Obertrubacher gründen Dorfladen-Gesellschaft

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Die Stimmzettel werden an die neuen Mitglieder ausgegeben. Foto: Franz Galster
Die Stimmzettel werden an die neuen Mitglieder ausgegeben. Foto: Franz Galster
Die verantwortliche Mannschaft Foto: Franz Galster
Die verantwortliche Mannschaft Foto: Franz Galster
 
Gregor Scheller (l.) und Thomas Laitsch Foto: Franz Galster
Gregor Scheller (l.) und Thomas Laitsch Foto: Franz Galster
 
Die Versammlung Foto: Franz Galster
Die Versammlung Foto: Franz Galster
 
Markus Grüner, Kurt Haas und Thomas Laitsch (v. l.) Foto: Franz Galster
Markus Grüner, Kurt Haas und Thomas Laitsch (v. l.) Foto: Franz Galster
 
Die Schlüsselpersonen Thomas Laitsch und Wolfgang Gröll Foto: Franz Galster
Die Schlüsselpersonen Thomas Laitsch und Wolfgang Gröll Foto: Franz Galster
 

In Obertrubach ist eine Dorfladen-Gesellschaft gegründet worden. Spannend war die Frage, ob das erforderliche Kapital zusammenkommen würde.

Als 2017 der Dorfladen in Obertrubach aus Altersgründen geschlossen wurde, war es für die Obertrubacher sofort klar, dass sie so eine wertvolle Einrichtung, gleichsam die Seele eines Dorfes, möglichst schnell wiederbeleben wollten. Jetzt erfolgte die Gründung einer Dorfladen-Gesellschaft im Saal des Bildungshauses.

Dabei zeigten die rund 150 Besucher ihr Interesse an einer Beteiligung. Der Erfolg hatte viele Mitwirkende.

Die Gemeinde ergriff im letzten Jahr die Initiative und lud den Unternehmensberater Wolfgang Gröll als Spezialisten für Dorfläden zu einer Sonderbürgerversammlung ein, die großes Echo fand. In der Folge bildete sich ein Arbeitskreis. Mit Thomas Laitsch als Vorsitzendem und seiner Frau Elke Stein aus Herzogwind fand sich Tandem, das die Entwicklung mit Idealismus und Herzblut vorantrieb.


Ehepaar erwarb Gebäude

Zudem funktionierten die Verbindungen in der Gemeinde. Das Ehepaar Jürgen und Bianca Häfner aus Untertrubach erwarb das Gebäude des bisherigen Kaufhauses Wölfel und will es sanieren. Im Parterre löst der neue Dorfladen den alten ab. Die Gemeinde steht dabei Pate. Sie gibt den neuen Besitzern mit einer zehnjährigen Mietgarantie eine Investitionssicherheit und vermietet den Dorfladen an die Dorfladen-Gesellschaft weiter.

Bürgermeister Markus Grüner (CSU) dankte allen Unterstützern bis hin zu Pfarrer Werner Wolf, der von der Kanzel Werbung für das Projekt gemacht hat. Es sollte ein genossenschaftlich orientierter Dorfladen entstehen. Auf Wunsch des Arbeitskreises übernahmen Elke Stein und Jürgen Wölfel die Versammlungsleitung.

Spannend war die Frage, ob das erforderliche Kapital zusammenkommen würde. 80.000 Euro war die Idealgröße für die Zeichnungen, 250 Euro kostete ein Anteil.

"Obertrubach hat einen großen Zusammenhalt, ich bin zuversichtlich, dass das Projekt Dorfladen gelingt", sagte die Leiterin der Bildungsanstalt und Hausherrin Anja Wicht und schloss ihre Rede mit einer Beteiligungszusage. "Es gibt keinen Grund, nicht teilzunehmen, ich werde Teil der Genossenschaft", zog MdL Thorsten Glauber (FW) nach. "Der Begriff Teilhaber gefällt mir als Schwarzem besser als Genosse", meinte MdL Michael Hofmann (CSU) und trat ebenfalls bei. Er wusste da noch nicht, dass der Begriff Genosse durch Mitglied im Vertrag ersetzt und üblich ist.

