Josua Flierl (CSU) ist der neue Jugendbeauftragte der Stadt. Doch seiner Wahl im Hauptausschuss am Donnerstag ging eine hitzige Debatte voran. Die entzündete sich an den beiden Begriffen "Jugendbeauftragter" und "Jugendpfleger".
Denn einen Jugendpfleger hat die Stadt bekanntlich nicht mehr. Und der Jugendbeauftragte der vergangenen sechs Jahre, der JB-Rat Stefan Zocher, hatte bei seinem Rücktritt vor einigen Monaten die Bedeutung des Amtes sehr kritisch beurteilt: Die Jugendlichen hätten die Funktion des Beauftragten als Scharnier zum Stadtrat so gut wie nicht genutzt.
Lisa Hoffmann und Anita Kern (beide SPD) favorisieren daher einen Jugendausschuss: "So können die Interessen gebündelt werden, ein Vertreter alleine reicht da nicht", sagte Hoffmann. Der Jugendbeauftragte der vergangenen Jahre "war alleine überfordert", meinte Anita Kern.
Als "zwiespältig" empfand Annette Prechtel (FGL) die Debatte: "Weder ein Ausschuss mehrerer Jugendlicher noch ein Jugendbeauftragter nützen etwas, solange die Stadt keinen professionellen Jugendpfleger hat.
Daran krankt es seit vielen Jahren." 7000 Jugendliche seien über die Vereine in der Arbeitsgemeinschaft der Jugend Forchheims (AGJF) organisiert, erinnerte Udo Schönfelder (CSU). Schon um die AGJF-Arbeit weiterzuentwickeln, sei ein Jugendbeauftragter notwendig. Dem widersprach Manfred Hümmer (FW) entschieden: Mit Stefan Zocher habe die Informationssteuerung in Richtung Fraktionen nicht funktioniert. "Nochmal sechs Jahre so - nein!", sagte Hümmer.
Stumpf für "Niederschwelligkeit" Jugendliche würden sich nun mal leichter an einen Beauftragten wenden, als direkt an einen Stadtrat, argumentierte Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO). Diese "Niederschwelligkeit" spreche für einen Jugendbeauftragten.
Heinz Endres (FBF) sprach sich für einen hauptamtlichen Jugendpfleger aus; Franz Stumpf warnte, die Funktionen des "Pflegers" und des "Beauftragten" zu vermischen.
Auch Sabine Dittrich (FGL) betonte: "Der Jugendbeauftragte als Bindeglied zum Stadtrat ersetzt den Jugendpfleger nicht." Lisa Hoffmann witterte hinter der Installation eines Jugendbeauftragten den Versuch, "die Lücke des Jugendpflegers durch einen Jugendbeauftragten zu schließen". Martina Hebendanz (CSU) war verärgert, dass sich Stadträte gegen das Ehrenamt des Jugendbeauftragten wehren: "Jeder sollte dankbar sein, dass sich Josua Flierl dieses Amt aufbürdet." Udo Schönfelder (CSU) appellierte an seine Ratskollegen, "über ihren Schatten zu springen - es gibt kein gutes Argument, auf den Jugendbeauftragten zu verzichten". Auch Sebastian Platzek (FDP) wunderte sich, warum der Jugendbeauftragte als "schneller Draht zum Stadtrat" ein Problem sein sollte.
Am Ende stellte sich der Hauptausschuss dann doch einstimmig hinter Josua Flierl. Der hatte sich dem Ausschuss als Kandidat präsentiert, der seit seiner Jugendzeit in St.
Martin, in der Kolpingsfamilie und bei der Feuerwehr mit Jugendarbeit vertraut sei. Als Jugendbeauftragter werde er das "Hauptaugenmerk auf die Koordination von freier und gebundener Jugendarbeit richten". Annette Prechtel warnte Flierl, sich die "klassischen Aufgaben eines Jugendpflegers" vorzunehmen und so "zu hohe Erwartungen bei sich selbst und den Stadträten" zu wecken. Auch Manfred Hümmer (FW) befürchtete, Flierl könnte mit seinen Ansprüchen "die Aufgaben eines Jugendpflegers aushebeln".