Die Auswirkungen des Virus machen sich langsam bei den Unternehmen in der Region bemerkbar. Hauptprobleme sind Lieferhemmnisse und der Containerstau in Chinas Häfen.
Dem ein oder anderen Biertrinker war der Name Corona schon bekannt, bevor das neuartige Virus in China ausbrach und inzwischen, zum Glück nur im sprichwörtlichen Sinn, in aller Munde ist. Seit 95 Jahren braut eine mexikanische Brauerei Gerstensaft unter diesem Namen.
Die Biermarke muss im Moment für viele Witze herhalten. Zum Lachen zumute ist allerdings weder den Mexikanern noch den fränkischen Brauern. Die Einschränkungen wegen des Corona-Virus, vor allem in China und Italien, behindern spürbar den Export mancher Brauerei.
Kästen stapeln sich
Georg Rittmayer, Inhaber der gleichnamigen Brauerei in Hallerndorf (Landkreis Forchheim) und zugleich Präsident des Verbands privater Brauereien in Bayern, schildert die Lage drastisch. "Italien ist für uns im Moment tot. Unser Haupthändler sitzt in Norditalien. Da geht im Moment gar nichts", berichtet er. Im Moment würden sich die Kästen bei ihm auf dem Hof stapeln - natürlich mit Mindesthaltbarkeitsdatum. Der Markt in Italien ist nicht irgendeiner. Um die zehn Prozent des Umsatzes mache bei Rittmayer der Export dorthin aus. Kein Einzelfall. Anderen Brauern in Franken gehe es ähnlich, meint Rittmayer. "Das, was man jetzt nicht verkauft, holt man nicht mehr rein", sagt der Brauereichef. Und wenn dazu Messen oder Feste abgesagt würden, werde sich das spürbar auf die Branche auswirken.
Käse und Molke
Etwas gelassener sieht Ludwig Weiß die Situation. Der Direktor der Milchwerke Oberfranken West eG in Meeder (Landkreis Coburg) spürt zwar, dass in China Hafen-Container nicht gelöscht werden. Wobei vor allem Käse neben Molkekonzentrat als beliebtes fränkisches Exportgut nach Asien gilt. Doch der Exportanteil ist deutlich geringer. "Das macht gerade mal zwei Prozent aus, und die bringe ich woanders unter", sagt Weiß. Er sieht aktuell sogar Vorteile. "Wegen der Hamsterkäufe läuft der Markt im Moment bombig."
Container liegen in den Häfen
Probleme bereiten den fränkischen Unternehmen nicht allein die Märkte vor Ort, sondern vor allem die Transportlogistik. "Das ist ein ernstzunehmendes Thema", sagt Kurt Treumann, Bereichsleiter International bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt. Das betreffe alle Transportwege. Was die Weltwirtschaft heutzutage bewege, laufe aber hauptsächlich über den Seetransport. "Jeden Tag stapeln sich mehr Container an den chinesischen Küstenhäfen", sagt Treumann. "Es zeigt uns, wie anfällig unsere Kunden-Liefersituation ist. Die Firmenlenker werden sich künftig Gedanken machen müssen, wie ein Plan B aussieht."
Laut Peter Belina, Pressesprecher der IHK für Oberfranken in Bayreuth, sind Lieferengpässe zeitversetzt zu spüren. "Der klassische Container per Schiff aus China zu uns ist rund 50 Tage unterwegs. Das fangen wir erst jetzt an zu merken", erklärt er. "Das, was jetzt ankommt, wurde im Januar bestellt."
Dass die Verunsicherung bei den Unternehmen wachse, werde aber auch an anderer Stelle deutlich. "Es rufen sehr viele Unternehmen an, um nachzufragen, was rechtlich beim Thema Home Office beachtet werden muss", berichtet Belina. Im Falle eines Falles.