Der Weingartser Landwirt Georg Beutner hat schon vor vielen Jahren begonnen, sich durch den Anbau von Äpfeln und Birnen ein zweites Standbein zu schaffen. Inzwischen ist seine Plantage die Haupteinnahmequelle des Betriebs.
Wer von Kunreuth Richtung Weingarts fährt, findet vor Weingarts auf beiden Seiten der Straße große Obstplantagen. Dort ist die Apfelernte in vollem Gange und neigt sich langsam dem Ende zu. Das Ergebnis liegt dieses Jahr voraussichtlich geringfügig unter dem langjährigen Durchschnitt.
Georg Beutner bewirtschaftet hier zwölf Hektar mit Obstbau. Auf dem weitaus größten Teil der Fläche gibt es 17 Apfelsorten, dazu kommen sieben Birnensorten sowie in geringerem Umfang Zwetschgen und im Sommer Kirschen.
Interessant ist dabei die Entwicklung von Beutners Hof. Bis 1997 bildete Milchwirtschaft mit 32 Kühen, für damalige örtliche Verhältnisse eine recht stattliche Zahl, das Hauptstandbein. Beutner sah die Entwicklung auf diesem Markt sehr kritisch.
Ihm missfiel, dass Milcherzeugung immer mit großen Subventionen verbunden ist und der Erzeuger kaum Möglichkeiten hat, auf die Preisgestaltung einzuwirken.
Ganz anders sieht es nach seiner Schilderung beim Obstbau aus. Er wird zwar kaum subventioniert, was bei Investitionen schmerzlich durchschlägt, und die täglichen Herausforderungen seien auch beachtlich. Allerdings könne man mit unterschiedlichen Strukturen der Direktvermarktung das Ergebnis deutlich besser beeinflussen.
Helfer arbeiten selbständig
So entschied sich Beutner vor acht Jahren, konsequent in den Obstbau einzusteigen. Die Kühe mussten weichen, die Obstanlagen wuchsen kontinuierlich. Sie entwickelten sich mittlerweile zum Rückgrat des Betriebes. Teure Investitionen sind dabei unvermeidlich. Das macht auch ein Besuch bei der Apfelernte und auf dem Betrieb deutlich. Vier rumänische Erntehelfer sind im Einsatz.
Joan und Vasile arbeiten mit kurzen Unterbrechungen bereits seit 2007 hier. Viorel kam 2014, Dorel dieses Jahr dazu.
Beutner ist voll des Lobes. Er kann sich auf seine Leute, die alle über gute Deutschkenntnisse verfügen, blind verlassen. Sie arbeiten selbständig als wäre es ihr Hof. "Ohne unsere rumänischen Helfer wäre die Arbeit nicht zu stemmen", weiß Georg Beutner sie zu schätzen.
Zwischen den langen Reihen der Bäume steht der Obstzug, ein Pflegetraktor, der mehrere Wagen zieht. Der Zug ist je nach Bedarf verlängerbar. Die Großkisten darauf fassen jeweils rund 300 kg. Über den Bäumen spannen sich Hagelschutznetze. Das Tafelobst ist hoch empfindlich bei Hagelschlag und würde ganz schnell minderwertig werden. Zusätzlich sind die Netze ein Schutz gegen Sonnenbrand an den Äpfeln.
Die Netze werden nach der Blüte aufgelegt, schließlich müssen die Bienen vorher Zugang haben. Mehrere Bienenvölker hat sich Beutner zugelegt, die bei der Bestäubung helfen sollen. Ein Wildbienenhotel sowie Nistkästen und Sitzstangen für Greifvögel sind hier zudem zu finden. Für Beutner ist es ein strikter Grundsatz, keine Boden und Umwelt belastenden Mittel bei der Bekämpfung von Schädlingen einzusetzen. Vor dem Winter werden die Netze wieder eingelegt, eine Schneelast würde schnell zu Schäden führen.
Tiefbrunnen zahlt sich aus
Bereits 2009 hat sich Beutner einen Tiefbrunnen bei den Obstplantagen bohren lassen.
Das ist eine beachtliche Investition, die sich mit ihrer Tröpfchenbewässerung bei der großen Trockenheit in diesem Sommer besonders auszahlte und das Wachstum der Äpfel generell fördert.
Voll beladen fährt der Apfelzug anschließend auf den Hof. Ein großer Kühlraum war bisher vorhanden, erwies sich aber als nicht ausreichend. Georg Beutner entschloss sich daher, den leer stehenden Kuhstall, der vorher schon als große Scheune diente, erneut umzugestalten. Es entstand für die aktuelle Ernte ein funktionaler Raum, der unter anderem zwei zusätzliche große Kühlräume beherbergt. Mit modernster Computertechnik gesteuert, sorgen sie für eine konstante Temperatur von 0,5 Grad. Hier werden die gefüllten Großkisten mittels Stapler eingelagert. Auf diese Weise kann der Unternehmer bis spät in das Frühjahr die Kundschaft mit frischen Äpfeln versorgen.
Mit der Kenntnis aus seinem Obstanbau kann Beutner auch seine Brennerei bedienen. Auserlesene Äpfel und Fallobst bilden die Grundlage. Der Star unter den Produkten ist jedoch der Apfelsekt Charlemagner. Die Apfeltheke am Tag der offenen Brauereien und Brennereien, der dieses Jahr am Sonntag, 18. Oktober, stattfindet, lockt erfahrungsgemäß viele Besucher an. Es bleibt dann meist nicht beim Verkosten. Als Highlights unter seinen Apfelsorten bezeichnet Beutner die Sorten Rubinette oder Wellant. Der meistverkaufte Apfel auf Grund seiner vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten ist jedoch der Elstar. Im ersten Jahr hat er die Sorte Santana im Programm, die angeblich auch Apfelallergiker essen können.
Der Verbraucher beweist, dass er lokale Selbstvermarktung schätzt. Kunden aus dem Städtedreieck Nürnberg-Bamberg-Bayreuth ist der Weg nach Weingarts über das Jahr jedenfalls nicht zu weit.