Klaus Krügel war Torschützenkönig, Abteilungsleiter, Vorsitzender und Spielertrainer des SV Bieberbach. Seine Söhne scheinen in seine Fußstapfen zu treten.
Im inFranken-Kick aus der A-Klasse 4 klauten die Bieberbacher dem Tabellenführer Bärnfels den Honigtopf. Nach Führung der Gastgeber drehte der SV den Spieß um und holte mit dem 2:1-Auswärtserfolg den Dreier. Die Kicker vom "Bieberer Berg", wie sie ihr Gelände seit Ende der 90er Jahre nennen, haben wieder gute Chancen in Sachen Aufstieg.
Ganz nah am Derby dabei war der Bieberbacher Klaus Krügel, einst als gefürchteter Torjäger nicht nur für den Heimatverein im Einsatz. Der inzwischen 46-Jährige ist der Vater des 20-jährigen René, der als derzeit bester Bieberbacher Stürmer den wichtigen 1:1-Ausgleich per Freistoß erzielte. Krügel Senior assistierte auf der Gästeseite als Linienrichter und konsumierte vor Aufregung wohl mehr Glimmstengel als der Marlboro-Mann im Kinovorspann.
Anscheinend hat das Familienoberhaupt, das einst mit 27 Treffern Torschützenkönig in der Bezirksliga wurde, seine Stürmer-Gene auf seine Kinder vererbt. Denn neben René greift der 15-jährige Sohn Pascal vorne in der B-Jugend an und darf sogar noch in der C-Jugend spielen. Einzig die 23-jährige Nadine musste ihre Fußballschuhe schon an den Nagel hängen, verletzungsbedingt gab sie nach zwei Jahren im Frauenteam der SpVgg Obertrubach auf.
Der Papa erwarb sich im Fußballkreis zudem als Spielertrainer sowie als Abteilungsleiter und Vorsitzender im Heimatverein einen Namen, wo er mit acht Jahren seine Fußballer-Laufbahn gestartet hatte. Nach der Berufung in die Kreisauswahl wechselte er mit zwölf Jahren nach Weilersbach in die C-Jugend, die damals als Bezirksligist gegen den 1. FC Nürnberg bestehen musste.
Nach dem ersten Herrenjahr ging es zurück nach
Bieberbach, um 1994 abermals zur Gloria in die Bezirksliga zu wechseln.
Als der Heimatverein nachzog, kam die erfolgreichste Zeit am Bieberer Berg, bevor Hetzles ihm 1999 das Amt als Spielertrainer anbot. Es folgten weitere Stationen als spielender Coach in Muggendorf, Moggast, beim VfB Forchheim, in Effeltrich und mehrfach in Hiltpoltstein. Mit dem HSV stieg er vor 1000 Relegations-Zuschauern in Gößweinstein gegen Kühlenfels auf, bevor es Krügel endgültig wieder nach Hause zum SV zog.
Mit dem 2:1 in Bärnfels hat Ihre Mannschaft die Aufstiegstür wieder aufgestoßen. Glauben Sie jetzt auch wieder dran?Klaus Krügel: Ich habe nie gezweifelt, dass wir es schaffen können, auch wenn der Aufstieg nicht als Ziel ausgegeben wurde.
Aber wenn man bis vor drei Wochen, quasi zwei Drittel der Runde, auf einem der beiden direkten Aufstiegsplätze steht, wäre ich schon enttäuscht, falls es nicht klappt. Es war ein eminent wichtiger Sieg, vor allem fürs Selbstvertrauen. Endlich haben wir wieder gespielt wie anfangs der Saison.
Ihr Sohn René hatte nicht nur durch sein Tor maßgeblichen Anteil am Erfolg. Wie beurteilen Sie als Vater seine Leistung?Es ist immer schwer, den eigenen Sohn zu loben, das kommt manchmal falsch rüber. Aber gegen Bärnfels hat er sich ein Sonderlob verdient, nachdem er in den letzten Spielen nicht alles hat abrufen können. Er führt die interne Liste der Torschützen an und war im Derby ständig in Bewegung. Man hat gesehen, wie schwer sich die Bärnfelser Defensive gegen ihn getan hat, auch TSC-Trainer Engelbert Unterbuchberger hatte oft das Nachsehen.
