Das kleine Wunder vom Walberla

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Ein Team, ein Wille - der Aufstieg in die Bezirksliga: Der TSV Kirchehrenbach um Meistertrainer Christian Martin (l.) hat die Kreisliga 2 dominiert. Foto: Uwe Kellner
Ein Team, ein Wille - der Aufstieg in die Bezirksliga: Der TSV Kirchehrenbach um Meistertrainer Christian Martin (l.) hat die Kreisliga 2 dominiert. Foto: Uwe Kellner

Für Viele war der TSV Kirchehrenbach nur ein Geheimfavorit, die Truppe von Christian Martin trotzte aber allen Widrigkeiten und legte eine famose Serie hin.

"Zum ersten Mal seit Jahren konnten wir den Kader in Kirchehrenbach vor der Saison zusammenhalten und mit Neuzugängen sogar noch verstärken", beginnt Christian Martin seine Rückschau auf die abgelaufene Meistersaison des TSV. Mit einem Kader von 20 bis 22 Mann ging Kirchehrenbach an den Start und, auch wenn er es selbst heute noch nicht wirklich ausspricht, der Coach wusste, dass mit seiner Mannschaft zu rechnen sei. "Der Mannschaft habe ich mein Ziel genannt, in der Öffentlichkeit haben wir uns etwas zurückgehalten", nennt es der Trainer.
Die Größe des Kaders sollte sich bereits in der Vorrunde bezahlt machen. Dominik Postler kam verletzt aus dem Urlaub, Matthias Schuhmann fiel aus und Philipp Eismann konnte erst im September eingreifen. Weitere Verletzungen folgten, doch die negativen Auswirkungen hielten sich in Grenzen. "Die Menge der Spieler war Gold wert, allein deswegen, weil Druck ausgeübt werden konnte und jeder in die Mannschaft gedrängt hat. Es ist nie gut, wenn die Spieler wissen, dass sie sowieso spielen."

Anfangs lief es für den späteren Aufsteiger gar nicht mal so rund. Auf den Auftakterfolg gegen Ermreuth (1:0) folgte der erste Dämpfer in Weingarts (1:4), auch die nächsten beiden Auftritte in der Fremde gingen verloren. Zuhause gewann der TSV, nur auswärts folgten keine Punkte. "Der wichtigste Sieg war zu Saisonbeginn der dreckige 2:1-Erfolg in Neunhof, wo wir unsere ersten Auswärtspunkte geholt haben und wir fortan wussten, dass wir unsere Punkte nicht nur daheim holen können", so Martin. Langsam aber sicher arbeitete sich der TSV tabellarisch in vordere Gefilde und keine Mannschaft schaffte es mehr, sie zu schlagen. Verletzungen und Spielerausfälle machten dem TSV zwar weiterhin zu schaffen, aber nach der Niederlage gegen Moggast gewannen sie dennoch aus den restlichen acht Partien sieben Stück. "Ich muss zugeben, dass die Winterpause zum optimalen Zeitpunkt kam, weil es bei uns personell immer enger wurde." So wurde beispielsweise das Gipfeltreffen mit dem ärgsten Konkurrenten aus Weingarts aufs nächste Jahr vertagt.

In der Winterpause stand Martin plötzlich nur noch mit fünf oder sechs Spielern auf dem Trainingsplatz. Mehrere Akteure hatten sich beruflich und studiumsbedingt verabschiedet. Oder sie waren verletzt. "Das ging über Wochen so, erst in den letzten Trainingseinheiten vor dem Rückrundenstart hat sich das einigermaßen normalisiert", erinnert sich der Trainer. Als die Auftaktpartie in Rupprechtstegen mit 4:0 gewonnen wurde, fiel allen ein großer Stein vom Herzen. Es folgte ein schmutziger Sieg gegen Lauf und schon setzte Kirchehrenbach die Siegesserie fort. Keiner vermochte es, die Kicker vom Walberla zu schlagen, schließlich wurde Weingarts eingeholt und der erste Platz eingenommen. Auswärts gegen Eckenhaid knallten die Sektkorken und Kirchehrenbach war vorzeitig Meister.
Doch was waren die Ursachen für die sagenhafte Serie der Kirchehrenbacher? "Wir hatten drei bis fünf Spieler, die immer für ein Tor gut waren, wenn Niklas Stelzner mal nicht getroffen hat", nennt Martin den ersten Grund. "Wir sind alle Spiele hochkonzentriert angegangen und waren taktisch sehr variabel. Oft mussten wir in der Halbzeit umstellen und Positionen verschieben und haben das Spiel dann im zweiten Durchgang gewonnen." In den drei Jahren beim TSV hat Martin ganze Arbeit geleistet und diese Flexibilität stets gefördert. Intelligente, routinierte, robuste und junge, wilde Spieler erfüllten allesamt ihre Aufgaben. "Standards waren bei uns in diesem Jahr eine richtige Waffe, notfalls sind wir eben auf diese Weise auf die Siegerstraße eingebogen." Mit Philipp Eismann will der Trainer einen Spieler in seiner Defensive herausheben. Er stieg punktgenau nach der letzten Niederlage ein und verlor über die gesamte Saison hinweg keine einzige Partie. "Von dem Moment an, als er zurückkam, standen wir felsenfest."


Wehmütiger Abschied

"Es gibt nichts Schöneres, als sich mit einem solchen Erfolg zu verabschieden", sagt Martin, der bekanntlich neuer Trainer beim FC Burk wird. Als er im Februar seinen Abschied verkündete, hatte er noch keinen neuen Verein. Allerdings war damals der Aufstieg noch nicht absehbar, sondern er stand gerade mit einer Rumpftruppe auf dem Trainingsplatz. "Ich stehe voll hinter meiner Entscheidung", so der Trainer zu diesem Thema, auch wenn er seine Jungs schmerzlich vermissen wird. "Ich bin ja jetzt auch schon lange im Geschäft, aber so etwas wie nach unserem Aufstieg habe ich noch nie erlebt." Per Autokorso ging es am Tag der Meisterschaft zurück nach Kirchehrenbach, dort wurde die Mannschaft mit der Blaskapelle empfangen, es reihte sich eine Einladung an die nächste. Über mehrere Wochen wurde der Aufstieg zelebriert. "Das werde ich mein Leben lang in der Erinnerung behalten", so Martin.
Irgendwann werden auch die letzten Feierlichkeiten zu Ende gehen, Stephan Schleiwies wird dann als neuer Trainer seine Arbeit aufnehmen. Die Bezirksliga wartet auf den TSV, die Spieler stehen vor einer großen Aufgabe. "Man wird wieder einen großen Kader benötigen, aber wenn es der Verein schafft, die Abgänge gleichwertig zu ersetzen, werden sie den Klassenerhalt mit ihrer sehr guten Defensive erreichen", sagt Martin.