Ein Küsschen in Ehren...

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Hetzles-Torhüter Benedikt Mehl (r.) wird zu seiner guten Leistung gegen Kleinsendelbach von Freundin Carina Ebenhack mit einem Küsschen belohnt. Da schmeckt der Punkt gleich noch einmal so gut. Foto: Leo Hühnlein
Hetzles-Torhüter Benedikt Mehl (r.) wird zu seiner guten Leistung gegen Kleinsendelbach von Freundin Carina Ebenhack mit einem Küsschen belohnt. Da schmeckt der Punkt gleich noch einmal so gut.  Foto: Leo Hühnlein

Er steht bei den Herren im Tor, sie bei den Frauen auf dem Feld: Benedikt Mehl und Carina Ebenhack vom SV Hetzles sind ein Fußballerpärchen wie aus dem Bilderbuch. Da bleibt eine fundierte Analyse der jeweiligen Leistung nach einem Spiel natürlich nicht aus.

Der Infranken-Kick aus der Kreisklasse 2 zwischen Hetzles und Kleinsendelbach endete mit einem 2:2-Unentschieden - eine Punkteteilung, an der vor allem Hetzles-Torhüter Benedikt Mehl seinen Anteil hatte. Denn Chancen hatten die feldüberlegenen Kleinsendelbacher ausreichend, die meisten machte aber der Keeper zunichte. Als Belohnung für die Leistung bekam der 28-Jährige, der aufgrund der Ähnlichkeit mit dem Trainer vom Borussia Dortmund im Freundeskreis "Benni Tuchel" genannt wird, nach Abpfiff ein Küsschen von Freundin Carina Ebenhack.

Die 29-jährige Branderin kann die Leistung ihres Freundes gut einschätzen, schon seit der Schulzeit kickt sie selbst und schnürte bereits mit sechs Jahren beim TSV Brand die Schuhe. Das Fußballer-Pärchen guckt sich dabei wechselseitig - so oft es der eigene Spielplan erlaubt - bei den Partien zu.
So war Benni am Vormittag Augenzeuge des 6:4-Erfolges der Hetzleser Frauen in Weilersbach, während er dann am Nachmittag selbst beim Derby-Remis vor seiner Freundin glänzen konnte.

Herr Mehl, das Derby endete 2:2, Ihre Mannschaft holte sich gegen den favorisierten und auch spielbestimmenden Gegner einen Punkt. Ist dieser verdient?
Benedikt Mehl: Kämpferisch haben wir uns auf jeden Fall am Ende mit diesem Punkt belohnt, auch wenn wir phasenweise nur reagieren und gegenhalten konnten. Vor allem zu Beginn fanden wir schwer in die Partie. Dass man nicht mit breiter Brust aufläuft, weil die letzten Spiele zwar knapp, aber halt erfolglos für uns liefen, ist ja klar. Vielleicht hatten einige von uns das im Hinterkopf. Letztlich zählt für uns das Positive, auch wenn das Ergebnis natürlich kein Wunschresultat ist. Aber wir haben nach dem Rückstand Moral gezeigt und die spielerischen Vorteile der Kleinsendelbacher mit Einsatz und Willen mehr als wett gemacht.

Frau Ebenhack, sind Sie eine kritische Beobachterin ihres Freundes? Wie war er denn so?
Carina Ebenhack: Mit Bennis Leistung war ich absolut zufrieden. Er hat einige schwierige Situationen prima gemeistert und seine Mannschaft im Spiel gehalten. Zwar stand er beim zweiten Treffer etwas weit vorn, wäre aber wohl auch so nicht mehr hingekommen, der passte genau in den Winkel. Ansonsten hat er alles gehalten, was zu halten war. Wobei wir daheim schon öfters mal über einzelne Szenen nach Spielen diskutieren, letztlich kann er mir diese dann aus Sicht eines Torwarts oft plausibel erklären. Heute kann man sehr zufrieden mit ihm sein.

