Beim Neujahrs-Wirtschaftsempfang der Volksbank bezieht Gastredner Dieter Kempf zu aktuell brisanten Themen Stellung - pointiert, aber klar in der Haltung.
Volles Haus beim Neujahrs-Wirtschaftsempfang der Volksbank Forchheim. 180 Vertreter von Unternehmen, Verwaltung und Verbänden aus der Region waren der Einladung gefolgt - neugierig darauf, was der Abend mit sich bringt. "Hinter dem Erfolg eines Unternehmens stehen immer Menschen, die mit Herzblut und Engagement eine Sache vorantreiben. Wir wollen diese Menschen bei diesem Empfang zusammenbringen, ihnen Impulse und die Möglichkeit geben, sich persönlich auszutauschen und miteinander zu vernetzen", sagte Vorstandsmitglied Alexander Brehm über die Beweggründe der Volksbank, diese Veranstaltung aus der Taufe zu heben.
Gregor Scheller, Vorstandsvorsitzender der Volksbank, schlug zur Begrüßung ein Loblied auf den Standort an: "Forchheim hat eine hervorragende Verkehrsanbindung, viel Lebens- und Wohnqualität, Kultur sowie Einkaufmöglichkeiten." Und mit der Fränkischen Schweiz liege die Naherholung vor der Tür. "Forchheim ist ein Standort, an dem Unternehmen erfolgreich arbeiten können." Die Volksbank spüre dies deutlich, sie habe in den vergangenen fünf Jahren im Geschäftskundenbereich 40 Prozent Zuwachs verzeichnet. Die Forchheimer Wirtschaft - eingebettet in die Metropolregion Nürnberg - könne optimistisch in die Zukunft blicken.
Eine Zuversicht, die Gastredner Dieter Kempf nur bedingt teilte: "Für 2019 sind 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum prognostiziert. Angesichts des Niveaus auf dem wir uns befinden, ist das ein solider Wert. Wir hatten jetzt aber neun Jahre in Folge Wachstum, es wäre naiv zu glauben, dass es immer so weiter geht", erklärte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), der - mit Blick in den Koalitionsvertrag - die nötige Weitsicht bei der aktuellen Bundesregierung vermisst.
Kempf, der auch Honorarprofessor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ist, schlug den Bogen vom Handelsstreit zwischen den USA und China über die anstehende Europawahl und den Brexit zu Konjunktur, Steuern, Digitalisierung und Klimapolitik. Klar in der Haltung, scharf in der Analyse und durchaus pointiert holte er die Zuhörer ab, erntete viel zustimmendes Kopfnicken. Genau wie bei seinen Anmerkungen zur Bildungspolitik und zum Fachkräftemangel, mit denen er auf eine Frage aus dem Plenum reagierte. Hier eine Auswahl seiner zentralen Aussagen:
1.: Mit Blick auf China und die USA dürfe sich Europa aus wirtschaftlicher Sicht nicht in nationalen Alleingängen verzetteln, sondern müsse geschlossen auftreten, um im Konzert der Großen auch künftig auf Augenhöhe mitmischen zu können. "Dafür muss sich die EU aber endlich um die großen Fragen wie eine gemeinsame Außenpolitik kümmern, anstatt zu reglementieren, wie krumm und wie gelb eine Banane sein muss." Europa mit seinen 500 Millionen Einwohnern und 21 Millionen Unternehmen habe das Potenzial mitzuhalten.
2.: Als E-Autofahrer und Verfechter des Verbrennungsmotors betonte Kempf, dass der Klimaschutz vernünftig organisiert sein will. "Die Mehrheit der Forscher ist sich einig, dass CO2 ausschlaggebend für den Klimawandel ist und wir Menschen mitverantwortlich sind. Wir müssen auf diese Aussagen vertrauen und haben dann die verdammte Pflicht, diesen Zustand mit Blick auf künftige Generationen zu verbessern. Aber doch bitte mit Sinn und Verstand." Wenn das E-Auto das Fortbewegungsmittel der Zukunft sein sollte, dürfe man sich nicht auf den batteriebetriebenen Motor als Antriebsform versteifen, sondern müsse auch Alternativen wie die Brennstoffzelle im Auge behalten.
3.: "Wir steuern in diesem Land falsch. Minoritäten-Probleme bestimmen unsere Politik", lautete Kempfs Urteil - auch in Bezug auf Bildung. Die Zahl der Studierenden sei enorm gestiegen - genau wie die Zahl der Abschlüsse, die für den Arbeitsmarkt irrelevant seien. Der Zugang zum Studium sei zu leicht: "Ich warte auf den Tag, an dem jemand mit einer ärztlich attestierten Rechenschwäche für BWL zugelassen wird", merkte Kempf süffisant an. Er befürchte eine Generation arbeitsloser Akademiker, während in Handwerk und Industrie händeringend Personal gesucht werde.