Offensive für die Ostspange

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An der Veranstaltung nahmen alle politisch Verantwortlichen teil. Foto: Franz Galster
An der Veranstaltung nahmen alle politisch Verantwortlichen teil. Foto: Franz Galster
Reinhard Seeber Foto: Franz Galster
Reinhard Seeber Foto: Franz Galster
 
Das Publikum lauscht aufmerksam. Foto: Franz Galster
Das Publikum lauscht aufmerksam. Foto: Franz Galster
 
Thomas Silberhorn steht hinter dem Projekt. Foto: Franz Galster
Thomas Silberhorn steht hinter dem Projekt. Foto: Franz Galster
 
Hermann Ulm mit Marcus Steurer im Gespräch Foto: Franz Galster
Hermann Ulm mit Marcus Steurer im Gespräch Foto: Franz Galster
 
Martin Knorr, Johannes Heinlein und Marcus Steurer Foto: Franz Galster
Martin Knorr, Johannes Heinlein und Marcus Steurer Foto: Franz Galster
 
Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse. Foto: Franz Galster
Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse. Foto: Franz Galster
 
"Ich bin kein Politiker, habe nichts zu verkaufen oder anzupreisen", sagte Uwe Zeuschel vom Staatlichen Bauamt Bamberg. Er steuerte Zahlen und Fakten bei. Foto: Franz Galster
"Ich bin kein Politiker, habe nichts zu verkaufen oder anzupreisen", sagte Uwe Zeuschel vom Staatlichen Bauamt Bamberg. Er steuerte Zahlen und Fakten bei. Foto: Franz Galster
 
Johannes Heinlein Foto: Franz Galster
Johannes Heinlein Foto: Franz Galster
 
Martin Knorr Foto: Franz Galster
Martin Knorr Foto: Franz Galster
 

Am Umgehungsprojekt Forchheim/Gosberg scheiden sich die Geister. Eine Infoveranstaltung der Befürworter stieß auf großes Interesse.

Beeindruckt schaute Marcus Steurer auf einen vollen Saal. Die Gemeinde Pinzberg, die Stadt Forchheim und die Bürgerinitiative Südumgehung Forchheim hatten zu einer - klar positiv positionierten - Infoveranstaltung für die Ostspange eingeladen. Um die 200 Zuhörer waren gekommen. Steurer, selbst Gemeinderat in Pinzberg, moderierte die Aussprache, für die sich alle politisch Verantwortlichen - Staatssekretär MdB Thomas Silberhorn (CSU), die Abgeordneten MdL Michael Hofmann (CSU) und Thorsten Glauber (FW), sowie die lokalen politischen Mandatsträger - eingefunden hatten. Alle waren bemüht, ein starkes Signal für die Realisierung der Ostspange und die Aufnahme in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplan (BVWP) auszusenden.


BI legt ihre Meinung dar

Die Sprecher der Bürgerinitiative Südumgehung Forchheim, Martin Knorr und Johannes Heinlein, stimmten mit einer Präsentation auf den Abend ein. Demnach sind 1970 in 24 Stunden 11 993 Fahrzeuge auf der B 470 durch Forchheim gefahren - 2010 waren es 22 554. "Das sind mehr als viermal so viel wie im bayerischen Durchschnitt", so Knorr. Mit der Umgehung würden die Ortsdurchfahrten von Forchheim und Gosberg um rund 15 600 Fahrzeuge täglich entlastet. Weitere Vorteile sind für die BI ein Stopp der Wertminderung in Wohngebieten und der Abwanderung sowie eine Aufwertung der Fränkischen Schweiz durch staufreie Wege. Sie verwiesen zudem auf Gemeinden wie Heiligenstadt, Wiesenttal oder Waischenfeld, die das Projekt ebenfalls herbeisehnen würden. Die BI bereitet eine Petition vor, die bisher rund 5000 Unterschriften aufweist.


