Schutt oder kulturelle Zeitzeugnisse?

1 Min
Fotos: Michael Gründel
Fotos: Michael Gründel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die ehemalige Gerberei Endres hat neue Besitzer und soll restauriert werden. Die alten Maschinen könnten die Lederherstellung dokumentieren.

Mehrere Container voll Schutt und Müll haben Viola und Thomas Korneli aus der ehemaligen Gerberei der Gebrüder Endres abtransportieren lassen. "Das Gebäude war bis oben hin zugemüllt", bestätigt die neue Besitzerin, die unter anderem einen Opel Baujahr 1953 aus dem Innenhof des Gebäudes bergen ließ. Das Haus am Marktplatz 14, in dem seit 1774 eine Gerberei nachgewiesen ist, soll restauriert werden.

Deshalb muss erst einmal alles raus. Auch die mehrere Meter hohen Färbetrommeln, die tonnenschweren Falz- und Pressmaschinen sowie Bodenwaagen und die sonstigen Gerberei-Geräteschaften, die über ein halbes Dutzend Transmissionsriemen angetrieben wurden. Ein Hinweis, dass die Gerberei Endres einstmals ein gut gehender Betrieb war.
Die Maschinen sind Zeitzeugen der Industriegeschichte Forchheims.

An Geräten nicht interessiert?

"Bislang hat sich niemand für die Maschinen und Geräte interessiert, die den Produktionsablauf der Lederherstellung dokumentieren könnte", sagt Viola Korneli. Museumsleiterin Susanne Fischer erklärt auf Nachfrage, dass sie bislang nicht darüber informiert worden sei, dass in der ehemaligen Gerberei möglicherweise Schätze schlummern.
Auch Kulturamtsleiter Dieter George bedauert: "Offiziell hat mir niemand Bescheid gesagt." Und der Fokus von Gerhard Zedler, als Leiter des städtischen Bauamtes auch Vertreter der unteren Denkmalschutzbehörde, lag zunächst nur auf dem Gebäude. Das Inventar gehe beim Verkauf an den neuen Besitzer über. Er allein könne entschieden, was damit geschehen soll, argumentiert Zedler.

Auf FT-Initiative hin suchten Zedler, George und Fischer das Gespräch und den Kontakt zu den neuen Besitzern der alten Gerberei. Ein spontanes Treffen fand bereits am Montag statt. Und es gebe auch schon ein Ergebnis, betont Kulturamtsleiter Dieter George. Das gemeinsame Bestreben von Museumsleiterin Susanne Fischer, dem Leiter des Kulturamtes und der Familie Korneli sei es, dass mit dem Abbau der riesigen Maschinen so lange gewartet wird, bis überprüft ist, ob es dafür Interessenten gibt.

Im Magazin des Pfalzmuseums gebe es jedenfalls keinen Platz dafür. Das berste aus allen Nähten. Statt dessen soll geprüft werden, ob die Maschinen und Geräte nicht irgendwo zwischengelagert werden können, ehe sie ihre neue Bestimmung finden.

Bereits beim Landratsamt abgegeben hat Viola Kornli ein ganzes Arsenal von Waffen, das in den Wohnräumen der ledig verstorbenen Brüder Endres gefunden worden war. "Zwei, drei Pistolen waren sogar noch scharf geladen", erzählt Viola Korneli, die unter einem Bett auch einen Drilling, eine Jagdwaffe, entdeckt hatte. Diese Waffen sind nun bei der Waffenverwertungsstelle des Landeskriminalamtes in München. Ehe sie vernichtet werden, sichten dort Experten, ob sich unter den eingereichten Kurz- und Langwaffen Sammlerstücke oder ganz besonders interessante Modelle befinden. Die werden dann thematisch geordnet in Museen zur Schau gestellt.