Diana Könitzer arbeitet seit einem Monat als Asyl-Sozialberaterin in Ebermannstadt. Sie betreut 150 Menschen aus 16 Nationen. Das Hauptproblem: Wer seine Flucht nicht gut genug begründen kann, wird abgeschoben.
Helfende Hände, wie sie die Asylberaterin Diana Könitzer vom Unterstützerverein in Höchstadt kennt, gibt es gottlob auch in Ebermannstadt. Hier betreut die 35-jährige Diplom-Sozialpädagogin im Auftrag des Diakonischen Werkes Bamberg-Forchheim seit einem Monat rund 150 Menschen aus 16 Nationen in neun Unterkünften in Ebermannstadt, Egloffstein und Gößweinstein.
"Ich gehe zu den Menschen, höre mir ihre Sorgen an und nehme ihre Päckchen mit, um hier nach Lösungen zu suchen", umreißt Diana Könitzer ihr Aufgabenspektrum. Vieles davon ist Papierkram. Voraussetzungen für einen Pass sind nun mal Körpergröße, Augenfarbe und Gewicht. Nicht zu vergessen die Gesundheitsfragen zu Allergien oder Medikamenten, die jemand täglich einnehmen muss.
Sprache als Türöffner
Die Klientel reicht vom Neugeborenen bis zu Familien und Alleinstehenden. Das Hauptproblem ist die Verständigung. Über 200 afrikanische Sprachen machen die Kommunikation nicht einfach. Ein paar Brocken Russisch, die sich Könitzer angeeignet hat, wirkten bei Menschen aus Osteuropa wie ein Türöffner.
Sie hat aber auch erfahren: "Es gibt fast immer jemanden, der übersetzen kann." Vor allem wenn die Neu-Ankömmlinge Amarisch, Romo oder eine der vielen anderen afrikanischen Sprachen oder Dialekte sprechen, geht es nicht ohne Übersetzer. "Bei komplexeren Themen wie Fragen zum Stand des Asylverfahrens, Elterngeld, Krankenversicherung oder einem medizinischen Eingriff muss ein Dolmetscher her", berichtet Könitzer.
Mädchen für alles
Obwohl ein Großteil der Flüchtlinge in Ebermannstadt, Egloffstein und Gößweinstein aus den arabischen Staaten komme, wo ihr Leben bedroht sei, liege die Quote der Anerkennung derzeit bei nur 34 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es nur sieben Prozent. Die Ursache: "Ich glaube, dass die Menschen Opfer ihrer mangelnden Sprachkenntnisse werden. Sie können nicht genau genug darstellen, was sie zur Flucht bewogen hat. Ist die Schilderung zu allgemein, wird das Gesuch abgelehnt", weiß die Asylberaterin. Flüchtlinge aus dem Balkan hätten so gut wie keine Chance, Asyl zu bekommen. Die Quote für die Anerkennung hier: 0,1 Prozent.
"Ich orientiere mich an dem, was die Menschen brauchen. Deshalb bin ich hier Mädchen für alles", erklärt Könitzer. Die Anliegen reichen vom abgelaufenen Pass über Malstifte für Kinder, kaputte Glühbirnen bis zur Vermittlung eines Ein-Euro-Fünf-Jobs. Das Wichtigste sind Sprachkurse - vor allem bei schulpflichtigen Kindern oder Jugendlichen, die eine Berufsschule besuchen müssen. Dann kommt noch das Transportproblem dazu.
Begleitung erforderlich
"Haben Asylbewerber bereits am frühen Morgen einen Arzttermin in Erlangen, muss ich schauen, dass diese Personen begleitet werden, weil es keine Busverbindung gibt. Das muss man den Vertretern der Behörden erst einmal erklären", seufzt Könitzer.
Ein weiteres Problem: Es gebe Schwierigkeiten, die kulturellen Besonderheiten der Menschen vom "schwarzen Kontinent" überhaupt wahrzunehmen. "Nicht jeder, der einem die Hand nicht gibt, ist gleich unhöflich", findet die Betreuerin. Geschockt zeigt sie sich über folgenden Fall: "Einer Frau aus Afrika wurde der Asylantrag abgelehnt, weil ihr niemand geglaubt hatte, dass sie dutzende Male vergewaltigt wurde. Ihr Körperhaltung sei zu aufrecht, eine derart gedemütigte Frau habe keine solche Körperhaltung", empört sich Könitzer über die Begründung.
Netzwerk muss enger werden
Durch das Flüchtlings-Netzwerk gebe es in Ebermannstadt schon eine gute Struktur, helfende Hände, die ihr Aufgaben abnehmen. Allerdings müsse das Engagement in Gößweinstein und Egloffstein noch besser gebündelt werden. "Ich denke da an eine Koordinationsstelle für die ehrenamtliche Arbeit", sagt Könitzer. Die sei wichtig. Denn dann könnten die zur Verfügung stehenden Ressourcen noch effektiver eingesetzt werden.