Beim Open-Mind-Festival dreht sich alles um Toleranz und die Feier der Unterschiede. Dies geschieht aber nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Herzlichkeit und viel Humor.
"So open minded waren wir noch nie", sagte Karin Bernhardt, mit einem glücklichen Lachen im Gesicht. In der Nähe stand ein farbenfrohes Plakat auf dem der Satz "Die Welt ist bunt, Gräfenberg auch" prangte.
Es war viel los beim Open-Mind-Festival in Gräfenberg. Ob auf den Bänken vor dem historischen Rathaus oder beim englischen Doppeldeckerbus, in dem es Getränke und die Tonträger der auftretenden Bands zu kaufen gab. Viele Leute unterschiedlichen Alters schauten auf die Bühne, andere unterhielten sich mit Bekannten oder ließen sich eine Semmel oder Pizza schmecken.
Lockere Atmosphäre
Stimmungsschlager hallten über den historischen Marktplatz. Erwachsene tanzten, die Kinder standen ganz nah an der Bühne, überwältigt von der Musik, dem Bass und der lockeren Atmosphäre, die ansteckend wirkte.
Knallorange sind die T-Shirts der Bandmitglieder, die gerade tanzen und singen. "Die Schmetterlinge der Lebenshilfe" heißt das gute Dutzend körperlich beeinträchtigter Menschen, die bei der Lebenshilfe Lauf ihr Zuhause haben und jetzt jede Menge Spaß an dem großen Auftritt in Gräfenberg.
Entdeckt wurde die Gruppe von den Organisatoren bei dem Mühlenkraftfestival in Pegnitz. "Wir fanden sie so kraftvoll. Uns hat es die Schuhe ausgezogen", sagt Stephan Trykowski, der das Open-Mind-Festival seit seiner Gründung im Jahr 2005 organisiert. Er und die anderen Organisatoren sind mit diesem Festival sehr zufrieden. Endlich habe man das Festival so umgesetzen können wie erhofft und erträumt. Mit den "Schmetterlingen", die stimmkräftig Schlagerhits ins Mikrofon schmettern und auch auf den Instrumenten überzeugen, erzeugte das veranstaltende Bürgerforum eine Win-win-Situation. "Sie lieben es, auf der großen Bühne aufzutreten, und wir brauchen einen stimmungsvollen Übergang vom Kinderprogramm", erklärt Trykowski.
Für Flüchtlingskinder war der Eintritt fürs Kinderprogramm frei. Kinder verstehen wohl auch ohne Sprache, was Wolfgang Tietz, der bekannte Puppenspieler aus Haidhof, mit seinen Puppen aussagt. So manches Kind kam direkt zum Künstler nach vorne, um mit großen Augen die liebevoll gestalteten Puppen zu betrachten. In seiner Rolle als Kapitän Hansen entführte Wolfgang Tietz die vielen Kinder auf eine abenteuerliche Reise.
Die Kinder riefen ihm zu, lachten und klatschten, als Hansens Enkelin und ein blinder Passagier auf einer Insel landeten, die sich später als Rücken einer schlafenden Riesenschildkröte entpuppte.
Flüchtlinge musizieren
Der Gräfenberger Marktplatz füllte sich unterdessen mit immer mehr Leben. Gegenüber der großen Bühne griffen einige Männer zu den Instrumenten. Es handelte sich im Flüchtlinge aus Erlangen: Musiker aus Armenien oder Aserbaidschan, die sich zu einer Band zusammengeschlossen haben und sich für den Auftritt in Gräfenberg beworben haben. "Miasin Zam" nennt sich die Gruppe. "Miasin" ist armenisch und bedeutet "zusammen" und "zam" ist das bayerische Wort für zusammen.
Die Klarinette dominierte und animierte die Zuschauer zum Mitwippen. "Ich finde die Stimmung immer so schön", meint Oli. Er ist jedes Jahr dabei und hilft dann als Sicherheitsmann. Am Abend standen die San2 und die Kapelle Petra auf der Bühne. Vor dem Auftritt munkeln die Besucher von einem Überraschungsgast, der mit auf der Bühne stehen soll.
Und tatsächlich steht da plötzlich eine grell geschminkte Blondine im Zebrakleid bei Kathrin Meinhardt. Meinhardt ist ein Neuzugang im Organisationsteam, "ein Glücksgriff", wie Trychowski lobt.
Meinhardt hatte die Idee mit der Moderatorin entwickelt, die etwas an den Transvestiten "Mary" erinnert. "Monique da Costa" nennt sich der Überraschungsgast und zumindest die Gräfenberger erkennen hinter dieser Blondine Kai Laufer, den Bruder des Stadtrats Lars Laufer.