Wenn ein Seil durch die Natur gespannt wird

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Das Areal um die Burgruine Neideck oberhalb von Streitberg lockt Freizeitsportler an. Foto: Matthias Brotkorb via inFrankenPix
Das Areal um die Burgruine Neideck oberhalb von Streitberg lockt Freizeitsportler an.  Foto: Matthias Brotkorb via inFrankenPix

Slacken, ein Trendsport, macht vor einem Naturdenkmal in der Fränkischen Schweiz nicht Halt. Naturschützer fürchten, dass Pflanzen und Tiere leiden könnten.

Der Müllerfelsen ist ein Naturdenkmal. Gerade die Felsköpfe sind laut dem Kletterkonzept der Regierung besonders geschützt. Trotzdem sind dort Anker befestigt, damit Sportler wie am Wochenende in 30 Meter Höhe den neuen Trendsport Slacken ausüben können. Doch: Die Naturschützer sehen eine große Gefahr für die seltene Fauna und Flora.

Erst vor wenigen Tagen hat der Naturschützer Bernhard Lang von der Burgruine Neideck aus, Leute bei einer gefährlichen Sportart beobachtet. Vom Felskopf des Müllerfelsen aus, in der Szene als Matterhornwand bekannt, zum benachbarten, etwa 70 Meter entfernten Felskopf des Freundschaftsturms ein Seil gespannt.
Auf jedem Felskopf standen Personen, eine weitere balancierte mit einer Balancierstange in ungefähr 30 Meter Höhe über das Seil.

Slacken nennt man diesen aus Amerika kommenden Trendsport, der hier bislang eher in eineinhalb Meter Höhe im Stadtpark ausgeübt wurde. Die "Highlines" können auch in mehreren Hundert Meter Höhe fixiert werden. Gefährlich findet es Lang nicht nur für die Leute, sondern vor allem für die Natur. "Die Felsköpfe beherbergen eine wertvolle Flora und Fauna", sagt Lang aus Pottenstein. Deshalb sind diese eigentlich besonders geschützt, auch bei den ausgewiesenen Kletterrouten. Doch Tiere und Pflanzen scheinen mit dem neuen Trendsport erneut gefährdet zu werden. Lang fürchtet, dass dies erst der Anfang ist und den wenigen Wagemutigen weitere Sportler in die luftigen Höhen folgen werden.

Dass dort schon länger geübt wird, scheint auf der Hand zu liegen. "Es müssen feste Verankerungen in die Felsenköpfe geschlagen worden sein, um das professionelle Seil zu fixieren", sagt Lang. Gerade der Müllerfelsen sei ein Naturdenkmal. Dort besetzt der Wanderfalke unregelmäßig einen Brutplatz und wird schon durch die Kletterer oft gestört, wie Lang erklärt.


"Nicht alle Felsen sind geschützt"

Wenig nutze es, die Massive von Januar bis Ende Juni zu sperren, denn der Wanderfalke habe ein ganzjähriges Habitatverhalten. Der Uhu reagiere noch sensibler auf Störungen und die Moose und Flechten oder die 60 verschiedenen auf der Roten Liste stehenden geschützten Pflanzen, die dort wachsen wie die Alpengänsekresse, das Hasenohrhabichtskraut oder der blaue Felsenlattich bedürfen eines besonderen Schutzes, da diese außerhalb der Alpen fast nur noch im fränkischen Jura vorkommen, wie Lang weiß.

Dem Landratsamt Forchheim ist von den neuen Vorkommnissen in den Felsen und Felsbiotopen nichts bekannt. Es ist ein komplexes Thema. Aber: "Nicht alle Felsenköpfe sind geschützt", informiert Holger Strehl, Pressesprecher des Landratsamts Forchheim. Der Müllerfelsen sei ein Naturdenkmal, man dürfe nichts zerstören. Es spreche nichts dagegen, wenn ein Anker in eine Fuge geschlagen würde. Das Nest des Turmfalken dürfe aber nicht beiseite geschoben werden, erklärt Strehl die Richtlinien. Naturschützer Lang sieht diese Aussage im Widerspruch mit dem Kletterkonzept, das eigens in der Broschüre der Regierung von Oberfranken festgesetzt und herausgebracht wurde. "Jeder bekletterte Fels hat Umlenkhaken, um nicht aussteigen zu müssen, damit man die Felsköpfe mit ihrer wertvollen Vegetation nicht benutzen muss", sagt Lang über das Kletterkonzept.
"Wenn alles niedergemacht wird, geht es zu weit", sagt Strehl. Ob und was zerstört wurde, kann vom Landratsamt aus noch niemand beurteilen. Die neue Entwicklung ist dem Amt noch nicht bekannt. Um jedoch handeln zu können, müssten diese Sportler erwischt werden und dann müsse auch noch nachgewiesen werden, dass Flora oder Fauna zerstört wurden.

"Es geht nicht darum, den Sport an den Felsen zu verbieten, sondern Felsmassive mit herausragender Fauna und Flora nicht dem Klettersport zu opfern und deshalb gänzlich zu sperren", meint Lang. Möglichkeiten, diese Biotope zu schützen, gebe es durchaus. "Wir hoffen, dass sie gut mit der Natur umgehen, wenn sie in der Natur etwas erleben wollen", so Strehl.