"Egloffstein leuchtet" und ist kaum wiederzuerkennen.
Man nehme: neun Studenten der Innenarchitektur und dazu einen Lkw voll mit 190 Lampen und 2,5 Kilometern Stromkabel und lasse die jungen Leute eine Woche lang jeweils nachts von 19 Uhr bis sechs Uhr in der Früh arbeiten. Heraus kommt als Ergebnis: "Egloffstein leuchtet". Unter diesem Motto ist ab sofort und eine Woche lang die Burg Egloffstein mit umgebenden Gebäuden in besonderer Weise ausgeleuchtet und bestrahlt.
Regierungspräsident Wilhelm Wenning, der diese Aktion der Coburger Hochschule und des Coburger Designforums feierliche eröffnete, sprach sogar von einem in Deutschland "einmaligen Projekt, das die architektonische Qualität der Dörfer und Städte ins recht Licht rückt". Vor allem den Einheimischen, die ihre Umgebung seit Jahrzehnten kennen, soll durch die Betonung einzelner Elemente eine neue Sichtweise eröffnet werden und damit ein neuer "Zugang zu ihrer Heimat" geschenkt werden.
Mit dem Lichtprojekt, das in Egloffstein seit dem Start 2006 zum 30. Mal stattfindet, will sich Oberfranken laut Wenning "als Lichtdesignstandort etablieren". Daher rief er die anwesenden Bürgermeister dazu auf, das Spektakel in Egloffstein als nachahmenswert für die eigene Gemeinde zu erleben und sich für eines der nächsten Projekte anzumelden.
Professor Auwi Stübbe, Vorsitzender des Coburger Designforums, lobte das Forum Oberfranken offensiv dafür, dass eine dauerhafte Finanzierung solcher Lichtprojekte ermögliche. Mit den Lichtprojekten wird einerseits den Studenten der Innenarchitektur die Kraft und Macht richtig eingesetzten Lichts praxisnah vor Augen geführt, andererseits eröffnen sich damit Städten und Gemeinden neue Möglichkeiten, das Licht nicht nur unter Sicherheitsaspekten zu betrachten, sondern auch als preiswerte künstlerische Gestaltungsmöglichkeit im Innenstadtbereich.
Rainer Kober, Vorsitzender von "Kronach Creativ" berichtete von der touristischen Vermarktung des Lichtevents in seiner Stadt.
Kunst als Wirtschaftsfaktor Man habe das Spektakel wegen des großen Erfolges bei der ersten Veranstaltung im Jahre 2006 zur Dauereinrichtung gemacht, deshalb extra einen Verein gegründet worden sei. An den neun Veranstaltungstagen seien bis zu 90 000 Gäste gekommen. Kober: "Damit wird die Kunst auch zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor." Und die Kronacher hätten mittlerweile gelernt, ihre Stadt in einer ganz anderen Perspektive zu betrachten - und nicht nur das, berichtete Kober.
Wie er erzählte, sah er, als er heuer im Mai während des Lichtevents nachts um halb zwei von einer Veranstaltung heimkam, wie in einer nahen Kirche noch Hunderte von Gästen einem Gospelchor lauschten, selber mitsangen und daher mit einem zufriedenen, guten Eindruck nach Hause gingen. "Menschen", so Kober, "die so einen Abend erlebt haben, beteiligen sich auch später bei anderen Aktionen und stärken so das ehrenamtliche Engagement".
Der Auftakt für die Lichtdesignwoche in Egloffstein fand in der Schlosskapelle statt. Die Egloffsteiner Burgspatzen sangen dazu das von Gemeindemitglied Oleg Popov gedichtete Heimatlied, der hiesige Posaunenchor unter Heinz Dietsch spielte einige Stücke, Bürgermeister Stefan Förtsch (CSU) und Ortspfarrerin Carin Knoke begrüßten die Gäste.
Förtsch erzählte, dass das Lichtprojekt in Forchheim vor zwei Jahren der Auslöser für die Bewerbung Egloffsteins gewesen sei und dass die Egloffsteiner Bürgerwerkstatt dieses Projekt maßgeblich vorangetrieben und auch die zahlreichen Veranstaltungen als Rahmenprogramm organisiert habe. Pfarrerin Knoke richtete ihren Blick gen Himmel und verglich die Lichtinstallation mit dem Licht des Lebens, "das vor allem in der Dunkelheit leuchtet und so den Weg des Lebens zeigt". Mit einer mächtigen Taschenlampe in der Hand führte anschließend der Projektleiter Professor Michael Müller zu den wichtigsten Stationen, angefangen vom Amtshaus über die Burg mit Burghof und Schlosskapelle bis hin zur Komtessenruh, und erklärte die Besonderheiten der gewählten Beleuchtung.