Weiter viele Unklarheiten im Prozess gegen Forchheimer Polizisten

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Symbolbild: Barbara Herbst
Symbolbild: Barbara Herbst

Der siebte Verhandlungstag im Strafverfahren gegen einen Forchheimer Polizeibeamten brachte wenig neue Erkenntnisse.

Der siebte Verhandlungstag im Strafverfahren gegen einen 45 Jahre alten Forchheimer Polizeibeamten und eine 43 Jahre alte Frau wegen mutmaßlicher Drogengeschäfte verlief ähnlich wie die sechs davor: Nichts ist wirklich klar. Auch die Zeugenanhörung einer Frau, die in mehreren Vernehmungen den Angeklagten belastet hat, brachte der Zweiten Strafkammer des Landgerichts Bamberg nicht wirklich einen Erkenntnisgewinn.


"Ich weiß es nimmer"

Im Gegenteil. Die 33-jährige Frau, die heute in Norddeutschland lebt, antwortete auf die meisten Fragen des vorsitzenden Richters Nino Goldbeck mit den Worten "ich weiß es wirklich nimmer" oder "ich habe vieles geglaubt, was man mir gesagt hat".

Die Frau gilt als Zeugin der Anklage. Nicht zuletzt auf ihre Aussagen stützen sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Der Haschisch-Handel, an dem die beiden Angeklagten aktiv mitgewirkt haben sollen, geht auf die Jahre 2006 bis 2008 zurück. Der Zeugin, damals selbst Konsumentin, wurden vom Richter frühere Aussagen vorgehalten, wonach sie selbst gesehen haben will, dass der Polizeibeamte Haschisch geraucht hat. Daran konnte oder wollte sie sich nun nicht mehr erinnern.

Die Zeugin sagte, sie habe in Franken viel Schlimmes erlebt und sei seit acht Jahren psychisch krank. Sie muss fast in Panik geraten sein, als sie hörte, dass sie ans Gericht nach Bamberg müsse. Das berichtete eine junge Polizeibeamtin den Richtern.

Diese und zwei Kollegen hatten die Frau vorgeführt, weil die Zeugin nicht aus freien Stücken der Ladung des Gerichts nachgekommen war. Nach der Anhörung der 33-Jährigen, die die Vorführbeamten im Saal miterlebten, passierte etwas Ungewöhnliches: Die Polizisten suchten das Gespräch mit dem Gericht und deuteten an, dass die Zeugin ihnen mehr gesagt habe. Eine der Beamtinnen wurde daraufhin kurzerhand in den Zeugenstand gebeten.


Staatsanwaltschaft ermittelt

Zumindest Staatsanwalt Markus Reznik hegt nun den Verdacht, dass die 33-Jährige falsch ausgesagt hat. Er leitete umgehend ein Ermittlungsverfahren gegen sie ein. Außerdem beantragte er, die Frau am 16. Mai, wenn das Verfahren fortgesetzt wird, erneut zu befragen. Das Gericht folgte dem Antrag, ordnete aber an, dass die Zeugin dann in Begleitung eines Rechtsbeistands ist - für alle Fälle.

Auch zwei Sachverständige hatte die Strafkammer am siebten Prozesstag geladen. Ein Kfz-Gutachter aus Erlangen nahm Stellung zu der Frage, ob es praktisch möglich ist, Haschischplatten in der Größe einer Tafel Schokolade hinter den Lüftungsöffnungen eines Ford Escort zu verstecken. Ja und nein, gab er zu verstehen. Ja, wenn man die Lüftungsschlitze vorher demontiert hat; es gebe neben der Luftführung in fast jedem Auto einen Hohlraum, in dem mehrere solcher Platten Platz hätten. Mit dem richtigen Handgriff sei es auch möglich, sie wieder herauszufingern.

Nicht möglich ist es nach seinen Angaben, Haschischplatten hinter das Armaturenbrett zu bringen, wenn dieses nicht vorher manipuliert worden ist. Er belegte seine Angaben mit zahlreichen Fotos von entsprechenden Tests in seiner Werkstatt.


Zwei Sachverständige gehört

Der zweite Gutachter leitet im Landeskriminalamt München das Sachgebiet Chemie. Er wurde zur Haschisch-Qualität im Tatzeitraum in Bayern befragt. Dazu muss man wissen, dass der Wirkstoffgehalt von Rauschgift bei der rechtlichen Würdigung eine Rolle spielt: Bei hoher "Qualität" drohen höhere Strafen. Glaubt man den Zeugen im Verfahren, war das Haschisch, das im Verfahren eine Rolle spielt, von eher schlechter Qualität.

Der Experte machte eher allgemeine Angaben, etwa zum Marktpreis für Haschisch im Jahr 2007: Ein Kilo kostete demnach im Schnitt 4600 Euro, ein Gramm 6.50 Euro. Zeugen wollen seinerzeit im Raum Forchheim 9 bis 12 Euro pro Gramm gezahlt haben. Der Preisunterschied zum Durchschnitt liegt für den Sachverständigen auf der Hand: Kleine Mengen seien immer teurer; außerdem richte sich der Preis nach dem Angebot. In einer Großstadt sei Rauschgift gewöhnlich preisgünstiger, weil leichter zu bekommen als auf dem Land.