Kulturlandschaft kontra Artenschutz: Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Landwirten und Tieren, die den Lebensraum beanspruchen.
Etwa 70 Pflanzensorten stehen auf dem Speiseplan der Biber. "Muss es dann ausgerechnet mein Raps sein?", fragt Landwirt Heinz Söhnlein aus Burk. Er ärgert sich, weil Meister Bockart die Hälfte seines 100 Meter langen und 15 Meter breiten Feldes zwischen der Autobahn und dem Regnitz-Altarm gegenüber dem Ehrenbürg-Gymnasium ratzekahl gefressen hat.
"Ich habe drei Kilogramm Raps-Samen gesät. Die Pflanzen waren als Winter-Düngung gedacht. Doch davon ist aber kaum etwas übrig. Das Feld ist mehr braun als grün", beklagt Söhnlein.
Nicht der einzige Schaden, den die Biber angerichtet haben. Nur wenige Meter neben dem Regnitz-Altarm haben die Nager einen Ahorn angeknabbert. Fraßspuren zwei Meter weiter zeigen, dass die Vegetarier mit den scharfen Zähnen auch vor einer halben Meter dicken Eiche nicht Halt gemacht haben. In der typischen Sanduhr-Technik abgenagte Erlen, Ulmen und Pappeln beweise, dass es sich die Bibern in diesen Revier an nichts fehlen lassen.
Zum Leidwesen von Heinz Söhnlein, der nicht nur mit den Nagern auf Kriegsfuß steht. Er ist auch auf die Mitarbeiter der Abteilung Naturschutz am Landratsamt sauer, die zuständig sind für den Ausgleich von Biber-Schäden.
Keine Entschädigung
Als im vergangenen Sommer Söhnleins Traktor umkippte, weil er in einem Biber-Tunnel eingebrochen war, erhielt er nicht einmal die Reparaturkosten erstattet. Die Begründung: Er hätte den Lebensraum der Biber beeinträchtigt. Nichtsdestotrotz will Söhnlein den unrechtmäßig abgeernteten Raps als Schaden beim Landratsamt geltend machen.
"Wir haben ganz einfach verlernt, mit dem Biber zu leben", erklärt Gunter Brokt (78), ehemaliger Biber-Berater und Experte auf diesem Gebiet. Er sieht es positiv, dass die Biber im Landkreis Forchheim nahezu flächendeckend wieder heimisch geworden sind. 33 Reviere hat er im Landkreis ausgemacht.
Besonders wohl fühlen sich die unter Naturschutz stehenden Nager am Sittenbach zwischen Bammersdorf und Eggolsheim. Von der Biogasanlage flussaufwärts findet der Wanderer immer wieder Dämme, die der Biber angelegt hat. Auch Fraßspuren und abgenagte Bäume verraten seine Existenz.
"Das Revier ist flächenmäßig sehr klein", erklärt Gunter Brokt, "denn das Nahrungsangebot ist riesig." Unter den Dämmen habe der Biber in Abständen von 20 oder 30 Metern Fluchtröhren gegraben.
Sein Zuhause, die Biber-Burg, hat Meister Bockert hinter einem weiteren großen Damm am Sittenbach in einem bewaldeten Hanggrundstück errichtet. "Von hier aus gibt es mehrere unterirdische Zugänge zum Wasser", weiß Gunter Brokt.
Vor dem Bau hat der Biber ein Fraß-Floß gebaut. Ist der Bach zugefroren, kommt der Biber, der bis zu 20 Minuten die Luft anhalten kann, auch unter Wasser an seine Nahrung. Ein idealer Platz, um Biber zu beobachten.