Während andere in Panik geraten, riskiert er sein Leben, um anderen zu helfen. Zum Tag der Ersten Hilfe erzählt Bademeister Tobias Folz von seinen Ängsten.
Ein Mann gleitet auf den Knien eine offene Wellenrutsche herunter. In der Mitte der Strecke denkt er sich: Wieso nicht ab hier in das Schwimmbecken springen? Sein Stunt geht daneben und er bricht sich einen Wirbel an. Mit gelähmten Beinen liegt er im Wasser - droht zu ertrinken. Aufmerksame Schwimmer und die Bademeister vom Königsbad Forchheim eilen zur Hilfe. Der Mann überlebt den Unfall nur ganz knapp.
Auch Tobias Folz, der diese Geschichte erzählt, ist bereit, sein eigenes Leben für das eines Anderen zu riskieren. Nach zehn Jahren als Bademeister sagt er: "Die Angst vor Unfällen hat sich mit den Jahren gelegt, aber ich habe trotzdem großen Respekt davor." Mit seinen 26 Jahren erlebte er schon einige Unfälle - eine Wiederbelebung einleiten musste er zum Glück noch nie.
Eigene Kräfte werden überschätzt
Selbstüberschätzung ist der größte Fehler, den Badegäste machen, sagt Folz. Viele, insbesondere Flüchtlinge, kennen ihre eigenen Grenzen oft nicht.
Aber auch Eltern unterschätzen die Gefahren für ihr Kind, kritisiert der Bademeister. "Mit Schwimmflügeln ist es nicht getan. Solange das Kind nicht schwimmen kann, haben Eltern die Aufsichtspflicht."
Was Tobias Folz besonders ärgert: der Eigensinn der Eltern. "Ich bekomme oft gesagt: Sie arbeiten doch dafür, wozu sind sie denn sonst da? Ich erkläre dann oft, dass ich nicht nur auf ein Kind aufpassen kann. Ich stehe eigentlich mit einem Bein im Knast."
Aus seinem Fehler gelernt hat bestimmt ein Jugendlicher, als er mit seinem Freund im Königsbad auf der Rutsche herumalberte. Statt die Rutsche herunter zu gleiten, stellte sich der junge Mann auf und wurde von seinem Kollegen weggerissen. Mit voller Wucht prallte er gegen die Rutsche und schlug sich dabei drei Zähne aus. Einer bohrte sich in den Kiefer, erinnert sich Folz an den Unfall. "Der Fall ist mir am meisten im Kopf geblieben", erzählt der 26-Jährige mit gesenktem Blick.
Damit der Bademeister im Notfall richtig handelt, muss er jährlich an Schulungen teilnehmen. Dabei trainiert er die Herz-Lungen-Wiederbelebung und andere Standardübungen, die zu den Rettungsketten gehören.
Im Schwimmbad einen Überblick über das Geschehen zu erhalten, ist nicht immer einfach, gesteht der Bademeister. Seine Methode: "Man muss immer konzentriert bleiben. Ich beobachte Kinder, die im Wirrwarr schneller übersehen werden. Ich suche die Lücken."
Diese Lücken zu füllen, ist leichter, wenn genügend Mitarbeiter da sind, erklärt Folz. Im Königsbad sind das in der Regel vier Bademeister. Denn: Jede Sekunde zählt. "Je schneller wir reagieren, desto weniger Schäden bleiben", erklärt der 26-Jährige, auf dessen Schultern permanent eine große Verantwortung lastet.