Was führte zum tödlichen Busunfall in Forchheim?

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Angehörige und Freunde haben den Unfallort zu einem Mahnmal umgestaltet. Foto: Josef Hofbauer
Angehörige und Freunde haben den Unfallort zu einem Mahnmal umgestaltet. Foto: Josef Hofbauer

Was hat zu dem tödlichen Unfall auf dem Busbahnhof in Forchheim geführt? War das Unfallopfer vielleicht von seinem Smartphone oder dem Musik hören abgelenkt?Jetzt melden sich Augenzeugen und Experten zu Wort.

Noch immer stehen Passanten fassungslos am Forchheimer Busbahnhof, dort, wo am Donnerstag eine 17-jährige Schülerin von einem Bus überrollt wurde. Mitschüler und Freunde haben einen Blumenteppich aus Rosen ausgelegt und Kerzen angezündet. Jemand hat ein großes Herz mit einem A in der Mitte auf die Pflastersteine gemalt. Fotos und Abschiedsbriefe schmücken den Ort der stummer Trauer.

Alle bewegt die Frage, wie es zu dem tragischen Unfall kommen konnte. Stand das Mädchen im toten Winkel? War der Fahrer abgelenkt, etwa durch entgegenkommende Fahrzeuge? Oder war das Mädchen abgelenkt, hat es möglicherweise nicht auf den Bus geachtet?

FT-Leser Klaus Reichel, der Minuten vor dem Unfall am Bahnhof war, um sich eine Zeitschrift zu kaufen, meldete sich zu Wort und schilderte: "Mir ist eben an der Unfallstelle eine junge Frau aufgefallen, die völlig abwesend auf ihrem MP3-Player oder Smartphone herumtippte und selbstverständlich auch diese grässlichen Ohrstöpsel trug." Es könne durchaus sein, dass die junge Frau das Herannahen des Busses aus dem einfachen Grund nicht mitgekriegt hat, weil sie durch die Musik in den Ohrhörern und die Bilder auf dem Player völlig abgelenkt war, vermutet der Forchheimer.

Umwelt ausgeblendet

Günther Klebes, Fahrer eines Schulbusses aus Erlangen, schreibt: "Immer häufiger mache ich Beobachtungen, die bei mir Kopfschütteln auslösen. Kinder und Jugendliche nehmen am Straßenverkehr teil, ohne auf ihr Umfeld zu achten. Der Grund: Smartphone." Die Jugendlichen starrten auf das Ding und nähmen die Umwelt nicht mehr wahr. Die Teenager liefen bei "Rot" über Fußgängerampeln und Bahnsteige oder stießen gegen geparkte Autos. Zurufe und Hupsignale würden ignoriert, weil die Ohren verstöpselt seien. Eine Beobachtung, die Busunternehmer Willi Müller (Schmetterling-Reisen) in vollem Umfang bestätigt. Fahrer hätten Jugendliche rütteln müssen, damit sie reagierten.

Bardo Backert, Oberstaatsanwalt in Bamberg, der die Ermittlungen leitet, räumt ein: "Dieser Faktor ist von grundlegender Bedeutung bei der Rekonstruktion des Unfallhergangs." Es gebe Hinweise, dass das Mädchen aus Sicht des Busfahrers von einem Baum verdeckt war und dann unvermittelt die Fahrbahn betreten habe. Nun gelte es zu klären, inwieweit sich das Unfallopfer als aufmerksame Verkehrsteilnehmerin verhalten hat. "Das kann nur der Sachverständige" , versichert Backert. Es müsse geklärt werden, ob das Unfallgeschehen für den Busfahrer vorhersehbar und vermeidbar war. Technische Mängel am Bus könnten ausgeschlossen werden.

Wie ferngesteuert

"Nicht zum ersten Mal habe ich beobachtet, dass Jugendliche wie ferngesteuert durch die Gegend laufen und statt des Straßenverkehrs nur ihr Smartphone im Blick haben", bestätigt eine besorgte Mutter. Nicht nur am Busbahnhof. Auch vor dem Herder-Gymnasium würdigten die Schüler die zahlreichen Autos keines Blickes. Dazu der Forchheimer Polizeichef Rainer Schmeußer: "Grundsätzlich wird auch von einem Fußgänger, der am Straßenverkehr teilnimmt, Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert. Wenn wir jemanden sehen, der völlig abwesend ist, wird der selbstverständlich angesprochen und ermahnt. Schließlich gefährdet er sich und andere."

Fahrlehrer Michael de Clerk sieht ein gesellschaftliches Problem. Einerseits sei die Faszination von Smartphones so groß, dass viele die Realität regelrecht ausblendeten, andererseits verhielten sich die Vorbilder nicht immer vorbildlich. Sein Tipp: Die Grundregel "Schau links, schau rechts, geh geradeaus, so kommst du sicher gut nach Haus" gelte auch heute noch.