Im Kreis Forchheim werden 30 Prozent weniger Energie verbraucht als 1990. Und die Stromgewinnung aus erneuerbarer Energie ist deutlich gestiegen.
Bald sind es 20 Jahre, seit in Kasberg (Stadt Gräfenberg) das Windrad der Sturmwind GmbH seine Rotoren in den Himmel streckt. Jährlich produziert diese Anlage rund 2,5 Millionen Kilowattstunden Strom. Das sind gerade mal 0,55 Prozent der Strommenge, die aktuell im Landkreis Forchheim verbraucht wird. Dennoch hat die Produktion erneuerbarer Energie auch im Landkreis Forchheim enorm an Bedeutung gewonnen.
Von den 454 415 Megawatt Strom, die in privaten Haushalten, von der Industrie und von Gewerbe, Handel und Dienstleistern verbraucht werden, stammen 150 826 Megawatt aus erneuerbaren Energien. Das sind laut Energie-Atlas Bayern 33,1 Prozent. "Aktuell liegen wir über 34 Prozent", so Dominik Bigge, Klimaschutzmanager des Landkreises. Die unterschiedlichen Zahlen hängen laut Dominik Bigge damit zusammen, dass die zugrunde gelegten Zahlen des statistischen Landesamtes aus dem Jahr 2017 stammen.
Fast 34 Prozent regenerative Energie
Aktuellere Werte gibt es nur beim Landkreis Forchheim. Die tragenden Säulen, so Klimaschutz-Manager Bigge, sind hier Sonne, Biomasse und Wasserkraft. Von den mehr als 150 000 Megawattstunden Strom aus erneuerbarer Energie stammen 38,4 Prozent aus Photovoltaikanlagen. Biogasanlagen und Deponiegas steuern 34,1 Prozent bei und der Anteil der Wasserkraft liegt aktuell bei 26 Prozent. Die Windenergie macht bescheidene 1,5 Prozent aus.
Zum Vergleich: Das Online-Portal Energymap meldet für Bayern 26 Prozent erneuerbare Energie. In dieser Größenordnung liegt auch der Regierungsbezirk Oberfranken. Den Anteil der erneuerbaren Energie im Landkreis Forchheim beziffert dieses Portal allerdings nur auf 18 Prozent. "Die Zahlen von Energymap stammen aus dem Jahr 2015", nennt Bigge den Grund für die Differenz zu den Forchheimer Zahlen.
Solarkataster hilft weiter
Innerhalb des Landkreises steht laut Energymap der Markt Wiesenttal mit einem Anteil von 72 Prozent erneuerbarer Energien am besten da. Auf den Plätze folgen Pinzberg mit 66 Prozent, Hiltpoltstein mit 60, Hallerndorf mit 58 und Hausen mit 47 Prozent.
Ein sehr differenziertes Bild von den Flächen, die für Solarenergie nutzbar sind, gibt der sogenannte Solarkataster, auf den bereits die Gemeinden Gräfenberg, Igensdorf und Weißenohe oder Hausen zurückgreifen. In einer Landkarte, in der detailliert die vorhandene Bebauung eingezeichnet ist, wird durch unterschiedliche Farben deutlich gemacht, ob eine Dachfläche sehr gut, gut oder kaum für die solare Stromgewinnung geeignet ist. Beim Klick auf die Dachfläche öffnet sich ein Fenster, das Daten zur potenziellen Modulfläche und zum damit zu erreichenden Stromertrag enthält. Mit diesen Angaben und den eigenen Verbrauchswerten lassen sich erste Berechnungen anstellen, ob sich eine Solaranlage auf dem Dach lohnt.
Große Unterschiede
Beim Online-Portal "Energieatlas Bayern" ist ein Mischpult installiert, das zeigt, wie die Produktion von erneuerbarer Energie durch weitere Photovoltaik-Anlagen, Biomasse-Anlagen oder Windkraftanlagen beeinflusst wird. Dabei zeigt sich, dass es noch große Unterschiede bei der Versorgung mit regenerativer Energie gibt. Spitzenreiter ist hier der Landkreis Bayreuth, bei dem für das Jahr 2017 ein errechneter Versorgungsgrad von 126 Prozent ausgewiesen ist. Das heißt: Die Energie aller Photovoltaikanlagen, Biomasse-Anlagen, Windräder und Wasserkraftwerke zusammengenommen würde ausreichen, den Energiebedarf des Landkreises zu decken. Das Gleiche gilt für den Landkreis Hof, der mit 102 Prozent energieautark wäre. Auf den Plätzen folgen in Oberfranken die Landkreise Bamberg mit 77 Prozent und Kulmbach mit 72 Prozent.