Vor 70 Jahren erschien die Gottesmutter neun Kindern und vielen Erwachsenen. Die Gebetsstätte Heroldsbach könnte heute ein Wallfahrtsort von Rang sein.
Am Nachmittag des 9. Oktober 1949, vor genau 70 Jahren, sammeln Gretel Gügel, Erika Müller, Kuni Schleicher und Maria Heilmann bunte Herbstblätter, als Gretel über dem Fürstenwald zunächst die grün schimmernden Buchstaben JSH sieht und dann eine über dem Wald schwebende weiße Frau erblickt. Der Beginn von Muttergottes-Erscheinungen, die bis 31. Oktober 1952 andauern, die es nach Auffassung der katholischen Kirche aber nicht gegeben hat. Alles Einbildung?
Für die insgesamt neun Mädchen von damals, von denen nur noch sechs leben, waren und sind die Erscheinungen Realität, eine Wahrheit, für die sie zeitlebens Zeugnis abgelegt haben. Davon ist auch Pater Ludwig Müller, der Leiter der Gebetsstätte Heroldsbach aus tiefster Seele überzeugt. "Wenn ich die Frauen gebeten habe, mir von den Erscheinungen zu erzählen, fingen ihre Augen an zu leuchten. Es war, als würden sie durch mich hindurch sehen und alles noch einmal erleben. Das ist Wahrheit, keine Show."
Die Erlebnisse der Kinder könnten keine Einbildung gewesen sein, findet auch der frühere Leiter der Gebetsstätte, Pater Dietrich von Stockhausen. "Wäre damals nichts gewesen, wäre auch heute nichts", folgert er.
Seherinnen exkommuniziert
"Die Kinder wurden nämlich von der Amtskirche exkommuniziert, im Dorf gemieden. Mehrere der Mädchen wollten in ein Kloster eintreten, nahmen dafür eine beschwerliche mehrstündige Reise auf sich. Doch an der Klosterpforte wurden sie abgewiesen", berichtet Pater Ludwig.
Kein Einzelfall: Unter dem Motto "Zeugen der Wahrheit" berichtet der Theologieprofessor Johann Baptist Walz, der mit eigenen Augen das Sonnenwunder vom 8. Dezember 1949 miterlebt hat in seinem dreibändigen Werk über die Erscheinungen von Heroldsbach: Die Mädchen würden nur dann in ein Kloster aufgenommen, wenn sie vorher schriftlich erklärten, dass die Erscheinungen im Heroldsbacher Herrengarten nichts weiter als Einbildungen gewesen seien. Dagegen wiederholten die Seher lebenslang: "Wir können doch nicht lügen" und verweigerten die geforderte Unterschrift.
Zur Wahrheit gehört für Pater Ludwig auch das Mysterium, dass die Kinder auf Geheiß der Gottesmutter mit bloßen Händen ein Loch in die Erde gegraben hatten und andere mit blanken Knien auf dem Schotter den Weg zur Gebetsstätte rutschten. "Am nächsten Morgen, wenn die Mädchen wieder zur Schule gingen, war von den zerschundenen Händen und Knien nichts mehr zu sehen. Das ist doch nicht wissenschaftlich zu erklären", so Pater Müller.
Auch wenn Heroldsbach (noch) nicht den Rang einer Wallfahrtsstätte von europäischem Rang einnimmt, ist Pater Ludwig überzeugt, dass die Wahrheit irgendwann ans Licht kommt, dass selbst die letzten Zweifler von der Echtheit der Erscheinungen überzeugt werden. Das habe die Gottesmutter selbst gesagt. Es werde dauern, aber die Gnadenstätte werde anerkannt werden. Und über die anderthalb Meter tiefe Grube, die von den Kindern mit bloßen Händen ausgehoben und mit einem Stein geschlossen wurde, ist überliefert: "Hier werden noch viele Gnaden fließen. Ich werde etwas machen, dass es die Ungläubigen auch glauben."