Forchheim: Qualität im Kellerwald soll Parkplätze ersetzen

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In der Stadtpolitik herrscht Konsens: Ein guter Kellerbetrieb hängt nicht von Parkplätzen ab, sondern von gut geführten Kellern. Foto: Josef Hofbauer
In der Stadtpolitik herrscht Konsens: Ein guter Kellerbetrieb hängt nicht von Parkplätzen ab, sondern von gut geführten Kellern. Foto: Josef Hofbauer

Die Stadträte wollen nicht noch mehr Autoverkehr an den Oberen Kellern.

Heinz Endres musste sich in den letzten Wochen viele Beschimpfungen gefallen lassen, für den Vorschlag seiner Stadtratsfraktion (FBF), am Kellerwald einen Parkplatz zu errichten. Gleichzeitig, das zeigte jetzt die Aussprache der Räte, hat die FBF-Anfrage einen wichtigen Nerv der Kellerwald-Politik getroffen.

Der Haupt- Personal- und Kulturausschuss einigte sich am Donnerstag, das Thema Parkplatz an den Oberen Kellern ad Acta zu legen. Bevor es dazu kam, wies Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) auf die 1135 Unterschriften einer Bürgerinitiative gegen das Vorhaben hin - und er räumte Heinz Endres Raum für eine persönliche Erklärung ein.
Der FBF-Rat betonte noch einmal, dass der Parkplatz-Vorschlag einer von sechs Punkten des Antrags war. In einer Demokratie müsse es doch möglich sein, Themen aufzuwerfen und zu besprechen. Stattdessen sei er von Mitgliedern der Bürgerinitiative beleidigt und bedroht worden.

Endres berichtete vom Vorschlag aufgebrachter Gegner, den FBF-Leuten "den Schädel zu spalten und abzuschlagen". Verständlich, sagte Manfred Hümmer (FW), dass Heinz Endres da emotional reagieren musste. Hümmer und einige andere Räte distanzierten sich "von solchen Aussagen".

Tenor des Ausschusses: Viele FBF-Vorschläge (Änderung der Verkehrsregelung; Neuorganisation der Abfallentsorgung und der Sicherheit) seien keineswegs abwegig; aber sie müssten im Zuge der längst geforderten Kellerwaldsatzung geregelt werden. Ein neuer Parkplatz jedenfalls sei schlicht überflüssig, sagte Manfred Hümmer: "Denn außerhalb der Annafestzeit wird er nicht benötigt und während des Annafestes reicht er nicht aus."

Den Schutz des Waldes sowie der Flora und Fauna reklamierten gleichermaßen Manfred Hümmer, Udo Schönfelder (CSU), Annette Prechtel (FGL) oder Ulrich Schürr (JB). Zudem forderte Schürr, die vom FBF aufgeworfenen Themen durch eine "einheitlichen Regelung" zu klären. Ein neuer Parkplatz würde lediglich zu einem Park-Such-Verkehr im "Schmuckstück Kellerwald" führen, gab Lisa Hoffmann (SPD) zu bedenken. Oder der Parkplatz würde von Jugendlichen als Einladung "zum Vorglühen" während des Annafestes missbraucht, sagte Manfred Hümmer..


Nauf die Keller

"Zu kurz gesprungen" seien die FBF-Vorschläge, meinte Thomas Werner (CSU); sämtliche im Antrag enthaltene Anregungen würden ja demnächst in der "schon beauftragten Kellerwald-Satzung" geregelt. Darüber hinaus gelte, so Thomas Werner kategorisch: "Keine weitere Eingriffe im Kellerwald."

Nicht zufällig heiße es in Forchheim, "Wir gehn nauf die Keller", betonte Annette Prechtel: "Eben, weil man hinaufgeht - man fährt nicht hinauf." Menschen mit Handicap wiederum hätten die Gelegenheit, mit dem Mietwagen direkt vor die Keller zu fahren. Eine Neuregelung der Verkehrsführung in den Straßen rund um den Kellerwald lehnte die FGL-Rätin entschieden ab: Das würde "neuen Verkehr anlocken und alles verstopfen". Schon die bestehende Regelung sei während der Festzeit ziemlich entnervend.

Die Räte einigten sich auf den Vorschlag von OB Kirschstein: Lediglich die bestehenden Parkplätze sollten so "geordnet werden", dass möglicherweise mehr Parkraum für behinderte Menschen entsteht. Zudem beauftragten die Räte die Verwaltung, zu prüfen, ob eine "ganzjährige Öffnung der Toiletten" nötig sei.
Am Ende herrschte weitgehend Konsens, den Sebastian Platzek (FDP) so ausdrückte: "Entscheidend ist, wie die Keller geführt werden.Neue Parkplätze würden da keine Impulse setzen." Hans-Werner Eisen (CSU) brachte diesen Konsens auf die Formel "Attraktivität durch Qualität, nicht durch Parkplätze". Das Beispiel Kreuzberg zeige: "Wo die Leute mit dem Auto bis vor die Tür fahren, dort verlieren die Keller ihre Kelleratmosphäre."