Vorhang auf für einen Neuanfang

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Seit 20 Jahren prägt die Bühne des Jungen Theaters die Kultur in Forchheim mit. Doch eine Grundsicherung des Theaterbetriebes fehlt bis heute. Foto: Ulrich Raab
Seit 20 Jahren prägt die Bühne des Jungen Theaters die Kultur in Forchheim mit. Doch eine Grundsicherung des Theaterbetriebes fehlt bis heute. Foto: Ulrich Raab

Die Theatermacher aus der Kasernstraße setzen ein Zeichen in Richtung Stadt und Politik: Die Zeit des "Bittstellertums" müsse enden.

Das Junge Theater bringt eine Fächer-Botschaft in die Öffentlichkeit. "Forchheim, dein Theater!" steht auf dem ersten Blatt des Fächers. Das sei die entscheidende Aussage, betonten Ulrich Raab (Vorsitzender), Hubert Forscht (Vorsitzender) und Lorenz Deutsch (Künstlerischer Leiter) bei der Präsentation am Donnerstag.
Dabei stand nicht nur das Thema Sponsoring im Mittelpunkt, sondern auch die Frage, wie das Junge Theater Forchheim (JTF) die ihm gebührende Aufmerksamkeit erhalten könnte. "Die Wahrnehmung des Theaters in der Stadt spiegelt nicht die Arbeit wieder, die hier geleistet wird", sagt Lorenz Deutsch. Für seinen Geschmack werde das JTF zu sehr als Gastspielbetrieb wahrgenommen - und nicht als Plattform der Forchheimer Kultur.
Hubert Forscht erinnerte daran, mit welcher Kontinuität das Theater "Forchheimer Bürger zu kulturellen Beiträgen animiert". Etwa durch Impro-Auftritte oder durch Veranstaltungen wie "Partytime" oder "Wie es mir gefällt".
Der neu gewählte Vorsitzende Ulrich Raab freut sich auch über den Symbolwert des Theaterfächers: Er weise auf das "breit gefächerte Angebot" hin. Zehn Blätter werden durch eine Buchschraube zusammengehalten. Unter Überschriften wie "Was ist das nur für ein Theater?", "Hier spielt die Kultur", "Unsere Ensemble" oder "Ehrenamt" wird die Bandbreite des JTF-Wirkens aufgefächert.


Bedarf an Theaterpädagogik

Lorenz Deutsch hofft, dass so der Kulturdebatte etwas hinzugefügt wird, das über die seit 2011 geführte Finanzdebatte hinausgeht. Auch Ulrich Raab sieht für die Bühne in der Kasernstraße "Luft nach oben". Er möchte vor allem der Theater-Pädagogik wieder den Raum einräumen, den sie schon einmal hatte. Der ehemalige Schulleiter Raab weiß, "wie groß der Bedarf an Theaterpädagogik in den Schulen ist".
Doch zuerst müsse die Grundfinanzierung der Einrichtung geklärt sein. Derzeit wirke dieses Thema "wie eingefroren", beobachtet Ulrich Raab, der sich als "Mann des Ausgleichs" versteht: "Ich habe den Eindruck, dass die Stadt auf ein Zeichen wartet. Wir werden bei der Stadt anklopfen. Bevor wir aber über eine Summe verhandeln, muss sich die ganze Kultur an einen runden Tisch setzen."


Respekt vor dem Ehrenamt

Raab, Forscht und Deutsch gehen davon aus, dass die Zeit des "Bittstellertums" ein Ende findet. Das jährliche Budget von rund 200 000 Euro finanziert der Verein Junges Theater aktuell zu 70 Prozent aus eigenen Mitteln. Darüber hinaus sorgt der Hauptsponsor Sparkasse für Sicherheit. Wie Stephanie Müller (zuständig für das Vertriebsmanagement) bei der Präsentation des Theaterfächers betonte, engagiere sich die Sparkasse mit einem jährlichen Fixum von 5500 Euro. Damit werde auch Respekt vor dem Ehrenamt gezollt, sagte Stephanie Müller. Weil die Bank Veranstaltungen wie ZirkArt oder die Afrika-Kulturtage gesondert unterstützt, liege das finanzielle Engagement weit über dem jährlichen Fixum, lobte Lorenz Deutsch. Er sprach von einem "Sponsoring auf Augenhöhe", denn es gebe ja auch JTF-Veranstaltungen in der Sparkasse.
Ulrich Raab will seine neue Rolle als Vorsitzender auch für einen "Neuanfang" nutzen: "Ich bewundere Lorenz Deutsch, mit welchem Budget er großes Theater macht. Doch wir müssen das mehr nach draußen bringen." Der Theaterfächer will nicht nur die annähernd 500 Mitglieder informieren, wo es langgehen soll - sondern auch die lokale Politik.
"Letztlich ist es ein Theater dieser Stadt, die Stadt ist in der Pflicht", sagt Ulrich Raab. Dazu gehört für Lorenz Deutsch auch, dass in Forchheim verstärkt "inhaltlich" über Kultur geredet wird. Der Anfang könnte am 23. Juni gemacht werden - da finden sich 30 Kulturschaffende am Runden Tisch zusammen.