Der Bürgermeister von Gräfenberg, Hans-Jürgen Nekolla wünscht sich einen eigenen Tourismusverein für seine Stadt. Das Ziel: vielfältiger und qualitativ anspruchsvoller werden.
Seit sieben Jahren lockt der "Fünf-Seidla-Steig" zahlreiche Touristen nach Gräfenberg und den Ortschaften drum herum. Deshalb sind sich die "Touristiker" unter den Stadträten und Bürgern einig, dass mehr Tourismus möglich ist, wenn man, andere Gemeinden zum Vorbild, einen festen Kümmerer anstellt. Eine Vereinsgründung mit Beteiligung der zur Verwaltungsgemeinschaft gehörenden Gemeinden soll der erste Schritt in diese Richtung sein. Jede dieser Gemeinden hat aber schon Heimat- und Touristenvereine, mit Ehrenamtlichen. Wozu ein neuer Verein?
"Wir wollen uns nicht auf dem Fünf-Seidla-Steig ausruhen, sondern vielfältiger werden und auch qualitativ anspruchsvoller", sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD). Eine Art Touristenformation ist letztendlich das Ziel, das hinter der Vereinsgründung steht.
"Der Tourismus läuft derzeit in der Stadt nebenbei, wird von den verschiedenen Angestellten abgearbeitet", berichtet das Stadtoberhaupt. Die Lindenbräu-Chefin Irene Brehmer-Stockum hätte nichts dagegen, wenn eine feste Person erledigt, was sie derzeit per Mail oder telefonisch beantwortet. Manchmal stünden die Touristen auch mit ihrem Rucksack vor der Tür und fragen, wo es Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Außer bei ihr und im Weinstüberl momentan nirgends. Irene Brehmer-Stockum gibt dann Adressen weiter oder bestellt dem einen oder anderen Wanderer ein Taxi.
Doch wie kann hier ein Touristenverein oder eine Touristeninformation helfend einschreiten, wenn einfach die Übernachtungsmöglichkeiten fehlen? Schließlich gibt es in jedem der drei zur VG gehörenden Orte bereits Heimat- und Touristenvereine oder Fränkische Schweiz Vereine.
Nekolla sieht dennoch die Notwendigkeit eines eigenen Tourismusvereins, denn der HTV Weißenohe kümmere sich zu sehr um seine eigenen Belange, weniger um Gräfenberg und der eigene FS-Verein zu wenig für den Tourismus. "Tourismus sind nicht nur Wanderer", so Nekolla. Für den wirklichen Tourismus brauche es noch andere Highlights und vor allem jemanden, der die Entwicklungsfähigkeit der Gastronomie aufzeigt und die Bürger überzeugt, dass Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden können und die Altstadt verschönert. Auch den Kalkacherlebnisweg hat der Bürgermeister noch nicht beerdigt. Allerdings wäre auch das wieder ein Wanderweg.
Schon vor neun Jahren gründete der frühere Hiltpoltsteiner Bürgermeister Hans Deuerlein einen Tourismusverein, mit vielen Interessenten. Aber es passierte nichts. "Das muss jemand tun, der im Tourismus involviert ist.
Die Ehrenamtlichen sind damit überfordert", erklärt Nekolla dieses Scheitern. Schon in etlichen Stadtratssitzungen hob er dritte Bürgermeisterin Regine Bleckmann (SPD) hervor, die sich privat zur Kultur- und Tourismusreferentin weiterbilden ließ und nun nicht nur diese Informationsveranstaltung organisiert, sondern dort auch referieren wird.
Bürgermeister Nekolla sieht, dass diese zeitliche Verbindung von Bleckmanns privater Fortbildung schon zu Gerüchten führen könne, gibt aber zu, dass die Aufgabe der Tourismusfachkraft "zwangsletztendlich auf Regine Bleckmann hinauslaufen wird. Sie anzustellen ist aber Sache des Vorstands", sagt Nekolla.
Wenn jeder - Vereine, Gewerbetreibende und die Stadt - in seinem Rahmen einen Beitrag leiste, sei die Bezahlung einer Fachangestellten schon umsetzbar. Dass dies nicht gleich eine Vollzeitkraft werde, sondern man bescheiden anfangen müsse, sei ihm durchaus klar.
Regine Bleckmann sagt, es sei die Entscheidung des Vereins, wie Engagements außerhalb des Ehrenamts bezahlt werden. Allerdings ist Regine Bleckmann überrascht, dass ihre berufliche Weiterbildung mit ihrem Engagement für den Tourismus in Gräfenberg in Verbindung gebracht wird. "Ich bin seit vielen Jahren in Gräfenberg engagiert, habe den Förderverein der Grundschule mit gegründet, war in der Mittagsbetreuung aktiv und habe die Ferienbetreuung der Grundschule ins Leben gerufen", sagt Bleckmann. Der Tourismus gehöre für sie zu den harten Wirtschaftsfaktoren, den es zu fördern gilt. Aber sie ist auch der Meinung, dass ehrenamtliches Engagement alleine nicht ausreiche.
"Die Stadt beleben" lautete schon das Ziel im Stadtrat 2003, weshalb sich Stadträte ehrenamtlich in Arbeitskreisen trafen. Damals entstand der Fünf-Seidla-Steig, inklusive Logo.
Als er zur Kirchweih eröffnet wurde, regte Renate Krause (FW) im Stadtrat an, "Bierstadt Gräfenberg" als Zusatzschild anzubringen.
"Das klingt zu billig wurde gesagt. Der Fünf-Seidla-Steig ist nun aber die größte Einnahmequelle für die Stadt", sagt Krause. Wenn mit dem berühmten Wanderweg den Namen Renate Krause kaum jemand mehr in Verbindung bringt, so ist er doch in ihrem Ehrenamt als Stadträtin entstanden und hat den Tourismus maßgeblich gefördert. Das wollen einige Stadträte heute auch, nur nicht ehrenamtlich.