Hofmann dankte den Akteuren, namentlich Thomas Laitsch, für die Arbeit. Landrat Hermann Ulm (CSU), terminlich verhindert, trat in Abwesenheit der Genossenschaft bei.

Dass eine Steigerung möglich ist, bewiesen die Bankenvertreter. Kurt Haas (Sparkasse Forchheim), überreichte einen Scheck von 5000 Euro als Starthilfe. "Was einer nicht schafft, schaffen viele. Dazu ist der genossenschaftliche Gedanke ideal", meinte Gregor Scheller von der Volksbank Forchheim und drückte Thomas Laitsch ein Kuvert in die Hand mit dem Kauf von 40 Anteilscheinen. Das bedeutet eine Beteiligung mit 10.000 Euro. "Schöne Worte sind nicht genug, bereit sein, hier einzukaufen ist wichtig", mahnte Scheller.


15 Personen im Arbeitskreis

"Wir haben mit 15 Personen im Arbeitskreis seit Herbst 2017 viel Zeit und Grips aufgebracht. Wir sind angetreten, dass der Dorfladen funktioniert, die Zeichner sollen ihr Geld gut angelegt wissen", unterstrich Laitsch. Er dankte Wolfgang Gröll als Berater und der Familie Häfner für die Überlassung der Geschäftsräume. Zusammen mit Gröll präsentierte Laitsch auch die Ziele. 320 Anteile sind zur Vorfinanzierung nötig. Die politische Gemeinde steht für die nötigen Bürgschaften ein.


Sorge um die lokale Gemeinschaft

Im Vordergrund steht die Sorge um die lokale Gemeinschaft, nicht die Gewinnmaximierung. Jeder haftet maximal mit seiner Einlage. Die Mindestlaufzeit beträgt acht Jahre. Der Gesellschaftsrat vertritt die stillen Gesellschafter. Für das erste Wirtschaftsjahr ist ein Umsatz von 380.000 Euro angestrebt, gesteigert auf 400.000 Euro im dritten Jahr mit einem Betriebsergebnis von 5500 Euro oder ein Prozent.

Elke Stein ließ Veronika Steinlein zur Schriftführerin und Bernd Reichel als Wahlleiter bestimmen. Es folgte die formale Abstimmung zu Rechten und Pflichten der Mitglieder. Die Satzung wurde mit 143 Stimmen einstimmig angenommen.


Strahlende Gesichter

Strahlende Gesichter gab es, als das Ergebnis der Einlagen laut Listen bei 79.250 Euro bekannt gegeben wurde, nicht gerechnet die obigen Zusagen. Man hatte praktisch eine Punktlandung hingelegt.

Für den Gesellschafterrat strebte der Arbeitskreis eine Vertretung aus allen alten Orten der Gemeinde Obertrubach an. Zwei Sitze sind mit Zustimmung der Mitglieder der Gemeinde und der Volksbank, vertreten durch Bürgermeister Markus Grüner und Markus Habermann, fest zugeordnet. Die restlichen vier Sitze belegen nach geheimer Wahl Nadine Wohlfahrt-Pflaum (Obertrubach), Andreas Kirsch (Untertrubach-Wolfsberg), Christine Berner (Bärnfels) und Ulrich Meierhöfer (Geschwand).

"Ich bin begeistert, was ihr auf die Beine gestellt habt, und bin überzeugt, das läuft", hatte Gröll schon im Vorfeld gesagt und anschließend mit großer Professionalität den umfangreichen Prozess mit abgewickelt. Er wird auch weiterhin beratend zur Seite stehen.

Kleine Nebengeschichte: Christoph Liebig aus Berlin hat mit seiner jungen Familie Obertrubach seit vier Jahren im Urlaub kennen und lieben gelernt. Er entwickelte die Logos, Faltblätter, Plakate und alles was, mit Grafik zu tun hat. "Eine Vorleistung für den Dorfladen, dass es gelingt, schließlich möchte ich hier auch einkaufen", sagt er. Er war zu diesem Gründungsabend aus Berlin angereist.