Seit 28 Jahren lebt der Süditaliener mit seiner Frau und den beiden Kindern in Deutschland. Er betreibt die Eisdiele "Vesuvio" in der Apothekenstraße. Am Sonntag verabschiedet er sich für diese Saison mit "Canzone".
Salvo Vitale (64) ist Italiener. Mehr noch, Neapolitaner. Der "Chef" der Eisdiele Vesuvio in der Apothekenstraße, die eigentlich seinem Sohn Enzo gehört, hat den Beinamen "Eis-Caruso". "Den hat mir die Zeitung gegeben", berichtet der selbstbewusste Tausendsassa.
"Ein Fest ohne Musik ist kein Fest", behauptet Salvo. Schon als Kind hat er bei Familienfeiern gesungen. Seit vielen Jahren tritt Salvo zu den verschiedensten Anlässen öffentlich auf. Unter anderem hat er mit seinen Interpretationen der Songs von Adriano Celentano, Eros Ramazzotti, Ricchi e Poveri, Toto Cotugno, Drupi, Nino D'Angelo oder Umterto Tozzi den Bewohnern des Wichernheimes oder des Seniorenheimes in Streitberg bei italienischen Abenden große Freude bereitet.
Der Sohn kickte beim SSC
Salvo ist ein Bilderbuch-Italiener: "Piccolo" in der Statur, "Grande" in der Stimme und ein "Maestro", was die Eis-Kreationen anbelangt.
Seine Heimat vermisst er nicht, denn er pflegt die Kontakte nach Süditalien: "Im Herzen bin ich in Napoli. Beim SSC hat mein Sohn Enzo, der als Nachwuchstrainer bei der SpVgg Greuther Fürth arbeitet, das Fußballspielen gelernt."
Gerne erinnert sich Salvo an seine Kinderzeit im Cafe seines Vaters, der eine Konditorei, eine Pasticceria betrieb. "Mit zwölf hab' ich zwei Kisten aufeinander gestapelt, um einen italienischen Kaffee zu machen", erinnert sich Salvo. Da kann die beste Maschine der Welt nicht mithalten.
Als Jugendlicher arbeitete er im Betrieb seines Vaters mit. Seine Liebe galt den Motorrädern; einer Aprilia, Ducatti oder Moto Guzzi. "So eine Maschine ist für mich wie eine Harley Davidson für einen Amerikaner." Aber das Geld reichte nur zur Vespa, von der kleinsten bis zur 200er fuhr er sie alle.
"Wenn eine Ampel in Italien auf grün schaltet, starten die Motorräder von der ersten Reihe aus", lächelt Salvo.
Volle Taschen dank Mode
Irgendwann hatte er genug vom elterlichen Betrieb. "Ich wollte mein eigenes Ding machen." Und was liegt da in Italien näher als Mode. Salvo erwarb einen Transporter, kaufte Restbestände von Bekleidung und war damit in ganz Italien unterwegs. "Als ich nach meiner Rundreise von Neapel über Rom und Mailand, Bologna und Pescara zurück nach Napoli kam, war der Wagen leer und meine Taschen voll", strahlt Salvo, der in seiner Heimat zusammen mit seiner Frau Antonella auch schon Schuhe genäht und an den Großhandel weiter verkauft hat.
Doch der Wunsch, in Deutschland sein Glück zu versuchen, wurde immer stärker. 1987 zog er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Nürnberg. "Dort hab' ich erst als Pizzabäcker gearbeitet.
Ich musste erst einmal deutsch lernen. Aber ich habe immer mein Geld selbst verdient, sei es als Fensterputzer, im Schlachthof oder in einem Hotel."
Dann machte sich Salvo mit einem Lokal selbstständig. Spät abends, wenn weniger los war, unterhielt er seine Gäste mit "Canzone", mit Liedern. Seit 1997 lebt Salvo mit seiner Familie in Forchheim. Erst betrieb er eine Eisdiele in der Bamberger Straße, seit 2005 steht er vor und hinter dem Tresen der Eisdiele Vesuvio in der Apothekenstraße.
Kontakte intakt
"Ich bin glücklich. Ich vermisse nichts. Napoli trage ich im Herzen. Und wenn ich Sehnsucht habe und die Zeit es erlaubt, bin ich in zwei Stunden in Süditalien." Die Kontakte dorthin hat er stets gepflegt.
So war es eines seiner schönsten Erlebnisse, als seine Freunde alle mit Motorrädern auf ihn warteten. Auch für Salvo hatten sie eine Maschine reserviert.
"Das war grandios", schwärmt Salvo, der sich dabei fühlte, als wäre er nie weg gewesen. "Da legt sich in meinem Kopf ein Schalter um und alles ist wie früher."
Salvo ist einer von 241 italienischstämmigen Bürger im Landkreis Forchheim. Aber er ist eben Salvo. "Die Leute kommen in erster Linie zu mir, erst in zweiter Linie wegen dem Eis", meint er und ergänzt: "Die Kunden sind fast schon ein Teil meiner Familie." Für dieses Jahr verabschiedet er sich von ihnen am Sonntag, 4. Oktober. Natürlich mit Canzone.