Die Umsätze sind mau, Kunden kaufen woanders ein. Der "Laderer Dorfladen" in Unterleinleiter hat einen Jahresfehlbetrag aufzuweisen.
"Der Dorfladen, das seid ihr! Nicht der Vorstand, sondern ihr", trug Sylvia Baumann, die Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft "Ladarer Dorfladen", leidenschaftlich vor. Vorstand, Aufsichtsrat und 66 der 202 Genossenschaftsmitglieder hatten sich zur vierten Generalversammlung im Sportheim getroffen.
"Unser Dorf darf nicht sterben", sagte Sylvia Baumann und berichtete, dass es am Dorfladen im Pfarrgarten eine Sitzgruppe mit Sandkasten gibt, damit Eltern entspannt Kaffeetrinken und ihre Kinder spielen können. "Bei uns kostet es halt manchmal ein paar Cent mehr, aber es soll hier auch ein Ort der Begegnung sein", meinte die Vorsitzende.
Umsatzeinbußen bei Backwaren
Allerdings musste Alexander Löw beim Bericht des Vorstandes angeben, dass die Umsätze im vergangenen Jahr um etwa 30.000 Euro zurückgegangen waren: "Die Bilanz schaut recht übersichtlich aus." Er trug vor, dass es bei den Produkten mit sieben Prozent Umsatzsteuer - Waren zum Essen - einen Rückgang von etwa 52.000 Euro gegeben habe. Bei Getränken und Zigaretten, die mit 19 Prozent besteuert werden, lag der Umsatzrückgang bei circa 22.000 Euro. Die größten Umsatzeinbußen habe es bei den Backwaren gegeben.
Hier vermutete Sylvia Baumann, dass das Problem daran liegen könnte, dass der Bäcker erst nach 6 Uhr liefert: "Wenn die Kunden um 6 Uhr ihre Brötchen nicht bekommen, gehen sie halt woanders hin." Außerdem meinte Alexander Löw, dass die Mitglieder im vergangenen Jahr davon ausgegangen waren, dass der Laden läuft, und dann zum Einkaufen "halt woanders hingelaufen sind".
Er zeigte auf, dass der Aufwand gleichgeblieben war und keine Investitionen getätigt wurden. Der höchste Aufwandsposten ist das Personal mit fast 70.000 Euro. Beim "Ladarer Dorfladen" sind fünf Mitarbeiter beschäftigt; drei Teilzeitkräfte und zwei Geringverdiener.
2017 ist ein Jahresfehlbetrag von 7352 Euro entstanden, der das Eigenkapital auf 16.515 Euro minderte. Deshalb musste Löw anzeigen, dass ein Verlust besteht, der durch die Hälfte des Gesamtbetrags des Geschäftsguthabens und der Rücklagen nicht gedeckt ist.
Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Riediger forderte die Mitglieder auf, sich als ehrenamtliche Helfer zu melden, denn manchmal gebe es auch kleinere Aufgaben, für die Hilfe gesucht werde. Auch er zeigte auf, dass der größte Posten der Personalaufwand ist.
Öffnungszeiten bleiben
Deshalb gab es die Idee, die Öffnungszeiten zu kürzen. Aktuell ist der Laden montags bis freitags von 6 bis 18 Uhr geöffnet, samstags bis 13 Uhr. Dem stimmten die Mitglieder nicht zu. Allerdings wurde beschlossen, dass Geld nur dann abgehoben werden könne, wenn vorher im Laden eingekauft worden ist.
Aufruf an die Mitglieder
Sylvia Baumann forderte die Mitglieder auf, dass sie für zehn Euro mehr einkaufen sollten, um die Umsätze wieder zu erhöhen. "Mit Zigaretten lässt sich allerdings kein Umsatz machen", sagte sie und wies darauf hin, wie schwer es ihr falle, abgelaufene Produkte wegzuwerfen. Sie zeigte auf, dass gerade für ältere Menschen ein Dorfladen wichtig sei und erzählte von einem Senior, für den sie Champignonsuppe ins Sortiment aufnehmen sollte. "Das geht aber nur, wenn er zweimal die Woche die Suppe isst", erklärte Sylvia Baumann. Sie hatte Artikel auf Wunsch wohl aufgenommen, die waren aber nicht verkauft worden.
Ein Fahrdienst?
Derzeit gibt es im Dorfladen 1100 Artikel. Der Vorstand will in Zukunft auch einen Fahrdienst anbieten. Hier könnten Einkaufszettel abgegeben werden, die Ware würde bestellt und in einem bestimmten Rhythmus ausgeliefert werden. Sylvia Baumann forderte die Mitglieder auf, ihre Ideen und Anregungen schriftlich im Dorfladen einzureichen und sagte leidenschaftlich: "Tragt es raus: Kauft im Dorfladen ein!"
Ein weiterer Tagespunkt war die Wahl von drei der acht Aufsichtsratsmitglieder. Johannes Wunder hatte kurz vorher gemeldet, dass er nicht mehr zur Wahl stehen würde. Da sich unter den Mitgliedern in der Versammlung niemand fand, der sich aufstellen ließ, besteht der Aufsichtsrat nur noch aus sieben Mitgliedern: Vorsitzender ist Gerhard Riediger, wiedergewählt wurden Günther Preller und Florian Nützel. Weitere Mitglieder sind Christian Zeilmann, Gerlinde Trautner, Simon Dorsch und Reinhold Wunder.
".........dass sie für zehn Euro mehr einkaufen sollten, um die Umsätze wieder zu erhöhen."
Zwanzig Euro wäre besser. Würde den Umsatz nochmals deutlich erhöhen.
Kann es sein, dass in dem Artikel Umsatz und Ertrag vertauscht wurden. Anfangs wird ein Umsatzrückgang von 32.000€ berichtet, und im gleichem Atemzug, dass die Backwaren um 52.000€ weniger Umsatz erzielten.
Auch die Aussage, dass Zigaretten keinen Umsatz bringen halte ich für fraglich. Ich denke, Zigaretten sind ein großer Umsatzbringer, aber kein Gewinnbringer, da die Marge bei ca. 5-7% liegen wird. Bei Backwaren wären Margen von ca. 100-200% anzusetzen, jedoch deutlich höherer MHD-Verlust einzurechnen, und geringe Stückkosten (Brötchen 35ct). Bitte die Zahlen nochmals prüfen, und ggf. berichtigen.
Bald wird er dicht machen. Darum verstehe ich auch immer den Hype, auch hier auf inFranken.de/FT, nicht, wenn so ein Dorfladen aufmacht oder aufmachen will. Das ist nur am Anfang so, wo eventuell mehr Kunden kommen, aber dann, kauft man eben doch wieder woanders, auch wegen den Preisen.