Supermarkt für Effeltrich oder nicht?

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Am Sonntag entscheiden die Effeltricher, ob auf dem hier markierten Grundstück hinter dem Rathaus (links) ein Supermarkt errichtet werden soll. Fotos: Josef Hofbauer
Am Sonntag entscheiden die Effeltricher, ob auf dem hier markierten Grundstück hinter dem Rathaus (links) ein Supermarkt errichtet werden soll. Fotos: Josef Hofbauer
Bei der Abstimmung in Effeltrich können sich die Bürger sowohl gegen den Vorschlag der Bürgerinitiative (oben links), als auch gegen das Ratsbegehren (oben rechts) entscheiden. Für diesen Fall ist ein Kreuzchen bei der Stichfrage (unten) hilfreich.
Bei der Abstimmung in Effeltrich können sich die Bürger sowohl gegen den Vorschlag der Bürgerinitiative (oben links), als auch gegen das Ratsbegehren (oben rechts) entscheiden. Für diesen Fall ist ein Kreuzchen bei der Stichfrage (unten) hilfreich.
 
Kathrin Heimann
Kathrin Heimann
 
Christine Messingschlager
Christine Messingschlager
 

Am Sonntag dürfen die Effeltricher abstimmen, ob im Ortskern ein Supermarkt entstehen soll.

Eines ist sicher: Schmuckziegel-verdächtig wird ein Einkaufsmarkt, sollte er je gebaut werden, sicher nicht. Den Gestaltungsvarianten eines Supermarktes sind Grenzen gesetzt. Hier ist Funktionalität gefragt.

Wer sich also für einen Supermarkt hinter dem Rathaus entscheidet, muss wissen, dass hier ein Zweckbau entsteht. Bleibt die Frage: Braucht Effeltrich so ein Gebäude oder nicht. "Im Prinzip ja, aber nicht hier", zu argumentieren bringt nichts. Alle möglichen Investoren haben sämtliche bislang zur Diskussion gestellten Alternativstandorte "irgendwo am Ortsrand" bereits abgelehnt. Soll heißen: Wer einen Einkaufsmarkt in Effeltrich will, muss für die Variante 1 des Bürgerbegehrens stimmen, denn nur dieser Weg bietet die Gewähr, dass rasch mit einem Bau begonnen werden kann. Wer zögert, muss damit rechnen, dass ein Investor im Nachbarort Kersbach aktiv wird und dort einen Supermarkt errichtet. Dann könnten die Chancen von Effeltrich, ebenfalls einen Discounter an Land zu ziehen, deutlich sinken.

Schwere Entscheidung
Wer der Auffassung ist, ein Supermarkt hinter dem Rathaus hat für Effeltrich nicht allererste Priorität, geht dieses Risiko bewusst ein. Auf Tante-Emma-Läden und ein regionales Angebot zu setzen, ist löblich, kann aber die Grundversorgung auf Dauer nicht garantieren. Die Entscheidung pro oder kontra Supermarkt an der exponierten Stelle am Ortseingang hinter dem Rathaus will also gut überlegt sein.

Hilfreich wäre dabei, wenn beide Seiten mit offenen Karten spielen würden. Auf der einen Seite bleibt der Investor geheim, auf der anderen Seite fehlen sofort verfügbare alternative Standorte. Das macht die Wahl nicht einfacher.



Pro: Ein Akt der Vorsorge

von Kathrin Heimann

Es steht wohl außer Zweifel, dass Effeltrich einen Einkaufsmarkt braucht. Zumindest als Akt der Daseinsvorsorge, dass die Nahversorgung - insbesondere für ältere Mitbürger - auf Dauer sichergestellt werden kann. Soweit besteht wohl größtenteils Konsens in der Gemeinde. Strittig ist für einige allerdings die Frage des Standortes.
Aus Sicht der Bürgerinitiative gibt es zu dem Standort auf dem Gemeindegrundstück hinter dem Rathaus keine Alternative. Ein Einkaufsmarkt auf diesem Platz ist zentrumsnah und für viele Bürger gut erreichbar. Das Grundstück ist im Besitz der Kommune und daher sofort bebaubar. Statt dafür Zinsen zu bezahlen, würde die Gemeinde damit eine Rendite erwirtschaften. In jedem Fall würde so die hoch verschuldete Gemeinde finanziell entlastet.

Das Grundstück hinter dem Rathaus lässt eine sofortige Bebauung zu. Wir können als Gemeinde und als BI aktiv mitreden, wie das Grundstück bebaut werden soll, z.B. mit Fachwerkver blendungen am Gebäude. Wir können bei der Gestaltung des Terrains Vorschläge und Wünsche einbringen, weil das Grundstück der Gemeinde gehört.

Bei jedem anderen Grundstück, das ein Investor erwirbt, hat die Gemeinde keinerlei Mitspracherecht im Bezug auf die Gestaltung des Baukörper. Außerdem vergingen Jahre bis auf einem anderen Grundstück ein Einkaufsmarkt entstünde. Das heißt: Wir würden den Wettlauf mit der Zeit verlieren, weil dann andere Orte, wie Kersbach, längst einen Supermarkt gebaut hätten.

