Technisches Know-How hoch vier

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Ingrid Klenner bei der optischen Prüfung (THT) in Weißenohe Fotos: Malbrich
Ingrid Klenner bei der optischen Prüfung (THT) in Weißenohe Fotos: Malbrich
Frank Streit (l.) und Wolfgang Peter von Elektron
Frank Streit (l.) und Wolfgang Peter von Elektron
 

In dem Weißenoher Unternehmen Elsysko Group stecken genau genommen vier einzelne Firmen. Gemeinsam haben sie sich auf Elektrotechnik spezialisiert.

Manuela Bräu trägt einen blauen Kittel, wie alle 70 Mitarbeiter der Weißenoher Firma Elektron. Manuela Bräus Aufgabe ist es, die Bauteile, ein kompliziert aussehendes Geflecht aus Linien und Steckern, auf das Förderband zu legen. Dort werden die Teile weitertransportiert, bis alle Teile schließlich mit einem 250 Grad Celsius heißen Lötzinn befestigt werden. Die vielen Maschinen, die hintereinander stehen, nennt man Linie. 80 000 Bauteile spuckt eine Linie pro Stunde fertig aus.
Drei Linien stehen auf der 2300 Quadratmeter großen Produktionsfläche in dem Weißenoher Gebäude. Ob in Tastaturen für die Schwerindustrie in Belgien, China, Indien oder den USA.
Ob in mobilen Röntgengeräten, in hochwertigen Schallplattenspielern für Clearaudio, in vielen Prototypen wie der Torüberwachung beim Fußball, oder auch in ganz normalen Dunstabzugshauben: "Überall ist Elektronik von der Firma Elektron drin", sagt Wolfgang Peter. Er ist bei Elektron für die strategische Unternehmensentwicklung verantwortlich. Elektron ist eine von vier Töchtern der Elsysko Group. Die Weißenoher sind zwar auf Elektronik spezialisiert, "wir liefern aber die gesamte Dienstleistung", sagt Frank Streit, Geschäftsführer der Elsysko, die im Juli 2009 die insolvente Rödel Elektronik übernommen hat.

Kein klassischer Lehrberuf

Daneben gibt es noch die zweitjüngste Firma Elsysko Personal. Das Konzept ist deutschlandweit einmalig. "Im SMD- Bereich gibt es keinen Ausbildungsberuf. Der Anlagenführer ist erlernbar, der Maschinenbediener nicht", sagt Ines Speckhardt, Geschäftsführerin der Elsysko Personal.
Mit Unterstützung der WiR (Wirtschaftsregion Bamberg Forchheim), der IHK und der Arge Forchheim schult und qualifiziert Elsysko Personal.
Noch ist es kein Lehrberuf, doch die Teilnehmer erhalten ein Zertifikat für diese Teilqualifizierung. Auf diese Weise kann das Personal auch nach außen vermittelt werden. Im Prinzip sind es Leiharbeiter, die Dienstleistung am erforderlichen Standort erbringen, da überall dieselben Maschinenlinien stehen.
So wappnet man sich gegen Mitwettbewerber und bietet einen klaren Vorteil: "Mit einem qualifizierten Personal bringt man Qualität mit ein", sagt Streit, der sein Unternehmen vergangenes Jahr erstmals zur Best ESM anmeldete. Dort bewerten Kunden der jeweiligen Dienstleister die Firmen in sechs Kategorien wie Entwicklungsservice oder Lieferpünktlichkeit.

Dienstleistung ist messbar

Etwa 400 Firmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich registrieren lassen.
Mit zwei dritten Plätzen stand die Firma Elektron für Entwicklungskompetenz und Lieferpünktlichkeit auf dem Siegertreppchen. Dienstleistung ist messbar, lautet ohnehin eine Maxime der Weißenoher Servicekultur. Dazu zählt auch die Nachserienversorgung. "Gerade im Chipbereich sind die Bauelemente teils nur drei bis fünf Jahre lieferbar, dann werden sie nicht mehr produziert, es gibt leistungsstärkere. Wir stellen eine Langzeitverfügbarkeit sicher", sagt Peter.
Frank Streit untermalt dies seinerseits mit dem Beispiel eines Space-Shuttles. "Da wurde Computertechnologie aus den 70er Jahren verwendet." Weshalb die Computer aus diesen Jahren aufgekauft wurden. Oder Autos, deren Elektronik auch in 15 Jahren noch funktionieren soll, sagt Streit. Währenddessen schiebt er das Rollo eines Schranks neben den SMD-Linien hoch.
Selbst hier verbirgt sich Software. "Die Rückverfolgung ist wichtig. Wo wurde ein Widerstand produziert, welche Bauelemente sind eingeflossen", erklärt Peter die Vorgehensweise bei Rückrufaktionen.
Alles aus der Metropolregion zu beziehen, kurze Wege und die Wertschöpfung vor Ort zu lassen, liegt dem Unternehmen ebenso am Herzen wie der Umweltschutz, was bereits von außen mit der Photovoltaikanlage sichtbar ist.

Handeln für die Tochter

"Wir sind dabei, die Wärmerückgewinnung voranzutreiben, die Prozesswärme wieder nutzbar zu machen, um so die Umwelt zu schonen", sagt Frank Streit, der eine junge Tochter hat: "Sie sollen eine lebenswerte Umwelt vorfinden."