gesucht und Routen-Vorschläge erarbeitet. Aber dann haben wir uns getrennt."
Velbinger wollte an dem Reiseführer über Portugal, den Müller plante, nicht mitarbeiten. Also machte der Franke das allein, denn dieses Fleckchen Erde hat für Michael Müller eine ganz besondere Bedeutung; schließlich wollte er in den 1980-er Jahren mit seinem Bruder dorthin auswandern und dort seine eigenen Reiseführer schreiben.
2000 Portugal-Reiseführer
So entstand sein erstes Werk, 132 Seiten Wissenswertes über Portugal, getippt auf einer Kugelkopf-Schreibmaschine der Marke Triumph-Adler. 2000 Stück ließ Müller davon drucken. Die hat das Verkaufsgenie alle an den Mann gebracht.
Im VW Käfer reiste Müller, der am 1. April 1979 seinen Verlag in Ebermannstadt angemeldet hatte, quer durch Deutschland und bot den Reiseführer in den Buchhandlungen an. "Unglaublich" resümiert der mittlerweile äußerst erfolgreiche Verleger, der übrigens gerade wieder von einer Portugal-Recherche zurückgekommen ist.
Noch erfolgreicher waren die nächsten Reiseführer über die Toskana oder Südfrankreich, die in einer Auflage von 10 000 Stück erschienen. Aber auch die Heimat hat der Ebermannstadter nicht vergessen. 1984 wagte er sich an den Reiseführer Fränkische Schweiz, den er aber nur zur Hälfte selbst geschrieben hat. Die zweite Hälfte stammt von dem Medienexperten Hans-Peter Siebenhaar aus Thurn, mittlerweile Korrespondent für das Handelsblatt. "Wir wurden damals heftig kritisiert, weil wir die Werbesprüche der Tourismusbüros aus unserem Reiseführer verbannt haben. Das waren die Leute nicht gewohnt", erinnert sich Müller, der bis heute 240 Reiseführer herausgebracht hat und der jährlich einen Umsatz von rund sechs Millionen Euro erwirtschaftet. 80 Autoren stehen beim Müller-Verlag fest unter Vertrag.