Gutachter sehen nur Chancen für eine Beruhigung von Teilen Egloffsteins, wenn die gesamte Ortsentwicklung beachtet wird: Das Prädikat "Luftkurort" müsste auf die gesamte Gemeinde ausgedehnt werden.
Die vom Landratsamt abgelehnte Tempo-30-Zone in der Talstraße und in der Felsenkeller-Markgrafenstraße beschäftigt weiterhin den Egloffsteiner Gemeinderat. In seiner jüngsten Sitzung stellten Henry Haase und Udo Richter im Rahmen der Dorfentwicklung die Ergebnisse ihrer Recherchen vor und kamen zu dem Ergebnis, dass die größten Chancen auf Einrichtung der Tempolimits ein Ansatz habe, der die gesamte Ortsentwicklung einbeziehe.
Verkehr und Luftkurort sind die Säulen des Gutachtens. Ausgehend von Zahlen aus dem Jahr 2005 sind in Egloffstein zwar weniger Kraftfahrzeuge gezählt worden, berichtete Haase, was bedeutet, dass der Verkehr durch den Ort abnimmt, aber durch die Zunahme allein des Schwerlastverkehrs sind die Emissionen, ist die Luftverschmutzung angestiegen, was konträr zum fremdenverkehrswirksamen- und fördernden Prädikat "Luftkurort" steht.
Das bedeutet für Haase, mit einer weiteren Verringerung der Luftverschmutzung durch ein weiteres Tempolimit, geht eine Steigerung der Lebensqualität einher, was sich positiv auf den Tourismus und die Entwicklung des Ortes Egloffstein auswirken soll. Anzustreben sei eine Verringerung der Fahrgeschwindigkeit auf Tempo 70 im Bereich Egloffstein-Hammerbühl und Egloffstein-Mostviel. Alle anderen Straßen im Ortsbereiche von Egloffstein sollen auf Tempo 30 beschränkt werden.
Im Gegenzug strebt Haase die Ausdehnung des Prädikats "Luftkurort" auf die gesamte Gemeinde an, um hier ein Alleinstellungsmerkmal zu erreichen. Außerdem sollte im Gespräch mit Firmen, deren Lkw durch Egloffstein fahren, erreicht werden, dass jene das Dorf großräumig umfahren. Denkbar wäre ein Shuttle-Verkehr zu Großparkplätzen außerhalb von Egloffstein, um die prekäre Parksituation im Altort zu entschärfen.
Kritik von den Räten Der Gemeinderat, der sich im Juni (zwei Gegenstimmen) für eine Reduzierung der Geschwindigkeit in den genannten Bereichen auf Tempo 30 ausgesprochen hatte, nahm die Ergebnisse zur Kenntnis und bekommt von Haase demnächst das Exposé, um sich damit intensiver zu befassen.
Gemeinderat Ulrich Ummelmann bezweifelte jedoch die Schlussfolgerung von Henry Haase, da der Schwerlastverkehr zwar stark zugenommen habe, aber nur sechs Prozent des gesamten Verkehrs ausmache. Rätin Emilie Riedl vermisste konkrete Umsetzungsvorschläge und Bürgermeister Stefan Förtsch (CSU) bezweifelte die Umsetzbarkeit des Prädikates Luftkurort auf das ganze Gemeindegebiet. In Diskussionsrunden soll das Konzept nun weiter verfolgt werden, das Ziel Tempo 30 dabei stark im Blickfeld.
Geschäftsinhaber protestieren Vom 16. September bis Ende November will das Straßenbauamt Bamberg die Hauptverkehrstraße in Egloffstein komplett sperren, um Stützmauern zu sanieren. Da diese Entscheidung sehr kurzfristig und ohne Einbeziehung der hiesigen Geschäftswelt geschah, fordert die Gemeinde eine Verschiebung des Termins.
Gleichzeitig haben die Geschäfte am Marktplatz einen geharnischten Protestbrief an die Straßenbehörde geschickt, befürchten sie doch enorme Umsatzeinbußen und fordern eine Ampelregelung, damit ihre Geschäfte und die von Arzt, Zahnarzt und Apotheke, ohne Einbußen bestehen können.
Bäckerei-Inhaber Hermann Windisch drohte sogar "mit starken Konsequenzen", sollte sich die Gemeinde nicht für die Belange der Geschäftswelt einsetzen.
Die in der August-Sitzung bekannt gewordene "Stabilisierungshilfe" wird laut Bürgermeister Förtsch kommen und 300 000 Euro in den Gemeindesäckel spülen. Allerdings soll sie in eine "Bedarfszuweisung umgewandelt werden", weil dann weniger strenge Kriterien zur Anwendung kommen. Im Oktober soll es eine Informationsveranstaltung zu dieser Thematik geben.