Digitale Kunst ist mindestens so beeindruckend wie Ölmalerei. Davon möchte Reiner Schütz die Forchheimer überzeugen.
Manchmal ärgert sich Reiner Schütz über das Misstrauen gegenüber der digitalen Kunst. Der Forchheimer Maler und Grafiker war nahe dran, seine neuesten Werke unter dem Titel "Ist das noch Kunst?" auszustellen.
Aber auf diese provozierende Frage hat er verzichtet, denn für den 53-Jährigen stellt sie sich nicht mehr. "Ich bin mir sicher, auch ein Albrecht Dürer, würde er heute leben, hätte die digitalen Möglichkeiten für seine Arbeit genutzt."
Reiner Schütz ist schon seit Jahren in die "hochinteressante Auseinandersetzung zwischen Kunst und Computer" vertieft. Jetzt will er demonstrieren, wie malerisch digitale Bilder sein können. Etwa 20 auf Glas gedruckte Arbeiten wird er in den nächsten Wochen in den Rathaushallen präsentieren. Ein erster flüchtiger Blick erinnert an Pop-Art, aber die Schütz-Werke sind raffinierter.
Bei der Verarbeitung der Szenen aus der Forchheimer Einkaufs - und Freizeitwelt dienen ihm Fotografien als Grundlage. Zehn bis fünfzehn Fotos werden zu einer Collage verdichtet, wobei Schütz auf dem Bildschirm seines PCs einzelne Linien und Muster völlig neu betont und koloriert. Das Ergebnis erinnert teils an computertomografische Darstellungen, teils an japanische Holzschnitte, teils an flächig gemalte Ölbilder.
Reiner Schütz gehört zu jenen Künstlern, die ihre eigene Arbeit radikal in Frage stellen können.
Diese Eigenschaft hat es ihm erleichtert, seine gelernte Arbeitsweise weitgehend aufzugeben. Statt mit Öl, malt und zeichnet er nun meist mit der PC-Maus und dem Bamboo-Stift am i-Pad. "Ich habe mir sogar die Frage gestellt, ob ich die Malerei als Transportmittel überhaupt noch brauche", sagt Schütz. Für den Augenblick habe sich die Malerei mit Pinsel, Kreide, Leinwand oder Skizzenblock erübrigt. "Was nicht bedeutet, dass ich eines Tages nicht wieder darauf zurückkomme."
"Das muss ich zeigen!" Aber der Computer biete so viele Möglichkeiten: "Die hast du nicht, wenn du in der freien Natur malst". Als er zum ersten Mal sah, "was sich aus einem banalen Walberla-Foto herausholen lässt, wenn man es mit Hilfe des Computers neu zeichnet", war der Forchheimer Künstler "einfach baff" von dem Ergebnis: "Ich dachte mir, das muss ich den Leuten zeigen." Warum zum 1000. Mal ein Walberla-Aquarell ausstellen? Diese Frage möchte Schütz mit der Präsentation seiner digitalen Werke an das Forchheimer Kunst-Publikum weitergeben.
Vor zehn Jahren hatte er zuletzt in Forchheim ausgestellt. Jetzt, da er in eine neue Schaffensphase eingetreten ist, möchte er auch die hiesigen Kunstliebhaber davon überzeugen: "Das Misstrauen gegenüber der digitalen Kunst ist völlig unangebracht.
Es ist eine irrige Annahme zu glauben, dass, wer am Computer malt, einfach nur einen Knopf drücken muss."
Künstler wie David Hockney (75) hätten das ja auch schon lange sichtbar gemacht. Der britische Maler schuf schon in den 80er Jahren Bilder aus dem Farbkopierer und nutzt seit Jahren digitale Technik für seine Arbeit.
Die in Bits und Bytes festgehaltene Kunst erfordere dieselbe intensive Arbeitsweise wie ein Bild, das an der Staffelei entstehe, sagt Reiner Schütz. "Mit der bisherigen Malerei bin ich nicht mehr weitergekommen, doch die neue Praxis ist keine Flucht, sie ist mindestens so kreativ."