Für den Schachclub Forchheim wird ein Traum wahr: In der Bundesliga, der stärksten Liga der Welt, treffen die Forchheimer Denksportler auf zahlreiche Nationalspieler, Dutzende von Landesmeistern, einige Europa- und sogar Weltmeister.
Mit dem Forchheimer Reisepartner SF Berlin geht es bis April 2013 quer durch die Republik.
Die ersten Züge kommen am Wochenende 20./21. Oktober aufs Brett - zu Hause im Rathaussaal in
Forchheim.
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit als SC-Vorsitzender hat Manfred Heidrich mit
seinen Vorstandskollegen ein ganz dickes Brett zu bohren: "Alle im Verein sind
zusammengerückt, vom Spitzenspieler über die ambitionierten Amateure bis hin zu den
Hobbyspielern, selbst die Schachjugend mit ihren Eltern. Alle fiebern dem großen Ereignis
entgegen."
Das Flagschiff OSG
Baden-Baden Flaggschiff der Bundesliga ist der mehrfache und amtierende
Deutsche Meister OSG Baden-Baden. Aus der absoluten Weltspitze fehlt kaum ein Name.
Mehrere ehemalige und amtierende Welt- und Europameister, sowie Olympiasieger: Weltmeister
Viswanathan Anand (Indien), Weltranglisten-Erster Magnus Carlsen (Norwegen), Levon Aronian
(Armenien), Peter Svidler (Russland), Michael Adams (England), Angriffskünstler Alexei Shirov
(Russland), die deutsche Nummer 1 Arkadij Naiditsch - klingende Namen, die seit Jahren in der
Bundesliga Angst und Schrecken verbreiten. Die heimischen Brettstrategen gruppieren sich um zwei
erfahrene Großmeister (GM). Am Spitzenbrett sitzt der 34-jährige Nationalspieler Michael
Prusikin. Eigentlich sollte er in dieser Saison für den TV Tegernsee, seinen neuen Arbeitgeber
in Sachen Schulschach, antreten, hat aber die Chance auf erstklassiges Schach in Forchheim noch
einmal genutzt.
Die tschechische
Legende Gleich hinter Prusikin, der 15 Jahre mit Forchheim verbunden
ist, nimmt mit Vlastimil Jansa eine 69 Jahre junge tschechische Schachlegende Platz.
Der Prager, der schon seit fast 20 Jahren für den SC Forchheim kämpft, hat bereits mit
etlichen Weltmeistern wie Tal, Spassky, Smyslov, Petrosian, Karpov die Klingen gekreuzt.
Für ihn ist es kurz vor seinem runden Geburtstag ein besonderes Geschenk.
"Er möchte es den jungen Gegnern noch einmal zeigen", sagt Heidrich.
Die spannendste Frage wird allerdings sein, wie sich der 17-jährige Léon Mons
schlägt. Im Angesicht haushoch überlegener Konkurrenz kann der Mathematik-Student seinen
Weg zum Internationalen Meister fortsetzen. Solche Großkaliber bekommt man sonst nur bei
Olympiaden vorgesetzt.
Ebenso große Anstrengungen wird FM Alexander Seyb unternehmen
müssen, um sich der internationalen Kontrahenten zu erwehren. Für ihn ist es die
Erstliga-Premiere. Er hat als mehrfacher Deutscher Jugendmeister aber auch schon seine Klasse
gezeigt.
Seine gute Form hat Johannes Zwanzger vor kurzem beim 11.
Sparkassen-Open Forchheim bewiesen. Nun wird der Kirchehrenbacher, der in München lebt und
arbeitet, die Entfernung überbrücken, um seine Kollegen tatkräftig zu
unterstützen.
Erfahrung von Manfred
Heidrich FM Manfred Heidrich hat bereits langjährige
Bundesliga-Erfahrung sammeln können: vor rund 30 Jahren bei seinem damaligen Verein TB 1888
Erlangen und zuletzt vor genau zehn Jahren, als der SC Forchheim schon einmal im Oberhaus gegen die
Proficlubs antrat. Als Kapitän hofft er darauf, dass auch der "Edelreservist" Jörn Bade
wieder eingreift. Noch einmal wissen wollen es die Forchheimer Urgesteine FM Hans Niedermaier und
FM Berthold Bartsch: beide schon vor zehn Jahren wichtige Stützen ihres Teams, beide
kampferprobt in der dünnen Luft der Großmeister. Die Stammformation ergänzen
Hans-Jürgen Döres und Bernd Hümmer, die maßgeblich zum Aufstieg aus der 2.
Liga Ost beigetragen haben.
Als Ersatzleute sind die früheren
Bundesliga-Spieler FM Dieter Seyb und FM Robert Weigel (beide damals TB 1888 Erlangen) sowie FM
Andreas Kräußling (ehedem TV Marktheidenfeld) eingeplant. Die SC-Eigengewächse
Claus Schäffner, Michael Burggraf, Eduard Miller und Martin Killmann runden die Aufstellung
ab.
Vor zehn Jahren blieben die Oberfranken nach 15 Spieltagen Schlusslicht und mussten
wieder absteigen.
Der SC Forchheim kreuzt zum
Auftakt mit Solingen die Klingen Wer einmal Schach-Bundesliga live erleben
möchte: Samstag (14 bis 20 Uhr) und Sonntag (10 bis 16 Uhr) im Rathaussaal (Eintritt 5
Euro). Zum Auftakt geht es für den SC Forchheim am Samstag um 14 Uhr gegen den mehrfachen
Deutschen Meister und Pokalsieger SG Aljechin Solingen. Der Traditionsverein ist einer von
dreien, der seit der Gründung der Schach-Bundesliga 1980 dieser ununterbrochen angehört.
Die fast nur aus Großmeistern bestehende Truppe verfügt nicht nur über
Österreichs Nummer 1 Markus Ragger, sondern auch über eine ganze Reihe
niederländischer Nationalspieler. Als Exot mischt sich der 29-jährige indische
Spitzenspieler Chanda Sandipan unter seine Kollegen und dürfte das besondere Interesse der
Zuschauer auf sich ziehen.
Der alte Bekannte
Artur Jussupow kommt Ein alter Bekannter, der auch schon in Forchheim
Trainingslager abgehalten hat, ist Artur Jussupow. Die Solinger sind der klare Favorit.
"Es ist sehr schwer, den Gästen Paroli zu bieten", meint der SC-Vizechef Rainer Stephan, "es
kommt bei solchen Wettkämpfen aber auch auf die Tagesform und den Teamgeist an.
Am Sonntag um 10 Uhr wird es nicht unbedingt einfacher für die Amateure aus Franken, die
als einziger Verein aus Bayern in der Schach-Bundesliga mitmischen. Dann gilt es, die zehn Jahre
alte Niederlage gegen den SV Wattenscheid zu egalisieren.
Ob das gegen die Mannschaft
voller russischer und polnischer Spitzenkönner gelingt, bleibt allerdings fraglich.
Hinzu kommen eine Reihe ausgezeichneter deutscher Großmeister, die auf den hinteren Brettern
eine ernste Gefahr darstellen.
"Wir dürfen uns keiner Illusion hingeben", erklärt
der SC-Vorsitzende Manfred Heidrich, "wir sind Außenseiter, aber wir werden den Gegnern das
Schachbrett nicht kampflos überlassen."