Herr Mehl, Sie haben den Ausgleich durch einen schnell ausgeführten Ausschuss eingeleitet. Sind solche Spielzüge einstudiert?
Benedikt Mehl: Einstudiert wäre zu dick aufgetragen, aber so in etwa hatte ich es schon vor. Wir lagen ja mit 1:2 hinten, es war nur noch eine Viertelstunde zu spielen. Von daher gibt es eh keine Zeit zu verlieren, ein paar Mal hat es auch auf diese Art schon in anderen Spielen geklappt. Dass dieser weite Ball dann ankam und nach zwei weiteren Stationen zum zweiten Tor führte, ist für uns sehr wichtig, weil wir so zeigen konnten, dass die Mannschaft sich wehrt und nicht aufgibt. Kommendes Wochenende sind wir spielfrei, da müssen wir tatenlos zuschauen, was die Konkurrenz macht. Danach geht es im letzten Spiel dieses Jahres nach Mittelehrenbach, wo wir auf einen direkten Rivalen treffen, der zuletzt wieder in die Spur fand.

Frau Ebenhack, mit dem Sieg in Weilersbach bleiben ihre Hetzleser Damen als Kreisliga-Aufsteiger vorne mit dabei. Ihnen fehlen, bei zwei Spielen weniger, nur drei Punkte auf das Führungstrio. Wieso hören Sie das nicht gerne?
Carina Ebenhack: Das ist eigentlich etwas überraschend, weil wir personelle Probleme haben, vor allem wegen vieler Langzeitverletzter. Ziel ist zwar das obere Drittel, die Favoritenrolle wurde uns aber von außen zugesprochen. Wir haben ja eine relativ neue Mannschaft, viele sind 2014 mit dem alten Mannschaftskern aus Brand hierher gewechselt. Einige von uns kennen sich daher schon aus erfolgreichen Zeiten in der Bezirksoberliga, wir haben in zwei aufeinanderfolgenden Jahren den Bezirkspokal geholt. Mit Hetzles gelang der direkte Aufstieg in die Kreisliga mit über 100 Toren, Kreispokalsieger wurden wir auch zwei Jahre in Folge. Vor wenigen Wochen haben wir nach über einem Jahr erstmals wieder ein Punktspiel verloren, aber irgendwann musste es passieren.

Das hört sich beinahe nach den Erfahrungen eines langjährigen Profis an. Waren Sie schon immer so fußballverrückt?
Carina Ebenhack: Da meine Eltern beide Fußballer beim TSV Brand waren und die Sonntage zuerst am Sportplatz und anschließend im Sportheim verbracht wurden, war es für mich das Normalste der Welt. Seit 2003 gehörte ich zur Damenmannschaft in Brand und stand als Juniorinnen-Trainerin zur Verfügung. Hier in Hetzles bin ich Pressebeauftragte und kümmere mich um die Mannschaftsausstattung.

Herr Mehl, können Sie beim Werdegang Ihrer Freundin mithalten? Wie kam das bei Ihnen?
Benedikt Mehl: So ähnlich war es schon auch. Mit sieben Jahren fing ich an. Bei einem Spiel fehlte der Torwart, der Trainer stellte mich aufgrund meiner Größe einfach zwischen die Pfosten - und das als Zuschauer. Seitdem bin ich Torwart, aber auch schon mein Vater hütete den Kasten. Früher musste ich immer eine Jugend höher spielen, weil mein Jahrgang kein Team hatte. So trainierte ich als A-Jugendlicher schon zwei Jahre bei den Erwachsenen mit. Kurios waren vor einigen Jahren vier gehaltene Elfmeter in einem Spiel, als Juniorentrainer habe ich ebenfalls schon gecoacht. Nun bin ich zuständig für die Mannschaftsausstattung. Man sieht: Wir haben beide doch viele Gemeinsamkeiten im Fußball durchlebt.

Dann sind Sie sich bestimmt auch auf dem Sportplatz über den Weg gelaufen, oder?
Carina Ebenhack: Nicht ganz, aber so ähnlich. Wir kannten uns ja schon vom Sehen, durch meinen Wechsel zu den Hetzleser Frauen kamen wir dann besser in Kontakt und haben uns näher kennen gelernt. Vor allem während der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 haben wir uns beide von der Stimmung verzaubern lassen und kamen zusammen. Seitdem sind wir ein Paar. Tja, Fußball verbindet eben.