Bei der Diskussion um den Standort eines Supermarktes darf man nicht vergessen, dass für Investoren nur das Grundstück hinter dem Rathaus interessant ist.

Hier gilt: Je attraktiver die Lage, desto höher ist das Interesse der Investoren, desto besser stehen die Chancen, dass das Projekt Einkaufsmarkt zügig realisiert werden kann. Einerseits liegt es direkt an der Staatsstraße, so dass eine gewisse Käufer-Frequenz gewährleistet ist, andererseits liegt es so zentral, dass die meisten Effeltricher diesen Einkaufsmarkt sogar zu Fuß erreichen könnten.
Alternativen dazu gibt es nicht. Über andere Standorte wurde zwar viel geredet, doch gibt es bis heute außer dem von der Bürgerinitiative favorisierten Platz keine Möglichkeit, einen Einkaufsmarkt zu errichten. Bei allen Gegenvorschlägen haben die Investoren bereits abgewunken. Das heißt: Wer so wie ich einen Einkaufsmarkt in Effeltrich will, muss für den Standort hinter dem Rathaus, den Bürgerentscheid 1, stimmen.

Die Alternative der CSU wäre wahrscheinlich nur das Projekt "Wohnen in der Heimat". Diese Variante würde die Schuldenproblematik der Gemeinde keinesfalls lösen, da besagtes Grundstück bei der letzten Verhandlung mit der Josef-Stiftung für nur einen Euro verschenkt werden sollte. Nicht viel effektiver wäre die Nutzung des Grundstücks als Schauanlage der Baumschulen oder als Spielplatz, wobei schon genügend Spielplätze in Effeltrich vorhanden sind.


Kontra: Zu schade für Supermarkt

von Christine Messingschlager

Das Grundstück hinter dem Rathaus ist eine Gold-Immobilie, ein Filetstück und für einen Supermarkt viel zu schade. Schon aus gestalterischen Gründen sage ich Nein zu einem Supermarkt an dieser Stelle. Das ganze Ortsbild würde durch die uniforme Bauweise und einen riesigen Parkplatz auf Dauer verschandelt. Ich finde es blauäugig zu glauben, dass die Kommune mitbestimmen kann, was die Optik des Gebäudes betrifft. Für Supermärkte gibt es ein probates Konzept, so dass die Gebäude nahezu identisch aussehen. Der Unterschied: Manchmal ist der Eingang rechts, links oder in der Mitte.

Zudem würden durch einen Supermarkt gewachsene Strukturen zerstört. Die jetzigen Läden sind genau richtig für Effeltrich. Es gibt genug Einkaufsmöglichkeiten, in denen jeder alles bekommt, was er braucht. Das Sortiment ist hier sogar größer als im Supermarkt, der sich bei seinem Angebot nur an dem orientiert, was sich am besten verkauft. Die Qualität heimischer Anbieter mit ihren Hofläden ist um ein Vielfaches höher. Meine Meinung: Lieber saisonal und regional als uniforme Massenware. Es würde auch keinen Sinn machen, dass ein heimischer Bäcker, Metzger oder Gärtner den eigenen Laden schließt und in einem Einkaufszentrum einen Laden eröffnet, für den er Miete bezahlen muss.

So steht zu befürchten, dass sich ein Einkaufsmarkt in Effel trich gar nicht rentiert. Das ist übrigens nur vordergründig das Problem des Betreibers. Schließt die Filiale, haben wir eine Bauruine mitten im Ort. Oder das Gebäude wird einer neuen Nutzung zugeführt. Dies würde in jedem Fall der Intention zuwider laufen, das Grundstück für die Weiterentwicklung des Ortes zu nutzen. Das Gelände wäre für die Zukunft des Dorfes unwiederbringlich verloren.

Die Bürgerinitiative argumentiert, dass der Supermarkt unbedingt an der Staatsstraße liegen muss, um eine Frequenz von 800 Besuchern täglich zu erreichen. Dies bedeutet, dass sich die Gemeinde ein Verkehrsproblem in den Ort holen würde. Mit allen Konsequenzen, was die Gefährdung der Fußgänger und die Belästigung der Anwohner durch Lärm betrifft.

Und was ist, wenn in einigen Jahren eine Umgehungsstraße um Effeltrich gebaut wird? Dann ist der Einkaufsmarkt plötzlich nicht mehr an einer belebten Straße, dann stimmt auch die Besucherfrequenz nicht mehr. Spätestens dann droht dem Ort eine Einkaufsruine. Auch in diesem Fall müsste das Objekt einer Nutzung zugeführt werden, die mit der Weiterentwicklung des Dorfes nichts zu tun hat. Die Gemeinde hat dann keinen Einfluss darauf, was mit dem Grundstück geschieht.

Die Entscheidung für einen Supermarkt an dieser Stelle fällt umso schwerer, als nicht bekannt ist, wer das Areal erwerben, wer mit welcher Absicht was bauen will. So plädiere ich dafür, dass das Grundstück hinter dem Rathaus in Gemeindebesitz bleibt und stimme für das Ratsbegehren, sprich den Bürgerentscheid zwei. Zumal für einen Supermarkt zwei Alternativgrundstücke im Flächennutzungsplan beantragt sind.

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