Aber er steht ja nicht alleine auf dem Feld, es war eine geschlossene Mannschaftsleistung. Die Jungs haben alles gewagt und gewonnen.
Das Führungs-Trio ist wieder enger zusammengerückt, es können von den drei Teams aber nur zwei aufsteigen. Welche werden es sein?
Dadurch, dass wir ein Spiel weniger haben als die anderen, könnten wir bei einem Nachholsieg Leutenbach überholen und zu Bärnfels aufschließen. In den kommenden Wochen haben wir mit Egloffstein und Velden Stolpersteine im Weg, aber die haben die anderen ja auch. Wahrscheinlich läuft es am vorletzten Spieltag daheim gegen Leutenbach auf ein Endspiel hinaus. Es ist gleichzeitig unser letztes Saisonspiel, deshalb bräuchten wir danach vier Punkte Vorsprung. Es ist noch nichts entschieden, den Rechenschieber können wir noch wegstecken. Wir müssen unsere eigenen Spiele gewinnen, sonst nichts.
Zuletzt wurde die Vereinsführung des SV auf mehrere Schultern verteilt, bis dahin hatten Sie mehrere Posten inne, darunter die Vereinsspitze. Wie kam das?
Ganz freiwillig war das nicht. Der plötzliche Tod unseres Vorsitzenden Karl "Charly" Igel im Oktober 2011, der in der Fußballszene einen überragenden Bekanntheitsgrad und enorme Netzwerke hatte, war ein schwerer Verlust. Noch am Vortag kartelte er beim Frühschoppen, nachmittags moderierte er als Stadionsprecher in unnachahmlicher Art das Heimspiel am Mikro und in der Nacht auf Montag starb er. Nach einiger Zeit übernahm ich die Verantwortung, aber damals war ich schon Abteilungsleiter. Später musste ich zusätzlich als Trainer einspringen, als wir uns vom damaligen trennten, obwohl ich zu dieser Zeit noch selbst spielte.
Irgendwie macht man das alles, weil es eben so sein muss, aber seit 2013 haben wir die Last auf die Schultern eines fünfköpfigen Gremiums verteilt.
Sie gehören zur "Goldenen Generation" des SV, die 1996 sensationell als Dorf mit knapp 300 Einwohnern in die Bezirksliga aufstieg. Wie kam das?Es ist erstaunlich, was wir damals mit vorwiegend Einheimischen geschafft haben. Neben Stefan Distler, Manfred Vogel und Norbert Hartmann stand Tobias Fuchs im Tor, der danach zu Greuther Fürth wechselte. Spielertrainer war Norbert "Bobby" Rückert, der zuvor bei Vestenbergsgreuth und Jahn Forchheim kickte. Er brachte Rudi Liebel als Masseur mit. Legendär war damals Charly Igels Spruch von den "Kickern vom Bieberer Berg". Wir stiegen zwar nach zwei Spielzeiten erhobenen Hauptes wieder ab, aber die Bezirksliga war fest im Griff des Forchheimer Spielkreises.
Mit Ebermannstadt, Weilersbach, Kirchehrenbach, Kersbach und uns kam fast die halbe Liga aus unserer Region.
Welche Anekdoten fallen Ihnen aus all den Jahren ein?Negativ waren nur meine beiden Kreuzbandrisse. In der Meistersaison in der Kreisliga empfingen wir im Winter Spitzenreiter Herzogenaurach, der schon elf Punkte vor uns war. Weil der Schnee auf dem Platz 30 Zentimeter hoch lag, gingen die Gäste von der Spielabsage aus, doch wir räumten mit zwei Bulldogs frei, besiegten sie und fingen die Schuhstädter noch als Meister ab. Und als wir nach einem verlorenen DFB-Pokalspiel unseren Frust mit Kirsch-Maßen im Sportheim des Siegers - den Namen sag ich mal nicht - ertränkten, war auf einmal kein Kirsch-Likör mehr da. Plötzlich zauberten die beiden Spielleiter, die Schankdienst hatten, eine Flasche herbei. Die Freude bei uns war groß, aber von kurzer Dauer, denn es war umgefüllter Glühwein. Nachdem uns die Panscher die Zeche erließen, war unser Ärger verflogen (
lacht).