Zahlen und Fakten

"Ich bin kein Politiker, habe nichts zu verkaufen oder anzupreisen. Ich möchte kalte Fakten von mir geben." Damit stellte Bereichsleiter Uwe Zeuschel vom Staatlichen Bauamt Bamberg seine Position klar. Er sei nur Verkehrsplaner. Es handele sich um eine Maßnahme im Mittelzentrum Höchstadt-Forchheim-Ebermannstadt-Pegnitz. Die Baulänge der Umgehung Forchheim-Ost beträgt insgesamt 6,9 Kilometer. Einschließlich Flutbrücken gibt es acht Brückenbauwerke. Die Kosten werden derzeit mit 38,4 Millionen Euro veranschlagt. Das Verlagerungspotenzial für den Durchgangsverkehr Gosberg veranschlagt Zeuschel auf 65 Prozent. Ein Verkehrsgutachten von 2000/2011 hat für die Ortsdurchfahrt Forchheim im Jahr 2015 zwischen 12 800 und 28 400 Fahrzeuge pro 24 Stunden vorhergesagt, für Gosberg 13 800 bis 16 700. Ein vorläufiges grünes Band der Ostumgehung stellt die Kompromisslinie der beteiligten Kommunen dar. Es sind Verschiebungen von 200 bis 400 Meter in der Planung möglich.

Für Landrat Hermann Ulm stellt sich nicht die Frage, ob die Umgehung gebaut wird, sondern wie. "Die Lebensqualität vor Ort und die Anbindung für die Pendler im Hinterland sind wichtige Kriterien." Ulm befürchtet einen demographisch gespaltenen Landkreis: einerseits die Wachstumsregion der Regnitzachse, andererseits den Bevölkerungsrückgang in den Dörfern im östlichen Landkreis. "Da ist es schon zynisch, zu sagen, man braucht keine Verkehrsverbesserung, die Bevölkerung geht ohnehin zurück. Hier werden Ursache und Wirkung verwechselt." 1800 Projekte sind im bevorstehenden BVWP angemeldet, berichtete Thomas Silberhorn. Die Umgehung war bereits 2003 im BVSP und wurde dann wieder herabgestuft. Jetzt habe man in einem naturschutzrechtlichen Planungsauftrag jeden Zentimeter ausgewertet. "Deshalb wundere ich mich heute über die Gegner." Er bemängelt die Straßenführung von Kersbach nach Gosberg mit den 90-Grad-Kurven oder der ungünstigen Einmündung bei Wiesenthau. Gleichzeitig warnt auch er vor Abwanderung der Bevölkerung. "Ich bin kein Straßenbaufetischist. Das Projekt ist einfach wichtig."

Ähnlich äußerte sich MdL Michael Hofmann. Er sprach sich für sensiblen Umweltschutz aus.
MdL Thorsten Glauber wies darauf hin, dass Kreisstraße FO2 einmal für 2000 Fahrzeuge am Tag geplant worden sei - heute seien es 15 000. "Die Lösung darf nicht wieder 40 Jahre dauern."
Eine Podiumsdiskussion gab es nicht. Dafür hatten alle Besucher nachher ausgiebig Zeit zu formlosen Einzelgesprächen mit den Verantwortlichen. Zuhörer Alfons Eger, ein erklärter Gegner des Projektes, zeigte sich enttäuscht.
Er hätte sich eine große Aussprache gewünscht. Die Kommentare der Besucher waren ansonsten ziemlich einhellig: "Ich finde es gut, dass so viele Verantwortlichen da waren", meinte Karola Klimko aus Gosberg, "das ist besser als ein einzelner Redner."


Anwohner klagen

"Früh um 5 Uhr ist die Nacht vorbei", sagte Tanja Wagner zur Situation an der Durchgangsstraße in Gosberg. Dann sei es wie an der Autobahn. "Am Sandsteinmauerwerk meines Hauses sehen Sie die Spuren von Verkehrsschäden. Wenn ich aus meinem Hof fahren will, brauche ich manchmal 15 Minuten", sehnt Robert Kemeth das Projekt herbei.
Altbürgermeister Hans Schuster erzählte, dass er bereits in den 70er-Jahren die Umgehung im Sinn hatte. Damals allerdings zwischen Gosberg und Dobenreuth.