Steigende Lohnkosten machen es der Marktgemeinde Igensdorf unmöglich, die Obergrenze beim Zuschuss an die Musikschule zu halten.
Die Musikschule ist vom Marktgemeinderat Igensdorf genau unter die Lupe genommen worden. Vor drei Jahren hatte die Gemeinde mit fast 96.000 Euro eine Obergrenze für den Deckungsbeitrag beschlossen. Diese Obergrenze wurde nun mit 116.089 Euro überschritten.
Wie attraktiv ist die Musikschule eigentlich und woher kommt das hohe Defizit? Geschäftsleiter Michael Pfundt findet das Wort Defizit negativ und möchte lieber von einem Zuschuss der Gemeinde reden. Sabine Fischer, die Leiterin der Sing- und Musikschule, informierte die Räte über Stand der Dinge.
Eine Art Kundenzufriedenheit hatte man anhand anonymer Fragebögen abgefragt. Wie zufrieden ist man mit dem Instrumentalunterricht, gefallen die ausgewählten Noten und die Literatur, wie informiert sind die Eltern über das Musikschulleben und anstehende Konzerte? Dies wollten die Verantwortlichen der Musikschule wissen. Das Ergebnis sei hervorragend, denn im Durchschnitt wurde der Musikschule die Note 1,57 erteilt. "Das kann sich sehen lassen", meinte Sabine Fischer, die vorschlug, diese Kundenzufriedenheit in eine leistungsorientierte Bezahlung der Mitarbeiter einfließen zu lassen.
Marktgemeinderätin Martina Eggers (IU) freute sich ebenfalls über das gute Ergebnis, fand den Rücklauf von nur 25 Fragebögen bei 201 Schülern aber zu wenig. Negativ angemerkt wurde von den Eltern der Aufschlag für Auswärtige. Die Gebühren empfanden die meisten als angemessen oder zu hoch.
Was das Defizit betrifft, konnte Bürgermeister Wolfgang Rast (IU) klare Aussagen treffen. "Die Ausgaben sind fast vollständig Lohnkosten. Da können wir fast nichts deckeln", meinte Rast. Die Lohnkosten würden zwangsläufig immer nach oben gehen, außer man werfe Lehrer raus, was man nicht wolle. Knapp 21.000 Euro mehr als den beschlossenen Deckungsbeitrag müsse die Gemeinde zahlen.
Fünf Lehrkräfte höher eingestuft
Geschäftsleiter Michael Pfundt erläuterte dazu, dass fünf der Lehrkräfte in eine höhere Gruppierung eingestuft wurden und die regulären Tariferhöhungen ebenfalls zu Buche schlagen. Skeptisch war hier Martina Eggers (IU), weshalb dann ein neuer Gitarrenlehrer gesucht werde, obwohl die anderen Lehrer noch Stundenkapazität frei haben. Alle, außer im Fach Gitarre, erläuterte Sabine Fischer. Der Beschluss solle nur Handlungsspielraum geben, dass man sich nach einem Lehrer umsehen dürfe, wenn er gebraucht wird, falls neue Anmeldungen für das Fach Gitarre kämen.
Den Zusammenhang zwischen den sinkenden Schülerzahlen - immerhin sind es 106 Schüler weniger als vor vier Jahren - und den steigenden Kosten wollte Martina Eggers erläutert haben. "Je weniger Schüler, desto weniger Gruppen kann man bilden", erklärte Fischer.
Die Gemeinde regte nun an, die Deckungsgrenze wieder aufzuheben. Es sei unrealistisch, die 96.000 Euro zu erreichen, außer man streiche 20 Prozent der Stunden.
Dass das "Herunterfahren" der Stunden wenig Sinn habe, äußerte Barbara Poneleit (B90/Die Grünen) unter zustimmendem Nicken der Ratskollegen. Stattdessen könne ein Stundenlimit genannt werden. Die Musikstunden in der offenen Ganztagesschule werden jedoch von der Regelung ausgenommen, da sie komplett vom Staat bezahlt werden.
Dritter Bürgermeister Hans Jürgen Röhrer (SPD) regte an, die Entwicklung jährlich anzuschauen. Die dynamische Erhöhung der Gebühren, die von vielen Eltern kritisiert wurde, solle aber bleiben, wenn auch nicht in Höhe von fünf Prozent. "Das lässt sich durch die Tarifverhandlungen des öffentlichen Dienst rechtfertigen", fand Uwe Zollikofer (IU). Auch Bürgermeister Rast empfindet das als Zeichen der Transparenz und Ehrlichkeit. "Die Leute solidarisieren sich mit den Tarifverhandlungen, doch nun kommt die Kehrseite", machte Rast deutlich.
Einstimmig beschlossen wurde dann: die Obergrenze streichen, ein Stundenlimit von 140 Stunden setzen ohne die offene Ganztagesschule, die Beitragssteigerung an die Tarifverhandlungen anpassen und die Musikschule darf einen Gitarrenlehrer suchen.
Dann brachte Gemeinderat Günter Lang (B90/Grüne) einen ganz anderen Vorschlag: die Musikschule über den Schulverband laufen zu lassen, somit entfielen auch die Kosten dfür Auswärtige, weil Schüler aus Weißenohe oder Gräfenberg dazu gehörten. "Da müssten wir einen Antrag an den Schulverband stellen, die Musikschule zu übernehmen", sagte Rast, der erklärte, mit den Kollegen sprechen zu wollen.