Und wie reagieren die Schülerinnen und Schüler auf die Tanzaktion? "Sich vor das Rathaus hinzustellen und zu tanzen, kostet schon Überwindung und Mut", betont Döbrich. "Viele sind sofort angetan und manche sind eher zurückhaltend." Nach der Tanz-Demo, auf der sich über 100 Forchheimer gegen Gewalt "erhoben haben", geht es für die Gymnasiasten wieder zurück zum Unterricht. Lehrerin Döbrich betont: "Der Flashmob ist auf jeden Fall sinnvoll. Ich habe mich total gerne dafür engagiert."
"Ein Thema, das im Verborgenen schwelt"
Die Gleichstellungsbeauftragte am Landratsamt Forchheim Christine Galster begrüßt das Engagement bei "One billion rising". "Das Thema Gewalt gegen Frauen wird leider unterschätzt und schwelt häufig im Verborgenen", so Galster. Die Gewalt nehme unterschiedliche Formen an: Einerseits physisch, zum Beispiel durch den Ehemann oder Ex-Partner, der handgreiflich wird. Andererseits psychisch, wenn Frauen und Mädchen beispielsweise Opfer von Stalkern werden. Dass Männer Frauen nachstellen und sie verfolgen, sei ein zunehmendes Problem - auch im Kreis Forchheim, so die Gleichstellungsbeauftragte.
In Deutschland sind 2017 statistisch insgesamt 138 893 Menschen Opfer von Gewalt durch Partner oder Ex-Partner geworden. 147 Frauen wurden dabei sogar getötet, das ergab die im November in Berlin vorgestellte "Kriminalstatistische Auswertung zu Partnerschaftsgewalt" des Bundeskriminalamtes.
Dass auch in der Region vielen Frauen Gewalt angetan wird, kann Monika Vieth, die Leiterin des Weißen Rings in Forchheim bestätigen. Der Opferhilfeverein betreute im vergangenen Jahr 34 aktuelle Fälle, darunter waren 30 Fälle von Gewalt gegen Frauen. Das häufigste Problem war Stalking. Glücklicherweise werde die Straftat heutzutage stärker wahrgenommen und verfolgt. Vieth betont, dass Gewalt gegen Frauen in allen sozialen Schichten stattfinde, nicht wie fälschlicherweise angenommen nur in sozial schwachen Familien. Die betroffenen Frauen und Mädchen hätten zudem enorm damit zu kämpfen, dass ihnen keiner glaubt oder ihnen niemand zuhört.
Der Leiterin des Weißen Rings Forchheim ist es deshalb wichtig, dass Außenstehende Zivilcourage zeigen, wenn sie mitbekommen, dass andere Frauen unter Gewalt leiden. Sie rät: Sofort Hilfe anbieten und nicht nicht wegschauen! Die Polizei informieren! Den betroffenen Frauen Mut machen und darauf hinweisen, dass es Hilfe gibt!
Kontakte für Hilfesuchende
Frauen, die Hilfe suchen, können sich an den Weißen Ring Forchheim unter 09545 509099 wenden. Weitere Infos auch hier https://forchheim-kreis-bayern-nord.weisser-ring.de/ Außerdem gibt es das bundesweite Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: Unter 08000 116 016 bietet es vertraulich, kostenfrei und rund um die Uhr Unterstützung und online auf www.hilfetelefon.de.